0470 - Mörder jagen einen Mörder

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spürte. »Am besten wäre es, wenn ich dich und das Mädchen auslöschte und mich aus dem Staube machte. Leider bin ich ziemlich pleite. Garwin hält zwanzigtausend Dollar Anzahlung für mich bereit. Ich brauche den Zaster dringend. Du wirst mich durch die Sperren bringen.«
    Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel. Ich lächelte. »Warum sollte ich dir helfen, Larham? Ich würde zwar noch gern ein paar Jahre auf der schönen Erde herumlaufen, aber auf eine Stunde kürzer oder länger kommt es mir auch nicht an.«
    »Wenn ich durchkomme, lasse ich dich laufen.«
    Jetzt lachte ich laut. »Gib es mir schriftlich, damit meine Kollegen etwas zum Kopfschütteln haben, wenn sie dein Versprechen bei meiner Leiche finden.«
    »Du wirst dich auf mein Wort verlassen müssen, G-man. Eine andere Garantie gibt es nicht.«
    »Ich habe einen anderen Vorschlag. Ich will, daß wenigstens das Girl mit dem Leben davonkommt. Laß sie aussteigen.«
    »Abgelehnt. Mag sein, daß du toll genug bist, dein Leben zu riskieren, aber ich weiß genau, daß keiner von euch das Leben eines zufällig in die Sache hineingeratenen Mädchens riskiert.«
    »Überschätze uns in dieser Beziehung lieber nicht, Larham. G-men sind auch nur Menschen. Laß uns sehen, ob wir irgendeinen Kompromiß zusammenbringen können. Wo willst du Garwin treffen?«
    Zögernd und finster antwortete er: »In dem Steinbruchbezirk. Er bewohnt da irgendwo eine Hütte.«
    »Kennst du den Platz nicht genauer?«
    »Ich bekam, von ihm eine Karte geschickt, auf der die Zufahrt eingezeichnet ist.«
    Ich fuhr den Chevrolet an den Straßenrand und stoppte ihn. »Heh, was fällt dir ein?« fauchte der Killer. Ich schaltete die Innenbeleuchtung ein und streckte die Hand über die Schulter. »Gib mir die Karte!«
    »Wozu?«
    »Ich will dir eine Stelle vorschlagen, bis zu der ich dich bringe und an der du das Mädchen laufen läßt. Die Stelle sollte nur noch soweit von der Hütte entfei'nt sein, daß das Risiko für dich, durchzukommen, nicht mehr sehr groß, aber immer noch vorhanden ist.«
    In seinem Gesicht arbeitete es. »Unsinn«, knirschte er. »Du wirst schon so fahren, daß wir deinen Kumpanen nicht in die Quere geraten. Du bist genau so wenig lebensmüde wie jeder andere.«
    Ich legte den ersten Gang ein und ließ den Wagen langsam anrollen. »Na schön«, sagte ich mit einem Achselzucken. »Probiere es aus, Joffrey Larham. Aber denk daran, daß unsere Leichen dir nichts mehr nützen, wenn die Cops dir im Nacken sitzen und dich jagen und einkreisen und stellen und…«
    »Stop den Schlitten«, schrie er. Ich stieg in die Bremse und brachte den Wagen zum Stehen. Larham griff in die Brusttasche und zog eine zusammengefaltete Karte hervor. »Hier«, knurrte er. »Such eine Stelle aus, die ganz in der Nähe der Hütte liegt.«
    Der Platz, an dem die Blockhütte Garwins stand, war mit einem Kreuz gekennzeichnet. Von dort aus führte eine mit roter Tinte gezeichnete Linie in vielen Windungen zum Highway. An mehreren Stellen der Linie waren handschriftliche Hinweise eingetragen, zum Beispiel: »Baum vom Blitz gespalten. Hier nach links!« oder »Verrostetes Fördergerüst rechts liegen lassen.« In einer knappen Meile Entfernung von dem Kreuz, das den Platz der Hütte taezeichnete, war ein See eingetragen, vermutlich ebenfalls ein vollgelaufener Steinbruch.
    »Ich bringe dich bis zum See. Dort läßt du das Mädchen laufen. Alles andere wird sich finden.«
    Ich hielt ihm die Karte über die Schulter hin. Er beugte sich vor und betrachtete die Stelle, auf die ich zeigte. »Geht in Ordnung«, sagte er und nahm mir die Karte aus der Hand. Ich beobachtete sein Gesicht im Rückspiegel. Er hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Er sah tückisch, hinterhältig und brutal aus.
    ***
    Um fünf Uhr morgens war es so hell geworden, daß ich die Scheinwerfer ausschalten konnte. Der Chevrolet fuhr auf der schlechten Schotterstraße sehr schaukelnd. Irgendeines seiner vier Räder fiel auf jeden Fall gerade in ein Schlagloch oder sprang gerade heraus.
    Seit nahezu zwei Stunden steuerte ich den Wagen kreuz und quer durch das Gelände, im Anfang der gespenstischen Fahrt durch den Waldgürtel rings um Lakewood, jetzt seit nahezu einer Stunde durch die Mondlandschaft des Steinbruchbezirkes.
    Die ganze Fahrt erinnerte mich an ein Sandkastenmanöver des Generalstabes, bei dem angenommen wird, daß überall der Feind steht und die eigene Truppe so geführt werden muß, daß sie keine Berührung