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0465 - Das Biest

0465 - Das Biest

Titel: 0465 - Das Biest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anders entscheiden, werde ich mich damit auch zufriedengeben.«
    Dr. Markham räusperte sich.
    »Ich muß mir das reiflich überlegen«, sagte er. »Hinzu kommt, daß ich morgen wieder Dienst habe. Zum Teufel, es reizt mich natürlich ungeheuer, eine andere Welt kennenzulernen. Aber ich glaube nicht, daß ich mir dafür werde freinehmen können. Und Sie wissen wiederum nicht, wann Ihr Freund aus Italien eintrifft. Wissen Sie was? Lassen wir es einfach darauf ankommen.«
    Er drückte Zamorra eine Visitenkarte in die Hand. »Darauf stehen meine private Telefonnummer und meine Direktdurchwahl im gerichtsmedizinischen Institut. Wenn es losgeht, rufen Sie mich an, dann sage ich Ihnen, ob ich Sie begleiten kann und will oder nicht. Okay, Bruder?«
    Zamorra lächelte. »Okay. Hier können wir ohnehin jetzt nichts tun; gesehen haben wir die Stelle und wissen ungefähr, worauf wir uns einlassen. Fahren wir jetzt also zurück und plündern ein Restaurant.«
    ***
    Der mutierte Riesenkäfer kauerte unmittelbar vor Shedo. Immer noch hielt er den Kristall zwischen seinen Beißzangen. Er war der Göttin jetzt so nah, daß er sie mit den Mandibeln jederzeit berühren konnte. Ein schnelles Zupacken, und er würde ihre Beine durchtrennen können. Oder, etwas weiter aufgerichtet, ihren Körper in der Mitte durchschneiden. Wenn er wollte, konnte er sie jederzeit töten und fressen. Dazu mußte er nur den Kristall fallenlassen. Aber es schien, als hätten Shedos Worte in ihm so etwas wie Neugier geweckt.
    »Was muß ich tun?« fragte er abgehackt und knackend, knarrend. »Zeige es mir.«
    Shedo beugte sich vor. »Du mußt diesen Sternenstein festhalten«, sagte sie. »Und du mußt dir etwas wünschen. Du mußt dir ganz genau vorstellen, was du willst.«
    »Ich will dich fressen.«
    »Nein, das willst du nicht«, wehrte Shedo ab. »Denn du brauchst mich noch. Du kannst dir alles andere zum Fressen wünschen, kannst es dir erschaffen. Stell dir eine fette, riesengroße Made vor, die du verzehren kannst. Sie wird vor deinen Augen entstehen. Oder wenn du lieber Grünfutter magst, laß Blätter und Halme und Zweige so groß werden, daß du dein ganzes Leben lang daran knabbern kannst, ohne jemals wieder hungrig zu werden. Du mußt es dir nur vorstellen, gerade so, als würdest du es schon fertig vor dir sehen.«
    Das Riesenbiest verharrte. Es schien nachdenken und Shedos Worte verarbeiten zu müssen. Noch während er überlegte, spürte Shedo einen Gedankenruf.
    Er mußte von weither kommen.
    Julian! Wo bist du? Melde dich! Antworte!
    Der Ruf wurde ständig wiederholt, über eine lange Zeit. Selbst der Käfer schien ihn zu registrieren.
    »So ein Unsinn«, rief Shedo. »Es gibt hier keinen, der Julian heißt. Warum also will jemand, daß er sich meldet?«
    Der Käfer interessierte sich nicht weiter dafür. Er begann jetzt, mit dem Kristall zu experimentieren. Seltsame Dinge, die nur der nichtmenschlichen Vorstellungskraft eines niederen Insektes entstammen konnten, materialisierten und wuchsen an, wurden immer zahlreicher und lästig. Shedo versuchte dem Käfer den Kristall wieder abzunehmen. Aber das riesige, experimentierwütige Biest wich vor ihr zurück.
    »Bleib stehen!« verlangte Shedo, die Wahnsinnige. »Gib mir den Glitzerstein zurück! Du richtest Unfug damit an! Hör auf damit!«
    Aber das Biest ließ den Dhyarra nicht mehr los. »Er ist mein, er macht mich göttlich«, erwiderte er. »Wenn du ihn mir abnehmen willst, werde ich dich fressen.«
    Daran hatte Shedo verständlicherweise kein Interesse. Obgleich sie längst ihren Verstand verloren hatte, besaß sie immer noch einen gesunden Selbsterhaltungstrieb, auch wenn der sich nicht mehr in normaler Form zeigte.
    Das Biest zog sich weiter von ihr zurück.
    »Was du da erschaffst, stört die Harmonie meines Volks!« schrie Shedo.
    Das Biest ignorierte ihren Protest und fuhr fort zu experimentieren und bizarre, unbeschreibliche Dinge zu erschaffen. An einigen knabberte es, andere schienen keinen besonderen Zweck zu erfüllen.
    Mein Volk! dachte Shedo. Es braucht doch Hilfe! Es braucht neue Körper!
    Sie erinnerte sich an einen ihrer Untertanen, der vor kurzem bei ihr gewesen war. Er brauchte sehr dringend eine neue Hülle. Und da war doch etwas gewesen. Dieser telepathische Ruf, der sie erreicht hatte…
    Er war von einem weiblichen Bewußtsein ausgesandt worden.
    Von einem? Shedo hatte den Eindruck, daß es mehrere gleichzeitig gewesen waren. Aber sie konnte es nicht so gut

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