Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
wir uns nun darüber einig, daß ich diese Rolle spiele?«
    »Nein, darüber sind wir uns noch nicht einig«, sagte sie ernst.
    »Auch gut. Was wünschen Sie zum Frühstück? Wir haben Eier und Schinken und Schinken und Eier. Sie können auch Koteletts auf französische oder amerikanische Art haben. Dann steht Hummer in Büchsen zur Verfügung; soviel ich weiß, ist das ein Lieblingsgericht von Leuten aus Edmonton -«
    »Woher wissen Sie denn, daß ich aus Edmonton komme?« fragte sie argwöhnisch.
    »Das haben Sie mir doch selbst gesagt«, antwortete er, nicht im mindesten verblüfft. »Als ich Sie neulich zu Bett brachte, haben Sie im Schlaf gesprochen.«
    »John«, sagte Penelope ärgerlich. »Sie sind unfein.«
    Diese ganze Unterhaltung wurde durch eine kleine Türspalte geführt.
    Penelope machte sich später klar, daß es sich nicht für sie schickte, mit einem Matrosen zu flirten. Im Grunde war es natürlich gar kein Flirt, aber die anderen hätten es dafür halten können. Freilich war es schwer, John wie einen gewöhnlichen Seemann zu behandeln. Es gab jedoch keinen Grund, warum sie höflicher und liebenswürdiger hätte sein sollen, als es die gewöhnlichen Umgangsformen verlangten. Sie nahm sich fest vor, von jetzt ab dem Steward gegenüber eine gelassene und ruhige Haltung zur Schau zu tragen.
    Allerdings lag es nicht in ihrer Natur, kalt und abweisend zu sein, und sie konnte ihn auch nicht vor den Kopf stoßen. Aber wenn sie sich ihm gegenüber nicht anders einstellte, würde sich wohl wenig an ihrem jetzigen Verhältnis ändern. Außerdem war die Tatsache, daß John der einzige an Bord war, von dem sie wenigstens einige Informationen erhielt, ihrem Wunsch sehr hinderlich. Sie wußte gefühlsmäßig, daß Mr. Orford nicht gerade gut auf sie zu sprechen war. Er zeigte zwar keine direkt feindliche Gesinnung, aber sein Benehmen zeugte auch nicht von begeisterter Freundschaft. Aus irgendeinem Grunde hatte ihr Erscheinen auf der ›Polyantha‹ einen sorgfältig vorbereiteten Plan gestört. Sie dachte lange darüber nach, welcher Art dieser Plan wohl sein könnte, aber sie fand keine Lösung. Die Fahrt dieser Jacht hatte nicht den Charakter einer Vergnügungsreise - das war klar. Es lag über allem etwas Geheimnisvolles und Düsteres. Sie hatte zwar weder den dicken Bobby Mills noch den guten Mr. Orford in Verdacht, daß sie irgendein Verbrechen begangen hatten, und doch - warum stahlen sie sich so heimlich durch den Kanal? Warum änderte das Schiff dauernd den Kurs, warum wurden alle Lichter gelöscht? Was war mit Hollin, diesem unangenehmen Menschen, der ewig Zigarren rauchte? Und was hatte seine Kappe mit der ganzen Sache zu tun?
    Sie legte die Hand auf ihre klopfenden Schläfen. Je länger sie darüber nachdachte, desto unheimlicher und verwirrender erschien ihr die ganze Situation. Die Schwierigkeit ihrer eigenen Lage drückte sie nicht so sehr, sie war ja völlig, unabhängig, ihre Zeit gehörte ihr, und es machte ihr wenig aus, ob die ›Polyantha‹ zu den Südsee-Inseln oder zum Nördlichen Eismeer fuhr. Und trotz der sonderbaren Zustände auf der Jacht fühlte sie sich hier sicher.
    Sie erinnerte sich an die Seegeschichten, die sie in ihrer Jugend gelesen hatte. Vielleicht war die ›Polyantha‹ auf einer Entdeckungsfahrt, um geheime Schätze zu heben, oder sie hatte geschmuggelte Waffen an Bord. Sie dachte darüber nach, welches Land sich wohl im Kriegszustand befände und die Dienste des Schiffes in dieser Weise in Anspruch nehmen könnte.
    John servierte ihr das Mittagessen und war zum erstenmal recht schweigsam.
    Penelope war darüber etwas beunruhigt, denn sie hätte gerne verschiedenes gefragt. Aber erst als er das Geschirr abräumte, schien er sich in ein Gespräch einlassen zu wollen.
    »Wir bekommen bald gutes Wetter«, sagte er plötzlich ohne irgendwelchen Zusammenhang.
    Sie schaute durch das offene Kabinenfenster. Der Himmel und die See waren gleichmäßig grau, und ein Schleier von Regenwolken zog sich am westlichen Horizont hin.
    »Werden wir nicht irgendeinen Hafen anlaufen, bevor wir in die Südsee kommen?«
    Er blieb mit dem Tablett in der Hand stehen.
    »Habe ich gesagt, daß wir in die Südsee fahren? Wenn ich das getan habe, war es ein Scherz. Ich weiß überhaupt nicht, wohin die Fahrt geht. Sicher müssen wir irgendwo anlaufen. Ich weiß aber nicht, welche Dispositionen der Captain getroffen hat. Ich habe mich noch nicht darum gekümmert.«
    »Fürchten Sie denn gar nicht,

Weitere Kostenlose Bücher