0468 - Der Mordgötze
hatte.
***
Der Ewige Yared Salem existierte nicht mehr.
Es gab nur noch seinen Körper als Hülle. Sein Geist war verdrängt worden. An seiner Stelle beherrschte jetzt ein Dybbuk den Körper des Ewigen, ein übermächtiges Fremdbewußtsein, das gegen den Willen des eigentlichen Körperbesitzers die Kontrolle übernommen hatte. Jetzt also nannte sich jener, der einmal der Omikron-Ewige Yared Salem gewesen war, Magnus Friedensreich Eysenbeiß.
Eysenbeiß war heilfroh, einen gesunden, frischen Körper gewonnen zu haben, der auch noch eine annähernd unbegrenzte Lebensdauer besitzen mußte, falls nicht jemand seiner Existenz ein gewaltsames Ende bereitete. Eysenbeißens eigener Körper war längst verfault; die Übergangslösung Leonardo deMontagne, der ehemalige, nach dem Todesurteil eines erzdämonischen Tribunals hingerichtete Ex-Fürst der Finsternis, war nur eine Notlösung gewesen, denn er verweste zu schnell. So hatte Eysenbeiß die erste sich bietende Gelegenheit ergriffen und hatte sich jetzt im Körper des Ewigen eingenistet.
Um ein Haar hätte er noch Zamorra, seinen Erzfeind, vernichten können. Zamorra war ihm plötzlich über den Weg gelaufen und hatte Eysenbeiß, der optischen Erscheinung wegen, im ersten Moment für Salem gehalten. Aber dann hatte er es trotzdem wieder irgendwie geschafft, Eysenbeißens Angriff trotz seines Überraschungseffektes abzuwehren. Er war entkommen.
Doch es war sicher nicht das letzte Mal, daß sie aufeinander trafen. Es würde andere Gelegenheiten geben. Eysenbeiß war sicher, daß Zamorra die Flucht aus der Hölle überlebt hatte.
Er selbst kehrte diesen dunklen Gefilden vorerst auch den Rücken. Ihm wurde der Boden zu heiß unter den Füßen. Dämonen waren in der Lage, Ewige anhand ihrer Aura zu erkennen, vor allem aber entgingen ihnen die Dhyarra-Kristalle nicht, von denen Eysenbeiß jetzt eben deren zwei besaß. Einmal den Kristall 3. Ordnung, den Omikron Yared Salem besaß, und dann den Machtkristall Sara Moons, den Eysenbeiß aus Stygias Gemächern gestohlen hatte. Aus der Salem-Erinnerung wußte Eysenbeiß, daß der Ewige ihm fast zuvorgekommen wäre. Auch Salem hatte den Kristall aus der Hölle holen wollen, wenn auch aus völlig anderen Motiven. Wäre Eysenbeiß nur ein paar Stunden später auf die Idee gekommen, sich des Sternensteins zu bemächtigen, der Ewige wäre damit auf und davon gewesen…
So aber hatte Eysenbeiß gleich zwei Fliegen mit einer Klappe fangen können - oder, wie sie es in der Hölle nannten, ›zwei Seelen mit einer Sünde‹. Er besaß den Machtkristall, und er besaß einen neuen Körper.
Die DYNASTIE DER EWIGEN besaß derzeit keinen ERHABENEN. Nur wer einen Machtkristall vorweisen konnte, war in der Lage, die Herrschaft auszuüben. Der Kristall, dessen besonders starke Ausstrahlung von jedem Ewigen wahrgenommen werden konnte, war nicht nur das Machtinstrument, sondern zugleich auch die Legitimation des ERHABENEN.
Magnus Friedensreich Eysenbeiß hatte schon immer viel für Macht übrig gehabt. Und hier bot sich ihm eine Chance, wieder einmal an die Spitze zu gelangen. Wie üblich mit faulen Tricks, aber wenn andere sich dadurch bluffen ließen, waren sie selbst schuld…
Eysenbeiß, den sie alle für tot hielten, war jedenfalls noch immer weitaus lebendiger, als es den anderen lieb sein konnte. Selbst dem Tod hatte er mit seinen Tricks ein Schnippchen geschlagen.
Jene, die geglaubt hatten, über ihn triumphieren zu können, würden noch von ihm hören und dann ihr schwefelgelbes Wunder erleben…
***
Xotopetl griff zu und nahm sich, was ihm gebührte. Es war an der Zeit. Lautlos schrie er vor Entzücken, als die Kraft ihn durchfloß, warm und wunderbar. Sie richtete ihn innerlich auf. Seine Umhüllung wurde weniger fest. Ein Fortschritt, dem bald weitere folgen würden.
Der Weitgereiste blühte auf!
Und ein Mensch lebte nicht mehr.
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Über Rom, der Ewigen Stadt, hing eine dünne Nebelschicht, von den Autoabgasen zu Smogwolken verdichtet, die nicht nur den Menschen gefährlich werden konnten, sondern auch seit Jahrzehnten die steinernen Zeugen der Vergangenheit zersetzten. Zwei Jahrtausende alte Steinfiguren wurden so weich, daß man mit dem Finger hineinstechen konnte; Konturen schliffen sich rund, Mauerwerk und Statuen brachen auseinander. Der Staat als Bewahrer des uralten Kulturerbes stand plötzlich vor einer schier unlösbaren Aufgabe. Und der Beschluß, die Innenstadt Roms autofrei zu halten, kam erstens wenigstens
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