0465 - Ein Steckbrief für die Marco Polo
steht."
Merceile, die neben Ovaron und Schekonu auf den großen Tisch zukam, sagte: „Wir sollten schleunigst starten."
Roi Danton stand auf, band die Papierserviette wie eine Schleife um den Stiel der Blume und machte vor Merceile einen barocken Kratzfuß.
„Die schönste Blume der schönsten Cappine -oder heißt es Cappucine ?dieses Schiffes hier!" sagte er leuchtenden Auges.
„Aus Schaumgummi?" fragte Ovaron anzüglich.
„Nein", sagte Roi. „Echt Natur. Stellen Sie sie einfach in Atlans Wasserglas, Schönste. Teilen Sie mein Rührei und meinen Kaffee, Merceile?"
Sie setzte sich neben ihn.
Das alles wurde untermalt von den Geräuschen der Kraftwerke aus dem Schiffsinnern. Sie liefen noch immer mit durchaus beachtlichen Kapazitäten. Die riesige Schiffszelle vibrierte zwar mit sehr hohen Schwingungen, aber das Geräusch übertrug sich auf sämtliche Metallteile. Man gewöhnte sich schnell daran. Und alte Raumfahrer wachten sogar auf, wenn es in der MARCO POLO ganz ruhig war.
Die Zentrale wurde heller. Die Sonne kletterte höher, und das intensive Rot des Lichtes, das die Schirme übertrugen, nahm geringfügigab. In einem rhythmischen, aber unregelmäßigen Takt erschütterten die Treffer das Schiff. Noch immer steigerten die Takerer die Wucht ihrer Schüsse.
Schekonu fragte: „Ich habe schon gegessen - was werden wir jetzt unternehmen?"
Ovaron meinte: „Vermutlich wird Rhodan versuchen, einen Schnellstart durchzuführen."
Atlan sagte: „Vermutlich wird Rhodan alles andere tun, nur keinen Schnellstart versuchen. Jetzt sind wir deshalb in Sicherheit, weil das verstärkte Feuer auf die Takerer selbst zurückschlagen würde. Wenn wir..."
Rhodan kam herein und blieb hinter Atlan stehen.
„... wenn wir aber in größerer Höhe wären, könnten uns erstens mehr und zweitens Geschütze mit größerer Energie beschießen.
Das würde selbst der Paratronschirm nicht aushalten. Ich warte nur auf die erste Reaktion der Takerer, die vom inzwischen gewohnten Schema abweicht. Das kann in zehn Minuten geschehen, in einer Stunde oder in drei Tagen. Das Schiff ist klar, Atlan?"
Atlan blickte auf dem Tisch umher, der sich immer mehr mit Geschirr und Essen füllte. Inzwischen hatten sich alle Cappins, Terraner und Gäste eingefunden, von denen man wesentliche Beiträge zur Diskussion erwarten konnte. Sie saßen um den großen Tisch herum, der sich in einem Winkel der Zentrale befand. Hier bildeten wuchtige Schaltschränke und Programmierpulte der Bordpositroniken einen Winkel.
„Wir haben das Wasser an Bord, das Solarium ist voller Büsche und Bäume, und kein Mann befindet sich außerhalb der schützenden Schiffszelle. Keine einzige Reparatur mehr, die Hälfte der Mannschaft oder etwas mehr schläft."
„Ausgezeichnet", sagte Rhodan durch den Lärm der Einschläge. „Wir warten nur noch auf Gucky und Ras Tschubai."
Während sie warteten, wurden sie beobachtet.
Nicht die Männer in der Zentrale, sondern das Schiff, die Insel, der See. Derjenige, der sie beobachtete, war ein Cappin.
Ein Takerer.
*
Sein Name war Schekret.
Er saß, ein großer, schlanker, fast dünner Mann, in einem hochlehnigen, modern geformten Sessel. Ein Zufall hatte ihn in die Lage versetzt, diesen Eindringling zu sehen. Schekret, Angehöriger des takerischen Geheimdienstes und vorgesetzter Verantwortlicher aller wissenschaftlichen Abteilungen von Leffa, residierte seit langer Zeit hier oben, im einhundertfünfzigsten Stock des Gebäudes.
Schekret saß vor einem riesigen Schreibtisch, der neben seiner rechten Hand in einem Bogen nach hinten abknickte. In die schräge Fläche waren fünf verschiedene Nachrichtenschirme eingearbeitet. Ein sechster stand, eingeschaltet und ein gestochen scharfes, dreidimensionales und farbiges Bild liefernd, halbrechts vor dem Fenster. Hier, von seinem riesigen Büro auf der Oberfläche des höchsten Gebäudes dieser Fabrikstadt, sah Schekret mit seinen purpurfarbenen Augen die Kugel des Schiffes und die Insel, fast am Horizont. Es war, als habe sich plötzlich vor der Stadt ein zweieinhalbtausend Meter hohes Gebirge aufgetürmt - in nur sechsunddreißigtausend Metern Abstand.
„Alles muß sehr genau geplant werden", sagte Schekret leise zu sich selbst. „Die Lage ist fünfmal so kompliziert, wie sie mir augenblicklich erscheint."
Schekret ‘sah das viele Papier auf seinem Schreibtisch: es waren Meldungen. Analysen, Anfragen und Mutmaßungen, Vorschläge und Bitten.
Sie alle hatten nur ein
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