0470 - Mörder jagen einen Mörder
unmittelbar vor der Toreinfahrt, aber noch im Hellen, liegen. Ich spannte alle Muskeln. Wenn Larham sich bückte, die Waffe aufzuheben, mußte ich ihn sehen können, und ich bekam eine Chance, ihn anzuspringen.
Aber er machte diesen Fehler nicht. Er kümmerte sich nicht um die 38er, sondern sagte: »Leg beide Hände an den Hinterkopf!«
Ich hob die Arme. Der Mörder trat aus der Dunkelheit der Toreinfahrt. Er hielt eine schwere Welsey-Pistole in der Hand, eine grobe Kanone, die zwar nicht als besonders zielsicher gilt, aber immer und unter allen Umständen funktioniert. Die Brille mit den getönten Gläsern hatte er abgenommen. Jetzt, aus der Nähe, wirkte das schwarze Haar mit den gefärbten Schläfen unecht, als trüge er eine Perücke. Das grobe Gesicht mit den hochstehenden Backenknochen, der Mundkerbe und den scharfen Falten, die sich von den Nasenflügeln zum Mund zogen, war starr wie eine Maske. Nur die Augen glommen in einem gefährlichen Feuer. Nichts war bezeichnender für Joffrey Larham, als daß auch jetzt, da er nur noch drei oder vier Schritte vor mir stand, der Lauf seiner Waffe auf das Mädchen gerichtet war.
»Wollen mal sehen, zu welcher Polizistenrasse du gehörst«, knurrte er. »He, Süße. Leer dem Jungen die Taschen«, sagte er.
Das Mädchen wandte den Kopf und starrte ihn an, aber es begriff nicht, was er meinte. Larhams Mundwinkel zuckten. Er machte einen Schritt auf das Bargirl zu. »Holen Sie alles aus meinen Taschen«, sagte ich schnell. »Kommen Sie. Es geschieht Ihnen doch nichts, wenn Sie gehorchen.«
Sie wandte sich wieder mir zu. »Jackentaschen zuerst«, sagte ich. Endlich kapierte sie und fischte aus meinen Jacken taschen die Zigarettenpackung, das Feuerzeug sowie einige Dollarscheine. Über ihre Schulter hinweg sah ich Larham an. Er grinste mit halb geöffnetem Mund. Er hatte ungewöhnlich kräftige Eckzähne.
»Innentaschen der Jacke«, befahl er. »Dort tragen sie ihre Ausweise.« Er wußte Bescheid. Decla angelte die Brieftasche und den FBI-Ausweis.
»Bring her«, sagte er. Sie rührte sich nicht, und ihre Augen wurden noch größer vor Furcht. Ich nickte ihr zu. »Gehen Sie!«
Larham entriß ihr die Brieftasche und den Ausweis. Er rammte ihr den Ellbogen in die Seite, daß sie zwei, drei Schritte nach links torkelte, einen leisen Schmerzensschrei ausstieß und in die Knie knickte.
Ich knirschte mit den Zähnen. »Es hat wenig Sinn, daß du sie nach dieser Methode behandelst, Larham. Sie wird durchdrehen und zu schreien beginnen. Was willst du machen, wenn sie die ganze Gegend wachschreit.«
»Ich knall sie ab«, antwortete er einfach. »Sie und dich.« Er klappte den Ausweis auf und pfiff leise durch die Zähne. »Ah, du gehörst zu der obersten Klasse. FBI.« Er grinste nicht mehr. Langsam schob er den Ausweis in die Tasche, ging zwei Schritte rückwärts, und jetzt erst hob er die 38er auf. Das geschah, ohne daß er versäumt hätte, weiter auf das Mädchen zu zielen.
»FBI!« wiederholte er. »G-man!« Plötzlich schrie er: »Wer hat euch verraten, daß ich nach Lakewood kam? Ist Garwin euer Spitzel?«
»Wir können in Ruhe darüber reden, Larham«, sagte ich gelassen. »Schick das Mädchen fort, und ich gebe dir jede Auskunft.«
»Du triefst vor Edelmut wie ein Käse«, höhnte er.
»Wenn du durchkommen willst, Larham, hast du es verdammt nötig, daß ich auf deiner Seite mitspiele.«
Er lachte hart auf. »Wenn du das Girl erst mal in Sicherheit weißt, würde ich deinen Mund nicht einmal mehr mit einem Brecheisen öffnen können. Genau umgekehrt läuft der Film richtig ab.« Mit zwei großen Schritten war er bei Decla und packte ihren Arm. Langsam zog er sie in die Toreinfahrt hinein. »Eine gute Chance für dich, G-man. Die Süße und ich steigen jetzt in den Wagen. Türme! Hau ab! Wenn du Glück hast, werde ich dich nicht erwischen. Nur das Girl sitzt so nahe, daß ich bei ihr auf keinen Fall vorbeischieße.«
Er und Decla verschwanden in der Toreinfahrt. Ich hörte das Öffnen und das Zuschlägen einer Wagentür. Dann flammten die Scheinwerfer des Autos uuf, ohne daß dler Motor eingeschaltet wurde.
»Komm her, G-man!«
Ich ging in das gleißende Scheinwerferlicht hinein. Es blendete mich. Ich konnte erst wieder sehen, als ich neben dem Wagen in Höhe des Fahrersitzes stand.
Larham saß mit dem in sich zusammengesunkenen Mädchen im Fond. Die Mündung der Welsey-Kanone drückte er gegen die Rippen Declas. »Steig ein, G-man! Du weißt, was passiert,
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