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0471 - Im Bann der Hexe

0471 - Im Bann der Hexe

Titel: 0471 - Im Bann der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Methoden angewandt hatte.
    Das war derzeit das einzige; was zugunsten der ungebetenen Gäste sprach.
    Lucia Robertina konnte die Geschichte nicht glauben, daß der familiaris die Fremden vergiftet haben sollte. Gut, er war nicht mit ihrer Anwesenheit einverstanden, aber er pflegte, klare Anweisungen stets wortgetreu auszuführen. Lucia hatte ihn unmißverständlich angewiesen, sich um die Gäste zu kümmern, bis sie selbst wieder dazu in der Lage war!
    Für sie war es eine klare Anweisung. Für den familiaris indessen beinhaltete sie sehr viel Handlungsspielraum; sie hatte ihn nicht angewiesen, auf welche Weise er sich um die Gäste kümmern sollte! Daß er den Befehl so interpretiert hatte, wie es in seine eigenen Pläne paßte, konnte die Herrin der Dunkelheit nicht ahnen, weil ihr höllischer Diener, Berater und heimlicher Aufpasser ihr noch nie zuvor Gelegenheit gegeben hatte, ihm auf die Schliche zu kommen. Bisher war es noch zu keinem Interessenkonflikt gekommen…
    Die Hexe ging deshalb davon aus, daß der familiaris , wie gewohnt, sein Bestes getan hatte, daß aber statt dessen die Fremden durch den Mordanschlag gegen das Gastrecht verstoßen hatten. Bis zu diesem Moment hatte Lucia Robertina vorgehabt, die Anstrengung ein zweites Mal auf sich zu nehmen, das Weltentor zu öffnen, damit diese Fremden heimkehren konnten. Beim zweiten Mal an derselben Stelle würde es ja wohl auch leichter vonstatten gehen. Aber nun…? Sie beschloß, die Entscheidung dem familiaris zu überlassen, was mit den Fremden geschehen sollte. Immerhin war er der Geschädigte. Sie hatten ihn fast getötet!
    Lucia richtete seinen Hals wieder ein und ließ Heilkräfte in den Körper des seltsamen Wesens fließen. Nach einer Weile öffnete er die Augen wieder. Er wollte zappelnd aufspringen, aber Lucia Robertina hielt ihn fest. »Bewege dich nur vorsichtig oder schütze dich mit deiner Magie«, warnte sie ihn. »Sonst bricht der Knochen gleich wieder. Er muß erst besser verheilen.«
    »Ich danke dir, Herrin«, zischelte der Höllenknecht. »Was ist mit den Frevlern, die es wagten, sich an mir zu vergreifen? Sind sie schon tot?«
    Die Hexe stutzte. »Tot? Wie kommst du darauf?«
    »Ich versuchte noch, mich zu rächen«, erwiderte der familiaris schnell, weil er um ein Haar zuviel verraten hätte. Die Herrin der Dunkelheit brauchte nicht zu wissen, in welcher Form er ihre Befehle deutete - noch nicht. »Der Gnom brach mir das Genick, und ich habe noch versucht, ihn und die anderen mit einem Rachezauber zu belegen, solange ich noch klar denken konnte. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es geschafft habe. Meine Kräfte sind begrenzt.« Das zumindest sollst du Närrin möglichst glauben , fügte er in Gedanken hinzu, wohl wissend, daß sie diese seine Gedanken niemals lesen konnte. Umgekehrt ging das schon eher, wenngleich es ihm erhebliche Schwierigkeiten bereitete.
    »Sie leben noch. Allerdings behauptete der feiste Mann aus dem 17. Jahrhundert, du hättest die Nackte und ihn vergiftet.«
    »So ein Unsinn«, ereiferte sich der familiaris , der ob seiner Lüge nicht erröten konnte, weil das ganze Gesicht fellbedeckt war. »Er lügt wie gedruckt. Was hast du mit ihnen vor, Herrin?«
    »Das überlasse ich dir«, erwiderte sie ruhig. »Was wirst du tun?«
    »Sie sind eine Gefahr«, überlegte der familiaris . »Ich hatte dich vor dem Experiment gewarnt. Du hast deine Kräfte überschätzt. Nun siehst du, was daraus wurde. Du solltest künftig auf derlei Versuche verzichten, um weitere Probleme dieser Art zu vermeiden. Außerdem kostet es dich zuviel Kraft. Ich spüre doch, wie schwach du momentan bist. Fast hättest du es nicht geschafft, meine Verletzung zu kurieren. Du darfst dich nicht noch einmal in dieser extremen Form verausgaben. Du bist eine gute, mächtige Zauberin, doch es ist dir nicht gegeben, Weltentore zu schaffen. Daran sind Magier gescheitert, die wesentlich stärker waren als du. Selbst mancher Dämon vermag es nicht durchzuführen. Aber du hast ja mich. Du weißt, Herrin, daß ich an deine Seite gestellt wurde, um dir zu helfen, wann immer du Hilfe benötigst.«
    Und es ist ganz gut , dachte er spöttisch, daß du mit deinen Kräften einen derartigen Raubbau getrieben hast. Je schwächer du bist, desto besser habe ich dich im Griff - gerade jetzt ist das geradezu prachtvoll!
    »Was wirst du tun?« wiederholte sie ihre Frage.
    »Sie müssen sterben«, sagte er. »Bevor sie auch noch versuchen, dich umzubringen.«
    Lucia

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