0472 - Der Tiefsee-Teufel
ich zuweilen um einen Gefallen bitten darf, wie auch ich ihnen gern einen Gefallen erweise.«
»So kann man es auch formulieren«, murmelte Nicole. »Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr?«
»Anders geht nichts im Leben - haben Sie diese Erfahrung noch nicht gemacht?«
Nicole verzichtete auf eine Antwort.
»Sie stehen mir negativ gegenüber«, sagte Beaucasser. »Ich verstehe das. Sie«, er sah zu Zamorra und dann wieder zu Nicole, »haben Informationen über mich eingezogen, und diese Informationen sind nicht gerade schmeichelhaft. Nun, vielleicht ist Ihr Informant nicht unbedingt objektiv gegenüber meiner Person. Durchaus verständlich, wenn man weiß, daß dieser Informant einmal auf eine Veröffentlichung seiner durchaus diffamierenden Recherchen über mich verzichten mußte…«
Zamorra atmete tief durch. »Von wem sprechen Sie?«
»Von Ihrem Freund Ted Ewigk. Sie haben ihn doch über mich befragt, oder?«
»Woher wissen Sie das? Haben Sie mich bespitzeln lassen?«
»So etwas habe ich nicht nötig«, erwiderte Beaucasser lässig.
»Aber Sie sind auch kein Hellseher.«
»Vielleicht lese ich Gedanken«, schmunzelte der Blonde.
Jetzt war es Nicole, die heftig den Kopf schüttelte. »Nicht unsere Gedanken, Mister Beaucasser. Die können Sie nicht lesen. Außerdem würde ich es spüren, wenn sie eine telepathische Begabung besäßen.«
Beaucasser hob die Brauen. »Nun gut«, bemerkte er. » Das wußte ich noch nicht. Ich danke Ihnen für diese Information. Wollen Ihr Chef und Sie nun für mich arbeiten oder wollen Sie vertragsbrüchig werden? In diesem Fall würde ich mich genötigt sehen, den bisherigen Spesen-Aufwand Ihnen anzulasten.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Fangen Sie erst gar nicht an zu rechnen«, sagte er. »Wir sind dabei, das sollten Sie seit gestern wissen.«
Beaucasser lächelte. Er zeigte auf das Kabinenfenster.
»Da unten liegt mein Schiff«, sagte er. »Soeben setzen wir zur Landung an. Gleich sind wir da.«
Das Schiff war auf den recht prosaischen Namen ALPHA BEAU getauft. Dabei sah es weder besonders schön aus, was den Namens-Teil »Beau« gerechtfertigt hätte, noch war es Beaucassers erstes Schiff. Mit fast 40 Metern Länge war die ALPHA BEAU wesentlich größer als jede Privatyacht, die Zamorra bisher erlebt hatte, und im ersten Moment hatte Zamorra sogar den Verdacht, daß das Boot eine von Bjern Gryms sagenhaften Konstruktionen sein könnte, von denen Rob Tendyke eine besaß und mit denen ansonsten Nicoles Studienfreundin April Hedgeson in der Weltgeschichte herumfuhr. Aber dann war es Nicole, die die Bemerkung fallenließ: »Wetten, daß Bjern Grym aus diesem Schiff weit mehr herausgeholt hätte? Das hier ist doch ein Boot, das schon die Saurier ausrangiert haben und das heute höchstens noch der Scheich von Dhubaj im Museum stehen hat…«
Beaucasser verzichtete auf eine Antwort.
Zamorra hatte sich die Yacht beim Anflug angesehen. Jetzt, mit dem großen Hubschrauber auf dem Achterdeck, wirkte sie völlig unproportional. Auch vorher wirkte es schon seltsam gedrungen; vor allem durch die seltsamen Aufsätze des Vorderkastells. Zamorra erinnerte sich, solche Tarnungen schon einmal gesehen zu haben: Bei der ULYSSES, dem Forschungsschiff des internationalen Möbius-Konzerns. Bei der ULYSSES verbargen sich unter der Tarnung Laserprojektoren.
Aber bei der ALPHA BEAU hielt Zamorra es für ausgeschlossen, daß sich Laserwerfer an Bord befanden. Waffenfähige Laser des Möbius-Konzerns waren bislang nicht freigegeben worden - weder an die breite Öffentlichkeit noch ans Militär oder einen Geheimdienst. Da hielt immer noch der alte Eisenfresser Stephan Möbius den dicken Daumen drauf, und sein Sohn Carsten, der den weltweiten Konzern mittlerweile leitete, schlug in die gleiche Kerbe.
Aber nach Kanonen sah die Tarnung trotzdem aus…
Die ALPHA BEAU verfügte über einen Kapitän, einen Steuermann, einen Bordingenieur, drei Matrosen, die für allen Kleinkram und die Schwerarbeit zuständig waren, einen Koch und acht Taucher, wie Zamorra und Nicole nach der Landung bei der Vorstellung der Crew erfuhren, die aus Zamorras Perspektive eher eine Vorführung war. Die Taucher waren allesamt Ghanesen - was für Beaucasser sprach, weil er Einheimische beschäftigte. Nur sollten die angeblich alle recht abergläubisch sein.
Beaucasser wies bei der bühnenreifen Vorstellung darauf besonders hin, und Zamorra fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut, als Beaucasser launig
Weitere Kostenlose Bücher