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0465 - Ein Steckbrief für die Marco Polo

Titel: 0465 - Ein Steckbrief für die Marco Polo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Freizeit im Solarium das Schauspiel eines sich bewegenden, seine Farbe und sein Aussehen verändernden Baumes zu zeigen."
    Shya schlug ihm begeistert auf die Schulter.
    „Genau das werden wir tun, Joak. Sie haben mich da auf eine tolle Idee gebracht."
    Cascal drehte das Blatt in seinen Fingern und meinte: „Wir sollten uns trotzdem beeilen. Ich habe bemerkt, daß der Beschuß stärker geworden ist. Die Pausen zwischen den einzelnen Einschlägen sind kürzer geworden. Außerdem werden uns die Takerer in Kürze beobachten. Durch Sonden oder durch direkte Beobachtung vom Ufer aus."
    „Wenn sie es nicht schon jetzt tun."
    Shya deutete auf die Menge der Bäume, die immer mehr abnahm.
    „Wir sind in einer Stunde fertig. Wie sieht es mit der Wasseraufnahme aus?"
    Cascal schaltete seinen Minikom ein, wählte einen Anschlug und sagte leise: „Cascal hier. Ich möchte nicht stören - aber wie weit seid ihr mit der Wasseraufnahme? Ich habe gehört, ihr wollt Antigrav-Gleitbahnen verwenden."
    Er bekam eine kurze Antwort: „Sehen Sie nach Westen, also etwa zur Mitte der Stadt. Dort haben wir einen kleinen Strukturriß geschaffen."
    Cascal und Shya drehten sich um.
    Auf beiden Seiten der Stadt befanden sich Forts, im Zentrum des sichelfömigen Streifens riesiger Bauten gab es keine Festung. Also konnte direkt von Westen kein Beschuß stattfinden. Dort hatte man die Schirme geöffnet und mit der Wasserübernahme im großen angefangen. Das Dröhnen der verschiedenen Kraftwerksaggregate war seit dem Start nicht wieder verstummt. Sämtliche Energien wurden dazu verwendet, die Schirme aufrecht zu erhalten, die vielen laufenden Motoren zu versorgen und die Energie zu erzeugen, die für die letzten Reparaturen und für die Wasserübernahme benötigt wurden.
    Am See wurden, unsichtbar für die Männer, riesige Kugeln Wasser hervorgerissen und entlang der Antigravitationsschläuche zu Wasseradern geformt. Sie flossen, ohne jemals Wände oder Metall zu berühren, im Innern der Kraftfelder durch die Antigravkorridore und stürzten sich in die geöffneten Riesentanks, gingen von dort durch Druckleitungen in alle Teile des Schiffes. Ununterbrochen floß ein kreisrunder Wasserstrom von einem Meter Durchmesser vom See in das Schiff.
    Cascal und Shya sahen hoch über sich das Wasser ins Schiff fließen.
    „Ein Vorteil der Nacht", sagte Shya. „Tagsüber würde man das sehen, und die Takerer würden sich nicht die Chance entgehen lassen, durch diesen Strukturriß das Schiff zu treffen."
    Cascal sah, daß die letzten Bäume aus dem Boden nach oben taumelten. Nur der riesige Kugelbaum stand noch einsam und verlassen da.
    „Lordadmiral Atlan vertritt Rhodan. Der Chef schläft vermutlich, und Atlan peitscht die Arbeiten voran. Er will, daß wir beim Morgengrauen startklar sind."
    Shya antwortete leise: „Wenn Atlan dahintersteckt, besteht daran kein Zweifel."
    Schließlich, als letztes Beutestück dieser verwüsteten und teilweise abgeschmolzenen Insel, bewegte sich der große Baum nach oben und verschwand endlich im Solarium. Die Roboter nahmen ihre Werkzeuge auf, gingen auf den Antigravstrahl zu und schwebten nach oben, und die wenigen Terraner, die sich noch hier befanden, traten den Rückzug zur Polschleuse an.
    Das kurze, friedliche Intermezzo war vorbei.
    Die Nacht war vorüber.
     
    *
     
    Im Osten zeichnete sich jetzt, in den ersten Stunden des 26.
    Januar, ein hauchdünner Streifen Helligkeit ab. Zuerst war er gelblich, dann änderte er seine Farbe. Das stechende Rot der Sonne Mayselan kam hinter dem Berg mit dem Fort hoch, berührte das Wasser und leuchtete die mächtigen Flanken des fremden Eindringlings an. Die MARCO POLO wurde zu einem mächtigen Rubin, die Wasserfläche sah aus wie ein See rotglühender Lava. Mit dem Licht zugleich kam über jeden Terraner, der diesen Sonnenaufgang beobachtete, ein dumpfes Gefühl von Gefahr. Claudia Chabrol sagte zu Penka Manishe, mit dem zusammen sie Wache in der Zentrale des Kreuzers hielt: „Ein Tag, der vieles verspricht, Penka. Nur nichts Gutes."
    Penka beobachtete den breiten Schirm. Er hatte seinen Kopf zwischen die Hände gestützt.
    „Merkwürdig!" meinte er.
    Dann, nach einer kleinen Pause, sah er die dunkelhaarige Ärztin an und erklärte: „Das ist diese verdammte Vorahnung, die wir alle entwickelt haben. Ein idyllischer Sonnenaufgang wird in unserer Phantasie zu einer drohenden Erscheinung, als habe sich die Natur mit den Takerern verbündet."
    Die Ärztin erwiderte: „Und

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