0466 - Die Stadt und das Raumschiff
deutlicheren Befehl für die Anwesenheit von Eindringlingen konnten sie nicht liefern. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als ein Gerät aus der lauf enden Produktion zu stehlen.
„Wir haben vorhin einen Alarm ausgelöst", sagte Tschubai und spähte durch die Panoramascheibe, die das dunkle Büro von der Fabrikationshalle trennte.
Hier gab es etwas weniger Licht; es konzentrierte sich auf die einzelnen Arbeitsplätze, an denen Takerer saßen und mit robotischer Hilfe die differenzierten Schaltungen herstellten und verbanden. Auch war es in der Halle relativ ruhig.
„In die Halle können wir nicht hinein - wir werden sofort gesehen", sagte Ovaron. „So, jetzt haben wir einen repräsentativen Querschnitt durch die takerische Sextadimteehnik dieses Jahrhunderts."
Er klopfte auf die Taschen seines Einsatzanzuges, die prall gefüllt waren. Wortlos trat Ras an ihn heran, nahm einige Spulen heraus und verstaute sie bei sich.
So konnten sie nicht so leicht verlorengehen.
„Ein Ausweg?"
Ras überlegte.
„Sehen wir uns um."
Er verschwand und war fünf Sekunden später wieder an seinem Platz.
„Die einzelnen Geräte werden jeweils zu zehn Stück in ein Lagerhaus transportiert. Zwischen der Verladerampe dieses Gebäudes und dem Lagerhaus sind einhundert Meter freie Fläche."
Ovaron sagte leise: „Setzen Sie mich irgendwo ab, wo ich Ihnen Feuerschutz geben kann, und bringen Sie eine der Kisten zum Schiff. Einverstanden, Ras?"
Der Mutant nickte.
„Gut. Es muß sehr schnell gehen, denn hier ist für meinen Geschmack zuviel Licht."
Sie materialisierten in einem riesigen Baum, von dem aus Ovaron einen hervorragenden Blick auf die Anlagen hatte. Ein schwebendes, plattformähnliches Ding brachte seine Last bis zu einem schweren Schlepper, sank dort ab und wurde als Palette transportiert. Alle Stunden verließen zehn Halbraumspürer, in jeweils dreißig Einzelteile und die jeweils benötigten Verbindungskabel aufgegliedert, die Fabrikation.
Regungslos und schweigend warteten die Männer.
Ras kauerte zwischen zwei Ästen und schätzte die Geschwindigkeiten, die Entfernungen und die Situation ab. Er mußte auf diesen rund hundert Metern zupacken und eine schwere Kiste von einem schnell fahrenden Schlepper herunterreißen, damit bis zur Insel springen und den Gegenstand dort absetzen. Wegen der bestehenden Ortungsgefahr mußte er sich vor dem Schiff so kurz wie möglich aufhalten.
„Jetzt. Achtung!" wisperte Ovaron in der Nähe von Tschubais Ohr.
„Alles klar."
Eine Schiebetür glitt auf. Licht fiel auf eine Plattform, auf der in zwei Reihen zehn leuchtend gelbe Kunststoffkisten mit pechschwarzen takerischen Schriftzeichen darauf standen. Ras verschwand, erschien auf der schwebenden Plattform und warf sich förmlich über eine Kiste. Seine Hände in schwarzen Handschuhen erfaßten die Griffe, und der Mann wurde zusammen mit der Kiste unsichtbar.
„Faszinierend!" sagte Ovaron.
Es war gespenstisch, diese Dinge ansehen zu müssen. Bei dieser Überlegung vergaß Ovaron allerdings, daß eine Pedotransferierung nicht weniger wunderbar war - eine Gabe, die er beherrschte.
Ruhig schwebte die Plattform weiter, senkte sich ab und wurde von dem Schlepper weggezogen.
Er näherte sich dem Lagerhaus, dessen Portal programmgesteuert aufglitt, und verschwand darin.
Dann lag der Verbindungshof schweigend, voller Licht und leer wieder unter Ovaron. Der Cappin bewegte sich vorsichtig und langsam auf seinem schwankenden Sitz. Inzwischen war die Sirene abgestellt worden, aber deutlich lag über diesem Teil der riesigen Anlage eine Unruhe. Überall sausten Gleiter vorbei, hin und wieder hörte man Stimmen oder Lautsprecherdurchsagen.
Ovaron wurde unruhig.
Wo blieb Ras Tschubai?
Ovaron lehnte sich zurück, preßte sein Gesicht an den rauhen Stamm und beugte sich vor. Er befand sich hier in etwa fünfzehn Metern Höhe, hervorragend versteckt und in der Lage, sich einen gewissen Überblick zu verschaffen. Langsam hob er das Glas an die Augen und betrachtete das Gebiet, in dem er aus den Augenwinkeln in den letzten Minuten in periodischen Abständen blitzende Strahlen gesehen hatte.
Er erkannte jetzt deutlich, daß es sich um einen robotischen Schießstand handelte.
Roboter befanden sich vor komplizierten Maschinen, in die von den metallenen Helfern verschieden große und verschieden geformte Waffen eingespannt wurden. Dann feuerten diese Waffen auf verschieden weit entfernte Ziele - sicher war es der Teststand des
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