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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
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entgegen.
    Welches Kleid würde sie wohl heute tragen? Wieder das grüne, in dem er sie kennengelernt hatte?
    Langsam senkte sich die Klinke der Tür. Behutsam wurde sie aufgedrückt.
    Das Lächeln in den Augen Fennimores verschwand. Verwundert starrte er in die stahlgrauen Augen des Fremden an der Tür.
    »Ich bin der Kellner«, sagte der Mann, »hier ist Ihre Suppe.«
    Er stellte eine Terrine Fleischbrühe auf den Tisch.
    »Ich habe keine Suppe bestellt.«
    »Ich weiß«, sagte der Mann und hielt plötzlich eine Pistole in der Hand. »Essen Sie Ihre Suppe. Los, schnell!«
    Fennimore blickte zum Teller. Die Angst saß ihm im Nacken. Warum mußte er die Suppe essen? War sie vergiftet?
    »Ich…« begann er stotternd.
    Der Lauf der Pistole senkte sich etwas. Ihre Mündung zeigte jetzt genau auf Fennimores Magen. Er spürte einen eiskalten Klumpen in seinem Leib, seine Kehle war mit einem Male wie ausgedorrt. Fennimore schluckte. Seine Augen traten vor Angst etwas aus den Höhlen, sein Adamsapfel ruckte nervös auf und ab.
    »Essen!« befahl die Stimme des Mannes schneidend. In seinen Augen schimmerte eine tödliche Kälte. Das Blau seiner Pupillen war so verwaschen, daß es sich kaum von dem Weiß des Augapfels abhob.
    Mit zitternden Händen griff Fennimore zum Löffel. Er tauchte ihn in die Suppe und verschüttete die Hälfte, als er den Löffel zum Mund führte.
    Dann spürte er die Suppe auf seiner Zunge. Sie war warm und wohlschmeckend, unterschied sich in nichts von anderen.
    Fennimore versuchte, den Geschmack eines Giftes auf seinem Gaumen zu spüren. Abei er merkte nichts. Die Speise war ohne den geringsten Beigeschmack.
    »Schlucken!« kommandierte der Mann in der Kellnerkleidung. Einen Augenblick lang wollte Fennimore die Suppe wieder ausspucken. Die Angst, die Furcht vergiftet zu werden, tobte als rasender Gedanke durch sein Hirn.
    Doch dann sah er wieder in die dunkle, todbringende Mündung der Pistole und in die Augen des Mannes.
    Vielleicht ist alles nur ein Scherz. Ich kenne den Mann doch gar nicht. Was soll er schon von mir wollen. Vielleicht ist es ein Verrückter, der andere Leute nur dazu zwingt, Suppe zu essen, und dann zufrieden ist, versuchte Fennimore sich einzureden. Er schluckte und spürte, wie die Suppe warm durch seine Speiseröhre in den Magen lief.
    »Weiter!« kommandierte der Mann mit der Pistole.
    Fennimore löffelte die Suppe in sich hinein. Seine Angst war verschwunden. Er wollte nur diesen Kerl los sein. Hastig schlürfte er den ganzen Teller leer.
    Endlich war er fertig. Aufatmend blickte er den Mann an.
    »Und jetzt?« fragte er.
    Der Mann in Kellnerkleidung zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
    »Mund halten! Warten!« kommandierte er. Mit den Ellbogen stützte er sich auf die Tischkante, seine Pistole zeigte unverrückt auf den Magen Fennimores.
    Der Kassierer lehnte sich auf seinen Stuhl zurück. Er versuchte, dem Befehl des Mannes zu gehorchen. Die Stille lastete schwer im Raum. Für Fennimore war sie eine Last, die sich auf seinen Brustkasten legte und ihm von Minute zu Minute mehr den Atem nahm. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Erst ganz klein und kaum sichtbar. Dann entstanden Tropfen, die in breiten Spuren an seinen Wangen herunterliefen. Die Angst kehrte bohrend in sein Hirn zurück. Sie war mit einem Male wieder da und beherrschte seinen ganzen Körper. Er zitterte. Seine Hand fuhr zur Kehle, als wollte er sich von einer Umklammerung befreien.
    »Hören Sie«, schrie er plötzlich auf, »was wollen Sie eigentlich noch von mir. Ich habe alles getan, was Sie wollten!«
    »Sie sollen ruhig sein. Noch ein Wort, und ich brumme Ihnen eine Kugel in den Bauch«, knurrte der Mann.
    Fennimore schloß seinen Mund. Er preßte die Lippen fest aufeinander, um nicht aufzuschreien. Die Angst machte ihn fast verrückt. Doch er wagte nicht sich zu rühren. Die Pistole erstickte seine Widerstandsgedanken im Keim.
    Es dauerte drei Stunden. Mit einem Male wußte Fennimore, daß er sterben mußte. Brüllender Schmerz fuhr in seine Eingeweide und drohte sie zu zerreißen.
    Es war kein Gift, keine Kugel, die seinem Leben ein Ende machte. Es war ganz einfach ein Trick. Der Trick des »Tigers«, der jetzt diabolisch lächelte, seine Kellnerkleidung auszog und das Geld vom Tisch langsam in seine Taschen stopfte.
    Für ihn war alles planmäßig gelaufen.
    »Was wollen Sie nun tun, Jerry?« fragte der Chef. »Bisher liegt noch nicht der geringste Ansatzpunkt für uns vor.«
    Wir

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