0470 - Baphomeths Totenwächter
das Wasser getragen wird.«
Dieser eine Satz war trotzdem ein wenig viel auf einmal. Ich holte eine Zigarette aus der Schachtel. Gedankenverloren zündete ich sie an und schaute in die Flamme des Feuerzeugs, als könnte sie mir die Wahrheit erzählen.
»Das kann nicht angehen, Abbé.«
»Was spricht dagegen?«
»Die Tatsachen, Abbé, sprechen dagegen. Sie besitzen auch einen Namen. Vincent van Akkeren.«
»Das weiß ich.«
Ich sprach weiter. »Vincent van Akkeren bezeichnet sich als Stellvertreter Baphomeths. Er ist derjenige, der über die abtrünnigen Templer herrschen will. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die zweite Gruppe, die echten Templer, zu vernichten. Wie könnte er es hinnehmen, daß es einen zweiten Baphometh gibt?«
»Er wird sich damit abfinden müssen.«
Ich wiegte den Kopf. »Machst du es dir da nicht zu einfach?«
Der Abbé schüttelte den Kopf. »Ich glaube Nostradamus. Er kannte sich aus, und er wird es nicht umsonst niedergeschrieben haben. Er wollte uns warnen, auf etwas hinweisen. Ich könnte mir vorstellen, daß van Akkeren und dieses Neugeborene unmittelbar etwas miteinander zu tun haben und sich vertragen werden.«
Ich fragte direkt. »Meinst du, daß van Akkeren ein Kind großziehen wird?«
»Ja.«
»Und wer ist die Mutter?«
Der Abbé hob die Schultern. »Sie muß eine Person sein, die einen sehr engen Kontakt zum Teufel gehabt hat oder ihn noch immer hat. Eine Hexe vielleicht.«
»Wie ich dich kenne, hast du Nachforschungen betrieben?«
»Natürlich.«
»Haben Sie etwas gebracht?«
»Nein.«
»Du vermutest nur?«
»Richtig.«
Ich trank, aß ein Stück Käse und nahm noch einen Schluck. Wir ließen uns beide Zeit, gewisse Dinge genau zu durchdenken. Der Abend und die folgende Nacht waren noch lang genug. »Bist du dir denn sicher, daß dieses Neugeborene heute noch erscheinen wird?«
»Ja, fast. Es treibt den Fluß hinab.«
»Muß damit unbedingt die Seine gemeint sein?«
»Das glaube ich nicht. Hier in Paris hat vieles begonnen, hier hat auch vieles geendet, ich glaube fest daran, daß es hier wieder einen neuen Anfang nehmen wird. Und ich bin ebenfalls davon überzeugt, daß van Akkeren Bescheid weiß.«
»Du vermutest ihn in Paris?«
»Genau. Seine Helfer ebenfalls.«
»Die Reiter?«
»So schlimm es sich anhört, ja.«
Ich dachte nach. »Ist eine Zeit genannt worden?« fragte ich schließlich?
»Natürlich nicht. In der Prophezeiung hieß es, daß es dann stattfinden würde, wenn sich van Akkeren aufschwingt, den Thron Baphomeths zu übernehmen. Und das hat er getan. Wir haben in wenigen Tagen Weihnachten, John. Du weißt, was dies für die christliche Welt bedeutet. Ich kann mir gut vorstellen, daß die andere Seite einen Gegenpunkt setzen will. Wenn du eine andere Meinung hast, bitte, ich höre.«
»Nein, das kann ich nicht. Ich habe die Schriften nicht gelesen. Aber ich werde dir natürlich helfen.«
»Das wußte ich. Meine Freunde wissen ebenfalls Bescheid. Sie bewachen wichtige Uferregionen.« Er griff in die Tasche seines dunklen Mantels und holte ein Sprechfunkgerät hervor. »Du siehst, auch wir scheuen nicht vor den segensreichen Erfindungen der Technik zurück. Wenn etwas passiert, werde ich es erfahren.«
»Ja, das ist gut.«
Er ließ das Gerät wieder verschwinden, legte die Arme auf den Tisch, beugte sich vor und flüsterte: »Manchmal wünsche ich mir, John, daß ich mich geirrt habe.«
»Weshalb?«
»Weil ich den großen Schatten auf uns zukommen sehe. Er kann alles vernichten. Baphometh ist gefährlich.«
»Das weiß ich, Abbé. Dennoch ist er nur ein Drittel des Bösen. Die anderen beiden teilen sich Asmodis und Beelzebub.«
»Ist Baphometh nicht am aktivsten?«
»Das kann ich nicht sagen, es könnte sein.«
Wir redeten nicht mehr weiter, denn aus der Tasche klang ein Pfeifton. Das Gerät hatte sich gemeldet. Rasch holte der Abbé es hervor und schaltete es ein. Er meldete sich mit einem leisen »Ja?«
»Es tut sich etwas, Abbé.«
»Wo?«
Bloch bekam einen genauen Standort durchgegeben, bedankte sich, schaltete das Gerät aus, nicht ohne vorher angeordnet zu haben, daß auch die anderen Wächter gewarnt werden sollten. Danach schob er den Stuhl zurück und erhob sich.
»Wollen wir jetzt schon gehen?«
»Es ist besser. Wir sind näher am Geschehen.«
Er mußte es wissen. Ich leerte mein Glas und verließ hinter dem Abbé das Zimmer. Er löschte noch das Licht, und es schien so, als hätte es uns niemals
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