0470 - Baphomeths Totenwächter
begleitete.
Baphometh – und die Ratten!
Der Kind-Dämon bewegte sich zwischen den Tieren so sicher, als gehörte er zu ihnen. Er freute sich, ich sah seine langen Arme, die an den Seiten herabhingen und sich im Takt der Schritte bewegten.
Man hatte ihm dunkle Kleidung übergestreift. Der große Kopf fiel auf und besonders die breite Stirn. An der linken und rechten Seite standen die Beulen hervor. Da würden einmal Hörner wachsen.
Schon jetzt zeigte das Kindergesicht einen alten, irgendwie erwachsenen Ausdruck. Vom Widerschein des Feuers wurde er umspielt, als er stehenblieb und auf die Särge schaute.
Baphometh war gekommen, um den ersten Mord zu begehen. Er schlich näher. Dabei senkte er den Kopf, als wollte er über den Boden schnüffeln. Seine Nase bewegte sich. Sie war knochig und gleichzeitig dick, besaß einen langen Rücken. Die Nasenlöcher kamen mir vor wie kleine Nüstern.
Er blieb dort stehen, wo auch van Akkeren sich aufgehalten hatte.
Dabei starrte er in die Särge, sah uns an, die Blicke glitten scharf wie Messerkanten über unsere Körper, während sich hinter ihm die Ratten in Bewegung setzten und auf ihn zutrippelten.
Die Ratten kündeten den Tod an. Wenn sie kamen, hatten die Menschen keine Chance.
So war schon vor langer Zeit gesprochen worden, und dies sollte sich nun wiederholen.
Wir konnten nichts tun, lagen starr und warteten darauf, was Baphometh mit uns vorhatte.
Er schob sich zuerst an mich heran. Dabei war er kaum größer als das Unterteil des Sargs. Das Gesicht schaute wie die bemalte Hälfte eines Ballons darüber hinweg und wanderte weiter, je mehr er am Sarg vorbeiging. Er hatte die Hände auf den Rand gelegt. Bei jedem Schritt schabten sie darüber hinweg.
Ich hörte das Geräusch, und es ging mir verdammt durch und durch.
Baphometh blieb dort stehen, wo sich auch mein Kopf befand. Er starrte mir ins Gesicht.
Kalt und grausam war der Blick seiner Fischaugen. Der Mund bewegte sich zuckend, eine Hand ballte er zur Faust, bevor er sie über den Sargrand hinwegschob und sie wieder spreizte, als er mich anfaßte.
Von der Gürtelschnalle hoch glitt sie, geriet an meine Brust, und im nächsten Augenblick schnellte sie hoch. Gleichzeitig drang ein kreischender Schrei aus seinem Mund.
Die Reiter wurden unruhig. Sie wollten ihm zu Hilfe, doch er rannte bereits auf sie zu.
Auch van Akkeren erschien wie ein Geist aus dem Hintergrund.
Er packte den Kind-Dämon und hob ihn an. Der zeigte ihm seine Hand.
»Verbrannt!« schrie van Akkeren. »Seine Hand ist verbrannt, Sinclair. Du bist es ihm Schuld.«
Baphometh kreischte wie ein Affe, der nicht in den Käfig wollte, tobte auf van Akkerens Armen und sprang schließlich zu Boden. Er landete zwischen den grauen Rattenkörpern. Die Tiere huschten erschreckt zur Seite und hörten seinen schrillen Pfiff, der auch an meinen Trommelfellen zerrte.
Das Zeichen zum Angriff.
Van Akkeren bestätigte dies mit seinen nächsten Worten. »Wir alle schauen zu, wenn die Ratten euch zernagen, ihr Hunde!«
Und die graue Flut stürmte auf die beiden offenen Särge zu!
***
Bloch landete auf dem Boden. Er verstauchte sich etwas an seiner Schulter, aber er wußte, daß ihn die Kugeln nicht getroffen hatten.
Möglicherweise hatten sie ihm auch nicht gegolten. Jedenfalls war er noch aktiv und wollte es auch bleiben.
Jetzt drehte er sich um die eigene Achse, nutzte den Schwung aus und kam wieder auf die Füße.
Die Frau stand zwischen Tür und Rezeption. Sie hielt Johns Beretta in der Hand und feuerte gegen die Glastür, die von einer blendenden Helligkeit des Fernlichts erfaßt wurde und einen Moment später zersplitterte.
Der R4 raste hindurch.
Es war wie im Film.
Zusammen mit den in den Raum fliegenden Glassplittern drang auch die Kühlerschnauze vor und jagte auf die erschreckt dastehende Frau zu, die nicht mehr schoß.
Der Krach war infernalisch. Er begleitete das Splittern und Bersten. Aus der kleinen Halle wurde ein Tollhaus, und Madame Cinaire kam nicht mehr schnell genug weg.
Der Wagen rammte sie.
Zum Glück hatte der Fahrer auf die Bremse getreten, so daß der Stoß nicht zu heftig war. Die Frau flog zurück. Sie erinnerte an eine Puppe, die schließlich mit dem Hinterkopf gegen das Pult der Rezeption prallte und zusammensackte.
Noch immer fiel Glas aus dem Rahmen, knirschte und splitterte, während der Fahrer die Tür aufstieß und leichenblaß aus dem R4 stieg. »Ich habe keine andere Chance mehr gesehen, Abbé«, verteidigte
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