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0466 - Die Stadt und das Raumschiff

Titel: 0466 - Die Stadt und das Raumschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem Stapel von rund zweihundert gestochen scharfen Vergrößerungen allein.
    Er zog die schwenkbare Lampe über die Schreibtischplatte und fing an, mit Hilfe einer starken Spezial-lupe eine Aufnahme nach der anderen abzusuchen. Er hoffte, daß seine Erfahrungen, verbunden mit etwas Glück, ihn weiterbringen würden. Was er suchte, wußte er nicht genau, aber er ahnte, daß hinter den Elementen des Pedopeilers oder der Pedopeiler noch etwas auf ihn lauerte.
    Während der Chef des Schiffes suchte, dämmerte der Morgen.
    Langsam erwachte die MARCO POLO. Die einzelnen Trupps machten sich auf den Weg, um die Mannschaften der langen Nachtwache abzulösen.
    Und in einem Labor untersuchten die Biologen das merkwürdige Tier, das man gefangen hatte. Echidna war es geglückt, mit den stahlharten Klauen zwei Roboter halb zu zerstören, bis ein Schuß aus Shyas Paralysator das Wesen gelähmt hatte.
    Bisher hatte keiner der Biologen etwas festgestellt, das Anlaß zu Befürchtungen gab, Echidna habe fremde Krankheitskeime eingeschleppt.
    Dr. med. Claudia Chabrol fühlte sich an diesem Morgen relativ wohl. Sie hatte ausnahmsweise nicht von Cascal geträumt.
    „Sehr merkwürdig!" murmelte sie, während sie sich anzog und überlegte, was sie diesen Tag unternehmen konnte. Sämtliche Listen waren kontrolliert, alle Medikamente waren wieder geradezu peinlich genau geordnet, die Checks der Medorobots hatten ergeben, daß die Maschinen ausgezeichnet funktionierten, und niemand war krank. Für eine Ärztin, die ihren Beruf liebte, gab es herzlich wenig zu tun in diesen Tagen des Wartens.
    Claudia hatte eine neue Frisur und beschäftigte sich vor dem Spiegel intensiv damit, als sie das Geräusch zum ersten Mal hörte. Es klang, als würde jemand einen Sauggummi gegen eine der stählernen Schrankwände oder der Kunststoffplatten des Einbauschrankes drücken und wieder ablösen.
    „Es wird die Luftumwälzanlage sein", murmelte sie und zog den Lidstrich nach.
    Hin und wieder zeigte die Luftumwälzanlage sehr mysteriöse Effekte.
    Zum Beispiel bewirkten einige Schaltungen, mit denen einzelne Mannschaftsmitglieder der CMP-21 die Umwälzanlage auf höhere oder niedrigere Leistung einstellten, daß sich die Schächte in Telephonleitungen verwandelten. Auf diese Art und Weise hatte Claudia einmal eine ausgezeichnete musikalische Darbietung gehört, die von unbeschreiblichen Flüchen unterbrochen wurde, als ein Techniker des Schiffes sich beim Duschen die Zehe verstaucht hatte.
    Dann wieder hörte Claudia die Anweisungen des Schiffsführers mit, ohne an die Interkome angeschlossen zu sein. Und jetzt hörte sie vermutlich eine Pumpe arbeiten oder die Geräusche einer Reparatur, die in einem abgelegenen Teil des Schiffes unternommen wurde. Sie schüttelte den Kopf und dachte an Cascal.
    Einesteils interessierte er sie brennend, andererseits wußte sie, daß die Enge des Schiffes selbst aus der Liebe zwischen Romeo und Julia eine alltägliche Liaison machen würde. Nichts bringt eine Zuneigung so schnell und nachhaltig um wie dauernder Kontakt.
    Das ideale Liebespaar, hatte Cascal einmal doziert, waren zwei Leute, die sich jährlich zweimal trafen.
    Am Geburtstag des weiblichen und an dem des männlichen Partners.
    Und ... schon wieder dieses Schmatzen!
    Es schien doch aus ihrer Kabine zu kommen.
    Claudia drehte sich um und schaute die Decke an, dann ihre aufgeklappte Liege mit den Photos und den Plakaten darüber, die sie an die Kunststoffwand geklebt hatte. Nichts. Der Boden ... jetzt sah sie es.
    „Das darf nicht wahr sein!" sagte sie. „Immer dieser Cascal mit seinen dummen Scherzen!"
    Sie schaute genauer hin. Es war ein Tier, hilflos, klein und fast nackt. Als sei es eben aus dem Ei geschlüpft oder geboren worden.
    „Nein. Das war nicht Cascal."
    Sie drehte die Lampe herunter, leuchtete den Boden an und kniete sich hin. Das Tier war unter dem Bodenbrett der Liege hervorgekrochen und stolperte jetzt auf vier dicken, weißbehaarten Beinen über den Bodenbelag. Mit den Vorderfüßen hatte es die glatte Wand erreicht, legte die runden Pfoten an die Wand und zog sich daran hoch. Jedesmal, wenn es die Pfoten ansetzte oder abzog, ertönte das schmatzende Geräusch.
    Cascal wäre von Rührung übermannt worden, hätte er Claudia beobachten können. Sie kniete mit verzücktem Gesichtsausdruck auf dem Boden und sah zu, wie sich das Tier Zentimeter um Zentimeter an der Wand hochzog. Langsam richtete sich die Ärztin auf, und als das Tier in einer

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