Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
047 - Amoklauf

047 - Amoklauf

Titel: 047 - Amoklauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
Päckchen Player’s hervor, riß es auf und steckte mir eine Zigarette an. Langsam ging ich um den Platz herum. Neben einem Regenbaum lag das Eingeborenenmädchen. Ich kniete neben der jungen Frau nieder. Sie atmete. Ich versuchte sie aus der Ohnmacht zu erwecken, doch das gelang mir nicht.
    Dann hörte ich das Krachen von Ästen und drehte mich um. Der Mond stand hoch am Himmel, ich brauchte meine Lampe nicht mehr. Aus dem Dschungel näherten sich zwei Gestalten. Es waren Gloria und Barbara. Ihre nackten Körper waren naß, die Haare verfilzt. Gloria umklammerte die rechte Hand ihrer Schwester. Sie kamen langsam näher. Die Augen hatten sie geschlossen. Sie gingen an mir vorbei und blieben schließlich stehen.
    Ich warf die Zigarette fort und strahlte ihre Gesichter an, die leer und ausdruckslos waren. Sie reagierten nicht auf den grellen Strahl. Erschüttert löschte ich die Lampe und steckte sie ein.
    Ich war müde und verbittert und fühlte mich leer und ausgelaugt. Einen Teilerfolg hatte ich im Kampf gegen die Dämonen errungen, aber wie viele unschuldige Opfer hatte es gegeben? Ich hatte überlebt, doch meine Aufgabe war noch nicht vollendet. Ich mußte noch meinen Bruder töten.
    In der Ferne hörte ich das Heulen der Polizeisirenen, die immer näher kamen. Ich drehte mich um, ging langsam in Richtung des Feldweges und wartete auf das Eintreffen der Polizei. Ich hatte mir eine Geschichte zurechtgelegt, die ich erzählen wollte.
    Scheinwerfer schossen auf mich zu. Ich stand mit gespreizten Beinen da und hob die Hände. Die Scheinwerfer erfaßten mich, und ich kniff die Augen zusammen. Der Streifenwagen blieb stehen. Türen wurden aufgerissen, und Stimmen waren zu hören. Schritte kamen näher.
    »Was ist geschehen?« hörte ich Inspektor Rahans aufgeregte Stimme.
    Ich trat einen Schritt zur Seite, um dem blendenden Licht zu entgehen. »Das ist eine lange komplizierte Geschichte«, sagte ich müde. »Haben Sie einen Arzt dabei?«
    »Ja«, sagte Rahan.
    »Holen Sie ihn und dann zeige ich Ihnen einiges!«
    Er holte den Arzt, und wir gingen an den verbrannten Pfahlbauten vorbei. Ich tischte ihm meine Story auf, mich in einigen Punkten an die Wahrheit haltend. Ich erzählte, daß Richardson aufgetaucht, Amok gelaufen wäre und alle Leute niedergemacht hätte, daß Gloria und Barbara an den Morden beteiligt waren, verschwieg ich jedoch. Ich erzählte auch vom Unwetter und behauptete, daß ich vor Angst in den Dschungel geflüchtet und erst vor einigen Augenblicken zurückgekommen wäre. Er nahm meine Story sehr skeptisch auf, was mich nicht wunderte. Ich zeigte ihm noch den toten Richardson, das Eingeborenenmädchen und die Schwestern, dann setzte ich mich auf einen verkohlten Holzbalken, rauchte eine Zigarette und stierte den Mond an, diese verdammte runde Scheibe, die mich höhnisch angrinste.
    Ich wollte nur fort, fort von Brunei, zurück nach London zu Coco, aber das konnte ich erst, wenn meine Aufgabe erfüllt war. Hewitt wartete noch. Ihn mußte ich erledigen, dann erst konnte ich Brunei verlassen.
    Zwei Polizisten bewachten mich. Sie ließen mich nicht aus den Augen und hatten ihre Maschinenpistolen auf mich gerichtet. Ich ahnte, daß es noch eine lange Nacht werden würde.
     

     

Meine Befürchtungen erfüllten sich. Es wurde eine endlos lange Nacht. Die Polizisten untersuchten das ganze Gelände mit starken Suchscheinwerfern.
    Ich fuhr mit Rahan in die Stadt, wo er mich pausenlos verhörte. Ein Telefongespräch mit Coco gestattete er mir nicht. Doch je länger das Verhör dauerte, um so gereizter und unfreundlicher wurde ich. Schließlich hatte ich endgültig genug davon und gab einfach keine Antworten mehr.
    Sie brachten mich in eine Zelle, in der sich mehr als ein Dutzend Eingeborene befanden, die über die nächtliche Störung alles andere als erbaut waren. Feindselige Blickte streiften mich. Ich legte mich auf eine Pritsche, schloß die Augen, konnte jedoch nicht einschlafen. Vor meinem geistigen Auge liefen die Ereignisse der vergangenen Tage ab; und diese Erinnerungen putschten mich so stark auf, daß ich keinen Schlaf fand.
    Ich döste vor mich hin. Es wurde hell, und meine Mitgefangenen erwachten und standen auf. Wir bekamen ein einfaches Frühstück, doch ich rührte es nicht an. Um neun Uhr wurde ich aus der Zelle geführt. Ich war schmutzig, meine Kleidung verschwitzt, ich stank wie ein Faß sauer gewordenen Bieres, fühlte mich erniedrigt und war böse.
    Sie führten mich in Rahans Zimmer. Er

Weitere Kostenlose Bücher