0472 - Der Tiefsee-Teufel
davon profitieren können?« fragte Bhouto, der Ewe.
»Nur, wenn ihr es wirklich wollt«, erwiderte Zamorra. »Und es geht mir nicht um den Profit, sondern um die Sache an sich. Flüche gehören zur Schwarzen Magie, und gegen diese kämpfe ich schon seit langer Zeit. Hier bietet sich mir die Gelegenheit, wieder etwas zu unternehmen, und wenn ich gleichzeitig jemandem damit helfen kann, ist das noch viel besser.«
»Was ist, wenn niemand von uns will, daß sich etwas an den Dingen hier ändert?«
»Dann«, sagte Zamorra langsam und deutlich. »werde ich nicht das geringste tun. Weshalb sollte ich auch etwas gegen euren Willen unternehmen? Dies ist eure Heimat, nicht meine.«
»Das paßt aber nicht zu deinem Job, uns vom Aberglauben zu bekehren, Professor«, sagte Bhouto.
Zamorra schmunzelte.
»Beaucasser hat mich engagiert«, sagte er. »Aber wie ich meine Arbeit mache, das ist grundsätzlich meine Angelegenheit. Also, Kameraden - was soll ich tun? Den Spuk vernichten, euch eine Geschichte erzählen oder nur so tun, als würde ich etwas tun?«
»Letzteres würde aber nicht deiner Ehre gerecht, Professor«, sagte Noguera. »Für gutes Geld willst du auch gute Arbeit leisten.«
»Ertappt«, sagte Zamorra. »Andererseits habe ich nur zugesagt, daß ich es versuchen werde. Vom Erfolg hat niemand gesprochen.«
Nyatta Noguera streckte die Hand aus. »Kannst du tauchen, Professor?«
»Nicht sehr tief.«
»Wenn du willst, zeigen Wir es dir und helfen dir dabei. Dann wirst du selbst sehen können, wie mächtig die Geister sind, und dann wirst du entscheiden, was du tust. Ganz gleich, ob du es für Beaucasser, für dich oder für uns tust. Oder - für die Welt.«
Zamorra hob die Brauen; dann nickte er. Das waren vernünftige Worte, wie man sie normalerweise nur einmal in einer Milliarde Jahren hörte…
Er griff nach Nogueras Hand und schlug ein. »So machen wir es.«
***
»Was denkst du?« fragte Deanna Crowley. Laury Doland hatte sie im Steuerstand abgelöst und war hinunter zu Boyd Randall in dessen Kabine gekommen. Randall lag ausgestreckt auf seiner Koje, die Arme unter dem Kopf verschränkt, und sah gegen die Decke.
»Ich denke, daß John sich verändert hat.«
»In welcher Form? Glaubst du, daß er… daß er nicht mehr richtig tickt?« fragte die Negerin. »Ich meine, es könnte ja sein, daß er einen Schaden davongetragen hat. Er hat vielleicht zu wenig geatmet da unten. Ich habe Laurys Kalkulation nachgeprüft. Sie hat sich nicht verrechnet. John hat seine Tauchzeit tatsächlich ganz extrem überzogen. Vielleicht…« Sie zögerte.
Randall warf ihr einen ermunternden Blick zu. »Sprich dich ruhig aus, auch wenn es vielleicht unsinnig klingt. Aber unsinniger als ein unsichtbares Schiff, das John trotzdem gesehen haben will, kann es auch nicht sein.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß er versucht hat, seine Tauchzeit zu verlängern, und deshalb flacher oder weniger geatmet hat. Möglicherweise hat er das in Verbindung mit dem dort unten vorherrschenden Druck nicht vertragen. Sicher, der Druck ist bei weitem nicht so stark wie in fünfzig oder hundert Metern Tauchtiefe - aber es könnte doch sein, daß er mit einem solchen Versuch für ein paar Minuten gewissermaßen weggetreten ist und schließlich das Gehirn wegen Sauerstoffmangel…« Sie verstummte abermals.
Randall schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenn er da unten ohnmächtig geworden wäre, würde er jetzt noch immer unten sein - mausetot. Aber er lebt noch. Ich begreife nicht, wie er das geschafft hat. Außerdem geht das mit dem Atemluftsparen gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Hast du es schon mal versucht? Du kannst zwar für eine Weile die Luft anhalten und damit, wenn du es einige Male machst, ein paar Minuten herausschinden - bloß macht dein Körper dir dieses Ergebnis sofort wieder zunichte, weil du hinterher hastiger atmest, tiefer einatmest, um das Sauerstoffdefizit wieder auszugleichen. Nein, Deanna. Das funktioniert so nicht. Er muß da unten ein paar verdammt lange Minuten völlig ohne Atemluft gewesen sein, und doch wirkte er frisch und munter, als er auftauchte. Und«
»Was und?«
Randall dachte an Dolands Augen, die wie flüssiges Kupfer leuchteten. Aber etwas, das er nicht verstand, hinderte ihn daran, über diese seltsame, nie gesehene Augenfarbe zu sprechen.
»Nichts«, murmelte Randall. »Ich werde versuchen, mich mal ernsthaft mit ihm zu unterhalten. Vielleicht hat er das Wrack wirklich gefunden.
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