0462 - Die Rache des Schlangendämons
Wirklichkeit zu werden. Er wußte, daß es funktionieren mußte.
Davon geträumt hatte er schon sehr, sehr lange.
Seit jenem Moment, in dem der Silbermond in seine Sonne stürzte und das System der Wunderwelten aufhörte zu existieren. Damals, als die MÄCHTIGEN, diese unheilvollen und unbegreiflichen Wesen aus den Tiefen des Universums, zugeschlagen und das Wertvollste vernichtet hatten, das die Druiden jemals besaßen…
»Bald«, flüsterte Merlin. »Bald wird alles anders sein…« Er lächelte.
Durch Caermardhin gellte ein langanhaltender, durch Mark und Bein gehender, furchtbarer Schrei!
Ein Schrei, wie Merlin ihn niemals zuvor in seinem fast unendlich langen Leben gehört hatte. Ein Schrei, von dem man sich nicht vorstellen konnte, daß er einer menschlichen Kehle entstammen konnte.
Und Merlin lächelte nicht mehr.
***
Im Tempel der Kälte waren die drei Priester, die zugleich der Krieger-Kaste angehörten und damit auch zu den Anhängern der Kälte-Lehre, die für den Schutz des Tempels wie auch der Sektenmitglieder zuständig waren, aber auch für die Durchsetzung von Vorschriften - und für die Beseitigung von Gegnern, welche sich nicht mit Argumenten zum Schweigen bringen ließen - wieder eingetroffen. Sie machten dem Tempelherrn ihre Aufwartung und meldeten sich zurück. Nur kurz war ihr Bericht über den Versuch der Forscher, mit dem Kälte-Tor eine künstliche Öffnung zwischen den beiden so unterschiedlichen Welten zu schaffen. »Wir müssen also davon ausgehen, daß dieses Tor nur unvollständig funktioniert, denn die beiden Freiwilligen kehrten nicht durch das Kälte-Tor zurück, sondern an einem anderen Ort im Dschungel.«
Der Oberste der Priester, der dem in der Welt der Menschen umgekommenen Orrac Gatnor von den Sümpfen im Amt gefolgt war und Gatnors Traditionen hochhielt, verzog das breite Echsengesicht. Sein Unterkiefer verschob sich leicht schräg, als er die Zahnreihen entblößte und damit seine Unzufriedenheit kundtat. »Auf der einen Seite ist es natürlich erfreulich, die Wissenschaftler versagen zu sehen, andererseits aber haben sie Kälte-Technologie verwendet, nur daß sie dabei nicht wie wir zur Magie gegriffen haben, sondern diese Technologie nur auf rein physikalischer Basis anwenden… Aber andererseits ist eben eine Technologie, die auf der Lehre unseres Tempels basiert, und damit ist es auch ein ärgerlicher Rückschlag für uns selbst! Das ist nicht gut, gar nicht gut für uns… Was ist mit Norr? Was sagt er dazu? Ist er nicht hinaus in den Dschungel geflogen, um dort die zurückgekehrten in Empfang zu nehmen, oder stimmen meine Informationen in diesem Punkt nicht? Ihr wart doch dabei. Was hat Norr veranlaßt, dieser ständige Quertreiber und Besserwisser?«
»Reek Norr sagt gar nichts mehr dazu und kann auch nichts mehr veranlassen, weil er bedauerlicherweise im Dschungel umgekommen ist«, sagte einer der drei Priester-Krieger, dessen Stimme dabei aber überhaupt nicht bedauernd klang. »Herr, habt Ihr nicht von dem gewaltigen Buschbrand gehört, der plötzlich ausgerechnet in dem Dschungelbereich ausbrach, in dem sich Reek Norr und die beiden zurückgekehrten Freiwilligen aufhielten? Leider haben wir keine Gelegenheit mehr, nach der Ursache dieses Brandes zu forschen.« Und dabei klopfte er leicht auf die Laserwaffe, die er am Gürtel seines Priestergewandes trug und die zum Supermodernsten gehörte, was jemals in der Echsenwelt hergestellt worden war. Sicherheitskräfte durften im Einsatz diese Waffen tragen und benutzen, von denen es erst ein paar gab, aber daß auch die Priester der Kälte bereits über diese High-tech-Mordinstrumente verfügten, war allgemein unbekannt. Man tat auch gut daran, in der Öffentlichkeit nichts darüber verlauten zu lassen. Die Laserwaffen befanden sich illegal im Besitz des Tempels.
Der Oberpriester schmatzte zufrieden. »Wenigstens etwas Erfreuliches«, stellte er gelassen fest. Reek Norr tot zu wissen, war eine große Erleichterung für ihn. Norrs Position war immer umstritten gewesen. Viele gönnten ihm seine Machtbefugnisse nicht. Und es war fraglich, ob für ihn ein Nachfolger bestimmt werden würde. Sein Job würde wohl innenpolitischen Ränkespielen zum Opfer fallen - wobei auch die Priester der Kälte mitmischten und Maulwurf-Arbeit betrieben. Aber ohne einen solchen Überwacher, der ihnen immer wieder dazwischenfunkte, wenn er nachweisen konnte, daß die Arbeit der Kälte-Priester gar nicht so uneigennützig war, wie sie
Weitere Kostenlose Bücher