Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
dauernd in den Ohren, daß er im Entdeckungsfalle sieben Jahre ins Gefängnis gesteckt wird, daß man seinen Namen von der Liste der Ärzte streicht und daß er dann lebenslänglich ruiniert ist.«
    »Warum hat er es dann überhaupt getan?« fragte Penelope ein wenig kühl.
    »Weil Dr. Fraser ein Verwandter von uns ist. Sie verzeihen uns doch, Miss Pitt?«
    »Ich sehe nicht ein, was das ausmachen soll, ob ich Ihnen vergebe oder nicht«, erwiderte sie lächelnd. »Sie hätten es mir doch vorher sagen können. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, die Rolle eines interessanten Patienten zu spielen.«
    »Das allein hätte aber nicht genügt«, sagte Bobby ernst.
    »Sie wissen schon, daß wir nach Vigo fahren?« Sie nickte.
    »Das hat Ihnen wieder John erzählt - er ist doch ein zu schwatzhafter Kerl. Das tut er bloß, weil ...«
    »Warum tut er das?«
    »Nun ja, Männer sind eigentlich geborene Klatschbasen«, sagte er ganz unlogisch.

12
    Als sich die ›Polyantha‹ am frühen Morgen der felsigen, im blauen Nebel verschwimmenden Küste Spaniens näherte, sprang Penelope aus dem Bett, zog sich rasch an und ging an Deck.
    Sie war erstaunt, auch Mr. Orford schon dort anzutreffen. Da der Morgen kühl war, hatte er einen Wintermantel angezogen und den Kragen hochgeschlagen. Seine Hände steckten in den Taschen, und er schaute düster und unzufrieden zur Küste hinüber.
    Er fuhr zusammen, als sie ihn ansprach.
    »Sind Sie schon so früh auf, Miss Pitt?«
    Sie glaubte zu bemerken, daß er sie böse anschaute, und ihr Argwohn wurde noch vermehrt, als er mit dem Kopf nach dem Lande hinwies.
    »Das ist nun so Ihre Idee«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Meine Idee? Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen, Mr. Orford.«
    »Wenn sich erst Gefühle in eine gute Organisation mischen, geht die Organisation zum Teufel«, erwiderte er bitter. »Ich dachte, Sie seien die Ursache, daß wir nach Vigo fahren, aber vielleicht irre ich mich auch.«
    Sie sah ihn verwundert an, ohne ihn zu verstehen.
    »Daß wir in Vigo anlegen, ist die größte Verrücktheit«, sagte er dann wieder und zuckte die Schultern. »Ich habe es schon erlebt, daß Leute wegen geringerer Anlässe ins Irrenhaus gesperrt wurden.«
    »Ich dachte, die Maschinen seien nicht in Ordnung?« begann sie.
    »Die Maschinen nicht in Ordnung?« fuhr er auf. »An Bord der ›Polyantha‹ ist nichts in Unordnung - merken Sie sich das! Die ›Polyantha‹ war niemals mehr auf der Höhe. Aber in dem verrückten Hirn dieses Jungen stimmt etwas nicht«, sagte er hitzig. »Man quält sich sechs Monate lang ab, eine Sache aufs glänzendste zu organisieren, und dann -« Er sah sie scharf unter seinen buschigen Augenbrauen an. »Vielleicht können Sie auch wirklich nichts dafür.« Er wandte sich plötzlich ab und ging weiter.
    Und sie hatte ihm doch gerade heute morgen die ganze Wahrheit über Cynthia Dorban mitteilen wollen. Sie war aufgewacht und hatte an Borcombe, an Stone House und den geheimnisvollen Koffer denken müssen und hatte beschlossen, Mr. Orford ins Vertrauen zu ziehen. Aber er schien nicht in der Stimmung zu sein, sich etwas erzählen zu lassen.
    Um neun Uhr lief die ›Polyantha‹ in den Hafen von Vigo ein. Die Stadt lag im Morgensonnenschein, und sie bot einen imponierenden Anblick. Im Hintergrund erhoben sich die Berge. Bei näherer Besichtigung sollte sie ihr später weniger anziehend erscheinen.
    Ein kleines Motorboot wurde hinuntergelassen, und John half Penelope beim Einsteigen. Er hatte sich fein herausgeputzt, trug einen neuen, dunkelblauen Matrosenanzug und eine Mütze mit einem schwarzen Seidenband, auf dem in goldenen Buchstaben ›Polyantha‹ stand.
    Sie hatten die Zollschranken passiert und gingen durch eine enge Gasse zur Hauptstraße.
    »Warum haben Sie mir eigentlich gesagt, daß die Schiffsmaschinen repariert werden müßten?« fragte sie ihn plötzlich.
    »Müssen sie denn nicht repariert werden?« erwiderte er mit geheucheltem Erstaunen.
    »Sie wußten doch ganz genau, daß das nicht notwendig war. Sie stecken mit Mr. Mills unter einer Decke. Warum haben Sie die ›Polyantha‹ nach Vigo fahren lassen? Mr. Orford dachte zuerst, ich sei daran schuld.«
    »Ich glaube, Sie tun dem armen Bobby unrecht. Er hat einen ganz besonderen Grund, Vigo anzulaufen, wenn die Geschichte mit den Maschinen nicht wahr sein sollte. Hier ist übrigens die Hauptstraße.« Mit diesen Worten schnitt er das Thema ab.
    »Hier können Sie alles kaufen, was Sie

Weitere Kostenlose Bücher