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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich auch die beiden anderen Toten an. Sie trugen den gleichen Gesichtsausdruck. Eine befremdliche Gemeinsamkeit…
    Darüber hinaus hatten die Mädchen nur gemeinsam, daß sie hübsch, organisch gesund und im Alter zwischen 18 und 20 waren. Ihre Herkunft und ihre Aktivitäten waren völlig unterschiedlich. Sie konnten sich nicht einmal untereinander gekannt haben, wie Careio ermittelte.
    Über seinen Schreibtisch gebeugt stützte er den Kopf in die Hände und schloß die Augen. Warum kniete er sich persönlich so tief in diese Fälle? Weil er es Cartagena versprochen hatte? Oder stieß ihn etwas anderes unterbewußt darauf, daß hier möglicherweise etwas nicht mit rechten Dingen zuging? Wenn er genau darüber nachdachte, hätte er jeden Untergebenen längst aufgefordert, die Akten zu schließen und sich um offensichtliche Mordfälle zu kümmern. Hier deutete jedenfalls nichts auf Morde hin. Es gab ja nicht einmal Verletzungen, die den enormen Blutverlust erklärten.
    »Wenn es in der kommenden Nacht die nächste Tote gibt…«
    Was konnte er dagegen tun? Gerade jetzt, wo es in Rio von Menschen nur so wimmelte und die Verbrechenskurve fast senkrecht anstieg, war die Polizei hoffnungslos überlastet. Überfälle und Morde gehörten zur Tages- bzw. Nachtordnung. Da gingen Fälle wie diese drei völlig unter. Wenn es jemanden gab, der hinter diesen drei Todesfällen steckte und eine Möglichkeit gefunden hatte, zu morden, ohne äußerlich zu verletzen, dann hatte er sich für seine Aktivitäten genau die richtige Zeit ausgesucht.
    »Aber den Burschen kriege ich«, murmelte Careio. Das Geheimnisvolle forderte ihn heraus, und er nahm diese Herausforderung an. Um leichter lösbare Fälle konnten sich ja seine Leute kümmern. Das hier aber war sein Fall, sein Ehrgeiz.
    Nicht nur seines Versprechens wegen.
    Dabei hoffte er sogar, daß das Rätsel unlösbar bleiben würde. Denn ansonsten würde es nach der nächsten Nacht abermals eine Tote geben, in deren Adern sich kaum noch Blut befand…
    ***
    Professor Zamorra war beim Anblick des Taxis drauf und dran, Rio zu Fuß zu durchwandern; Nicole zeigte sich begeistert. »Endlich mal wieder ein Auto, in dem man einatmen kann, ohne daß einem die Mitfahrer sofort unter der Nase hängen!« Daß der Ford Galaxie mit mehr Rostflecken gesegnet war als die Flensburger Verkehrssünderkartei mit Punkten, übersah sie großzügig. Großzügig war aber auch das Platzangebot in dem Wagen, und Nicole, die für amerikanische Straßenkreuzer aus den 50er und 60er Jahren schwärmte und eine Zeitlang ein spritsaufendes '59er Cadillac-Cabrio mit raketenförmigen Heckflossen und sagenhaften technischen Raffinessen besessen hatte, von denen man selbst in heutigen Luxusautos nur noch sehnsuchtsvoll träumen konnte, fühlte sich in ihrem Element. Es war ihr anzusehen, daß sie dem Fahrer das Auto am liebsten gleich abgekauft hätte. Natürlich saß sie vorn neben ihm und verwickelte ihn sofort in eine begeisterte Fachsimpelei über Technik und große Autos. Den jungen Burschen verwirrte das natürlich, weil in seiner Welt Mädchen mit Puppen zu spielen und davon zu träumen hatten, im Karneval mal mit ihrer Samba-Schule als Tänzerin ausgezeichnet zu werden. Technik war den Jungs vorbehalten.
    »Nun mach den armen Jungen doch nicht ganz fertig«, mahnte Zamorra, der auf der Rückbank genug Platz fand, daß Teri Rheken noch gleich dreimal dazugepaßt hätte. Der Fußraum zwischen Vorder- und Rücksitz war fast ein Tanzsaal. Verblüfft stellte er fest, daß die Schallisolierung noch hervorragend war; das dumpfe Dröhnen des Auspuffs war im Innern des geschlossenen Wagens unhörbar wie das Motorengeräusch. Dennoch wurde Zamorra das Gefühl nicht los, daß dieser Wagen dringend überholt werden mußte - vom Mechaniker; nicht von anderen Autos. Aber denen mochte ein solches Unterfangen ohnehin schwerfallen, verglich man die Motorleistung der zahlreichen durch die Stadt wimmelnden Kleinwagen mit der dieses Hubraumriesen alter Prägung.
    Zamorra drückte dem Fahrer ein dickes Geldschein-Bündel in die Hand, das er mittels seiner Kreditkarten bei einer der vielen Banken beschafft hatte, als er mit jenem Senhor Maneira ins Geschäft kam. Der junge Taxifahrer, der sich als Paolo Sebastian vorstellte, taute sofort auf. »Für das Geld gehören mein Wagen und ich Ihnen den ganzen Tag«, versprach er.
    Wobei der Nachmittag bereits angebrochen war. Aber das störte die Fahrgäste nicht. Nicole beugte sich über

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