0463 - In den Fängen eines Teufels
Er mochte diesen Begriff nicht, aber er ließ sich auch nicht ausrotten und wurde so manches Mal zu einer traurigen Tatsache.
Automatisch dachte der Inspektor an die Mädchen. Sie waren nicht alle ins Wochenende gefahren, einige von ihnen mußten sich noch im Schloß aufhalten.
Aber wo befanden sich ihre Räume?
Um dies herauszufinden, blieb dem Chinesen nichts anderes übrig, als das Schloß systematisch zu durchsuchen. Und dabei wollte er auch nicht die Kellerräume oder Gewölbe auslassen, die es sicherlich gab.
Schritte ließen ihn aufhorchen. Durch eine sich öffnende Tür trat der Hausmeister. Er sah Suko in der Halle stehen und schlenderte auf ihn zu. Den Werkzeugkasten trug er nicht mehr.
»Warten Sie noch immer auf den Chef?«
»So ist es.«
Der Hausmeister holte eine kurze Zigarre aus der Kitteltasche und zündete sie an. »Schade, da kann ich Ihnen auch nicht helfen. Meiner Ansicht nach müßte er noch hier sein.« Er paffte einige Wolken, und Suko sprach in sie hinein.
»Aber Sie haben ihn nicht gesehen?«
»Nein, nicht in der letzten Viertelstunde.« Der Hausmeister grinste.
»Aber der Lift funktioniert wieder. Wenn Sie ihn benutzen wollen, bitte.«
»Vielleicht später. Sagen Sie mal, Mister…«
»Sagen Sie Hugh.«
»Okay, Hugh. Wie viele Schülerinnen befinden sich noch im Schloß?«
Hugh hob die Schultern. »Exakt kann ich Ihnen das auch nicht sagen, Sir. Ich glaube sechs.«
»Das denke ich auch. Nur habe ich keines der Mädchen gesehen. Wo könnten sie sich aufhalten?«
»In den Zimmern.«
»Sind die abgeschlossen?«
»In der Regel nicht. Soll ich sie Ihnen zeigen?«
»Das wäre toll.«
»Ja, kommen Sie mit.«
Hugh war ein gemütlicher Typ. Vor sich hinpaffend, ging er zum Lift.
Suko hatte noch eine Frage. »Wer lebt eigentlich unter dem Dach? Ich habe da Gauben gesehen.«
»Ich.«
»Wie? Das gesamte…«
»Nein, nur ein Zimmer. Es ist nicht groß, aber ich bin zufrieden. Miete brauche ich nicht zu bezahlen, Verpflegung auch nicht, und ich bekomme noch ein paar Pfund raus. Das reicht für meine Bedürfnisse. Mal ein Bierchen, eine Zigarre. Was will der Mensch noch mehr?«
»Da haben Sie recht.«
Hugh nickte und deutete in den Gang. »Hier sind wir am Ziel. Die Räume rechts und links.«
Suko schüttelte den Kopf. »Es kommt mir vor, als wären alle Schülerinnen ausgeflogen.«
»Das wundert mich, Sir.«
»Wieso?«
»Ich habe mit einem Ohr mitbekommen, daß sie eigentlich eine Fete feiern wollten.«
»Und die ist ausgefallen?«
»Hören Sie etwas, Sir?«
»Nein.«
»Da ist immer viel los. Na ja, Sie sind Polizist und können ruhig einen Blick in die Zimmer werfen. Da brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben.«
Die beiden so unterschiedlichen Männer begannen mit der Durchsuchung. In den ersten Zimmern fanden sie keinen Menschen. Die Räume sahen so aus, wie man sie verläßt, wenn man für einige Tage wegfährt. Aufgeräumt und geputzt.
Hinter der vierten Tür war alles anders. Der Hausmeister schaltete jedesmal das Licht ein. Auch jetzt tat er das und gab einen erschreckten Laut von sich.
»Da, Sir!«
Das Girl mit den blonden Locken und dem blauen Kleid lag wie tot auf dem Bett. Ein Arm über die Kante gerutscht, die Fingerkuppen berührten den Boden.
»Bleiben Sie zurück, Hugh«, sagte Suko leise und ging auf Zehenspitzen vor. Das zweite Bett, es stand im rechten Winkel zum ersten, war leer.
Sukos Herzklopfen ließ nach, als er sich neben dem Mädchen zu Boden kniete.
Die Schülerin war nicht tot, sie schlief nur, aber so fest, daß sie sich nicht einmal rührte, als Suko sie an der Schulter rüttelte. Als hätte ihr jemand ein Schlafmittel verabreicht.
Suko legte den Arm wieder zurück und richtete sich auf. »Sie schläft«, erklärte er.
»Ein Glück.«
Die beiden Männer verließen das Zimmer und durchsuchten die folgenden Räume.
Auch hier fanden sie in einigen von ihnen schlafende Mädchen vor, die ebenfalls aussahen wie Tote.
»Wie kann jemand nur so tief schlafen?« fragte der Hausmeister.
»Dazu noch in dem Alter.«
Suko schloß auch die letzte Tür in der Reihe. »Indem man Schlaftabletten nimmt.«
»Wieso das denn?«
»Das frage ich mich auch.« Suko räusperte sich. »Fünf Mädchen haben wir tatsächlich gefunden, aber hatten sie nicht von einem sechsten gesprochen?«
»Da war ich mir nicht sicher. Ich habe auch keine Schülerin gemeint, sondern Alexandra Dalton.«
»Sie ist nicht in ihrem Zimmer«, sagte Suko.
Hugh verzog
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