0471 - Im Bann der Hexe
Verbündete!
Zamorra sah sich nach Teri Rheken und Fenrir um. »Seid ihr wirklich sicher, daß ihr es verkraftet?«
»Von uns aus kann es losgehen«, gab die Druidin zurück und klopfte dem Wolf auf den Rücken. Fenrir zog die Lefzen hoch und wedelte mit dem Schweif hin und her.
»Wie ihr wollt«, sagte Zamorra. »Aber vergeßt nicht, daß es wieder so einen magischen Schock geben könnte wie beim zeitlosen Sprung von Rio zum Château.«
»Daran glaube ich nicht«, widersprach Teri. »Diesmal sind wir die Agierenden, nicht die, die von einem anderen Ereignis überrascht werden. Also sollten wir vielleicht anfangen, solange unsere gespenstischen Freunde ihre Kraft für uns verwenden können.«
Zamorra nickte. Er war froh über die Entscheidung. Er brannte darauf, herauszufinden, was mit Don Cristofero und dem Gnom passiert war, und er wollte ihnen helfen, solange das noch möglich war.
»Dann fangen wir an«, teilte Sir Anthony mit. »Wir werden dir jetzt unsere gesammelte Kraft zukommen lassen…«
Nur wenige Augenblicke später durchlief ein nicht unangenehmes Kribbeln Zamorras Körper, und er wurde von einer eigenartigen, nie erlebten Euphorie erfaßt. Er fühlte sich unendlich stark und wußte, daß ihm alles gelingen mußte, was er begann. Das Übermaß an innerer Kraft, das ihn erfüllte, gab ihm Sicherheit und Stärke.
Da begann er mit dem Experiment.
***
Die blaßhäutige Frau mit dem annähernd weißen Haar trat ein. Sie schloß die Tür hinter sich und sah sich um. Als sie den familiaris sah, erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn.
»Was ist hier passiert?« fragte sie schroff.
Don Cristofero verneigte sich und schwenkte seinen schwarzen Hut, ehe er ihn schwungvoll wieder auf die rote Haarpracht stülpte.
»Euer Schoßtier, geschätzte Dame, erging sich in der unfreundlichen Profession, uns zu vergiften«, erklärte er.
»Das ist unglaublich«, sagte die Herrin der Dunkelheit. »Ich habe ihm keine derartigen Anweisungen gegeben.«
»So habt Ihr Euer Gesinde nicht sonderlich gut unter Kontrolle«, kritisierte Don Cristofero. Er ging langsam auf die Herrin der Dunkelheit vor. »Wir sind nicht hier, weil wir es darauf anlegten, Euch einen Besuch abzustatten; wir wurden durch einen gar fremdartigen Zauber hierher gezwungen, ganz wider unseren Willen. Eure Gastfreundschaft läßt dabei doch arg zu wünschen übrig. Nun, eines der Probleme haben wir bereinigt. Dieses üble Getier wird niemanden mehr vergiften.«
»Er ist kein Tier«, murmelte die Frau. »Er ist mein familiaris .«
»Er war es, Teuerste«, sagte Don Cristofero.
Die Herrin der Dunkelheit ging an ihm vorbei. Sie kniete neben dem Körper des Höllenwesens nieder und strich mit den Händen durch das Fell.
Ein leichter Ruck ging durch ihre Gestalt.
»Er ist nicht tot«, stellte sie erleichtert fest.
Don Cristofero legte die Hand an den Degengriff. » Par Dieu , das ist doch recht bedauerlich, aber noch zu ändern«, stellte er fest und kam langsam näher.
Die Weißhaarige fuhr herum und richtete sich auf, stellte sich schützend vor den Wolpertinger. »Laßt ihn in Ruhe«, forderte sie. »Wer seid Ihr überhaupt?«
Abermals zog der Grande den Hut und verneigte sich mit einem höfischen Kratzfuß. »Ihr seht vor Euch Euren untertänigen Verehrer Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego sowie Mademoiselle Susanna van Loowensteen. Darf ich nun freundlicherweise auch erfahren, wessen Gast wir sind?«
»Hat es Euch mein Diener nicht gesagt, Don Cristofero Fuego?«
»Er beliebte Euch Herrin der Dunkelheit zu nennen, doch ich bekenne, daß mir diese befremdliche Auskunft recht ungenügend erscheint. Lieber würde ich Euren Namen in meinen Ohren klingen hören als lediglich Euren Rang.«
»Meinen Namen… habe ich fast schon vergessen«, sagte sie. »Seit ich hier bin, ist er nie wieder genannt worden. Hier bin ich die Herrin der Dunkelheit. Einst war ich Lucia.«
Don Cristofero legte den Kopf schräg. »Nur Lucia?« fragte er mißtrauisch.
»Robertina Hipp«, ergänzte sie. »Doch es reicht, wenn Ihr mich Lucia nennt. Ihr kommt aus einer fernen Zeit, nicht wahr? Die Art, wie Ihr sprecht und Euch bewegt, sowie Eure Kleidung verraten es mir. 17. Jahrhundert?«
»Das habt Ihr gar trefflich erkannt«, gestand der Grande. »Seid Ihr der Historie so kundig, oder kommt Ihr etwa selbst aus einer Zeit wie der meinen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin ein Kind des 20. Jahrhunderts. Geschichte ist nicht unbedingt mein Fall. Ehe ich
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