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0467 - Der Kristall der Macht

0467 - Der Kristall der Macht

Titel: 0467 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich her zog, wurde er jetzt zu einem Bild. Doch es war kein Bild, wie menschliche Sinne es verstehen. Die Dämonin Stygia wertete es auf völlig andere Weise aus.
    Ein Mensch hätte nur ein diffuses Durcheinander gesehen und daraus auf eine weitere Variante im Aussehen des Irrwischs geschlossen. Aber Stygia begriff, was der Kleine ihr mitteilte.
    »Ein Dhyarra-Kristall«, murmelte sie. »Er wurde aktiviert, in der Hölle, gar nicht weit entfernt… wie stark ist er? Laß mich sehen!«
    Sie streckte die Hände aus. Der Irrwisch flog hinein, wie von einem starken Magneten angezogen. Stygia hegte einen ganz bestimmten Verdacht. Es gab zwei Menschen, die dreist genug waren, mit einem Dhyarra-Kristall in die Hölle vorzustoßen. Zamorra und Ted Ewigk. Welcher von beiden war es?
    Sie saugte das Wissen des Irrwischs ab. So erfuhr sie auch, daß er nicht von einem anderen beauftragt worden war, die Fürstin der Finsternis zu unterrichten, sondern daß er selbst es gewesen war, der die Aktion beobachtete. Aus eigenem Antrieb war er nun gekommen. Stygia entriß ihm alles an Wissen, das ihr brauchbar erschien, und als sie damit fertig war, war der Irrwisch nur noch eine leere Hülle, die nicht einmal mehr wußte, wofür sie eigentlich existierte. Wahllos hatte die Dämonin ihm alles genommen. So brauchte sie nicht lange nach einer bestimmten Information zu suchen, sondern sie fand alles.
    »Ein Kristall 3. Ordnung, der Schätzung zufolge«, murmelte sie. »Viel stärker wird er nicht sein. Das deutete auf Zamorra hin. Er besitzt einen Kristall 3. Ordnung.«
    Der Erzfeind, der ihr schon öfters zu schaffen gemacht hatte, war also wieder einmal aufgetaucht!
    Der Mann war gefährlich. Stygia hütete sich, ihn zu unterschätzen, wie es ihre Vorgänger oft genug getan hatten. Wenn Zamorra tatsächlich hier aufgetaucht war, mußte sie herausfinden, was er beabsichtigte.
    Sie rechnete nicht damit, ihn ausschalten zu können. Selbst hier in der Hölle nicht. Das hatten schon andere vor ihr vergeblich versucht. Aber vielleicht konnte sie ihn anderweitig austricksen und ihn daran hindern, sein Ziel zu erreichen.
    »Dann wollen wir doch einmal sehen, was er vorhat«, murmelte sie. Das Wissen des Irrwischs verriet ihr, wo er die Freisetzung der Dhyarra-Energie bemerkt hatte. Dorthin mußte die Fürstin der Finsternis, um die Spur aufzunehmen.
    Vor ihr kroch der Irrwisch hilflos über den Boden.
    »Schade«, sagte die Dämonin. »Wenn du es noch genießen könntest, würde ich dich für diese Nachricht belohnen. Aber du hast nichts mehr davon; dein Gehirn ist leer. Pech für dich.«
    Sie zertrat ihn und machte sich auf den Weg, den die Erinnerung des Irrwischs ihr zeigte.
    Irgendwer würde seine Reste schon wegräumen, ehe sie lästig werden konnten.
    ***
    Yared Salem verließ den düsteren, stinkenden Raum. Mit leichtem Fingerdruck schaltete er den Aufzeichner ein, der an seinem Gürtel hing. Im Labyrinth des sagenhaften Minotaurus hatte sich der Überlieferung nach der Held Theseus noch mit Hilfe eines Wollfadens der Prinzessin Ariadne orientieren müssen. Der Omikron-Ewige hatte es da wesentlich moderner…
    Er bewegte sich nach wie vor durch dunkle Bereiche. Hier war von der ewigen Glut des Höllenfeuers nichts zu bemerken. Es war zwar heiß, aber finster. Es mußte ein totes Territorium sein, vor Äonen aus heute nicht mehr bekannten Gründen aufgegeben oder noch niemals erschlossen. Salem konnte das nur recht sein. Je einsamer der Bereich, den er zu durchstreifen hatte, desto geringer war die Gefahr, in eine Falle zu laufen, und um so größer die Chance, einen Dämon frühzeitig zu erkennen, wenn er sich in der Nähe befand. Dann ging dessen Aura nämlich nicht unbedingt in der schwarzmagischen »Hintergrundstrahlung« unter.
    Der Ewige beleuchtete seine Umgebung nach wie vor mit dem Dhyarra-Kristall. Er ärgerte sich, daß er kein anderes Leuchtmittel mitgenommen hatte. Aber er hatte nicht damit gerechnet, daß er in einem so total finsteren Bereich ankommen würde. Alles, was er bisher über die Hölle gehört hatte, deutete doch auf ein stetes dämmeriges Licht hin, das von den Flammenzungen der ewigkeitslang glühenden Sünderseelen hervorgerufen wurde.
    Immer wieder hielt Salem an und forschte nach widerwärtigen Kreaturen wie den Rattenkrokodilen oder den Schleimspinnen. Hier und da stieß er auf seltsame Geschöpfe, die zu beschreiben sein Wortschatz nicht ausreichte, und ging ihnen so weit wie möglich aus dem Weg. Einige

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