0467 - Der Kristall der Macht
hatte niemand etwas von der Existenz dieses Brückenkopfes geahnt.
»Eindeutig Zamorra«, flüsterte Stygia im Selbstgespräch. Er konnte nur über die Zentrale unter Ted Ewigks Villa gekommen sein. Durch Zufall mußte diese Verbindung wiederentdeckt worden sein. Ewigk selbst war zu schwach, um sie zu benutzen, das wußte sie ja aus ihren ständigen Kontakten zu ihm. Deshalb hatte er wohl Zamorra vorgeschickt.
Stygia versuchte sofort, das zu kontrollieren. Sie verstärkte die Verbindung. Durch ihren Fingernagel, ihr Pfand, bekam sie sofort Kontakt mit dem Reporter. Sie forschte. Er befand sich tatsächlich in der Steuerzentrale. Er wartete also auf die Rückkehr seines Freundes.
Im ersten Moment hatte Stygia erwogen, diesen Brückenkopf zu zerstören. Damit hätte sie einmal den Ewigen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und eine eventuelle Invasion unmöglich gemacht, zum anderen Zamorra den Rückweg abgeschnitten. Aber die Dynastie schien von dieser Transmitterverbindung nichts mehr zu ahnen, und Zamorra - der war schon so oft in der Hölle gewesen, schon zu Asmodis' Zeiten, daß er jederzeit einen Weg zurück finden konnte, wenn man ihn ließ.
Und er würde schon dafür sorgen, daß man ihn ließ…
Doch während ihres Kontaktes mit Ted Ewigk kam Stygia eine bessere Idee.
Wesentlich besser - und tödlich…
***
Eysenbeiß hatte Yared Salems Anwesenheit durchaus registriert. Aber er hatte ihn gewähren lassen.
Er wußte jetzt, daß es nicht Zamorra oder Ted Ewigk war, auf den der Irrwisch Stygia aufmerksam gemacht hatte. Er hatte sich geirrt. Es war doch ein Ewiger, der sich herwagte.
Kein Grund, ihn nicht in Sicherheit zu wiegen und erst einmal zu beobachten. Aber noch während Eysenbeiß auf der einen Seite Leonardos Schatten lenkte und auf der anderen Seite gelassen das Tun des Ewigen verfolgte, der ihn möglicherweise für eine Statue hielt, kam ihm ein anderer Gedanke.
Er brauchte doch einen neuen Körper! Möglichst den eines Lebenden, denn der Körper eines Toten würde bei vorübergehendem Verlassen ebenso reagieren wie der Leonardos. Er würde verwesen. Das aber war nicht in Eysenbeißens Sinn. Er wollte einen Körper für die Ewigkeit!
Und er wollte Sara Moons Machtkristall…
In der Hölle konnte er keine Karriere machen, weil man ihn so oder so irgendwann durchschauen würde. Aber…
... im Körper eines Ewigen, im Besitz des Machtkristalls ...
Die Gestalt in der dunklen Kapuzenkutte erhob sich, kaum daß der Ewige den Raum mit den Skelett-Kriegern verlassen hatte. Eysenbeiß folgte Yared Salem.
***
Ted Ewigk hob den Kopf. Sekundenlang war ihm, als würde eine Stimme zu ihm sprechen, aber der Sprecher blieb im Unsichtbaren, und Augenblicke später dachte Ted schon gar nicht mehr daran. Daß es tatsächlich einen Fremdkontakt gegeben hatte, ahnte er nicht.
Er fröstelte. Ihm war kalt, obgleich hier unten, wo er auf die Rückkehr seiner Freunde wartete, normale Zimmertemperatur herrschte. Aber ihm war auch oben in der Villa schon kühl gewesen, trotz eingeschalteter Heizung und Kaminfeuer.
Deshalb trug er eine leichte Jacke.
Als er sie anzog, hatte er etwas getan, woran er keine Erinnerung besaß. Er hatte Stygias Fingernagel in eine der Taschen gesteckt. Eine Routinehandlung, die ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen war. Er mußte den Fingernagel immer bei sich führen, obgleich er gar nicht wußte, daß er es tat. Nur durch diese fest in sein Unterbewußtsein programmierte Reflexhandlung war für Stygia sichergestellt, daß er den Nagel immer bei sich trug.
Den Nagel zu seinem Sarg…?
Langsam ging Ted Ewigk jetzt auf das Steuerpult zu, von dem aus die Sternenstraßen dieses Sektors kontrolliert werden konnten. Es erschien ihm als völlig logisch, was er zu tun hatte.
Vor den Schaltern blieb er stehen. Er hob die Hände. Sie schwebten über den Tasten. Einem unhörbaren Befehl gehorchend, sanken sie langsam herab.
Stygias Werkzeug wurde zum Vollstrecker eines dämonischen Urteils.
***
Das Amulettlicht sorgte dafür, daß sie nicht im Dunkeln tappen mußten. Zamorra und Nicole bewegten sich durch seltsam geformte Korridore, die mal in diese, dann wieder in jene Richtung führten. Zamorra ging an Abzweigungen vorbei, benutzte plötzlich eine und ignorierte die nächste wieder völlig.
»Bist du sicher, daß du weißt, wohin wir schleichen?« erkundigte Nicole sich. Da machte ihr Zamorra klar, daß seine Augen besser waren als ihre, denn er sah Fußabdrücke
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