0472 - Der Tiefsee-Teufel
Bloß an die Unsichtbarkeit glaube ich nicht. Es gibt nichts Unsichtbares auf der Welt.«
»Doch!« widersprach Deanna und zeigte ein spitzbübisches Lächeln. »Luft! Unsere Atmosphäre!«
»Das ist ein Irrtum«, erwiderte er. »Du kannst sie manchmal in der Hitze flirren sehen, die Luft. Es gibt wirklich nichts, das unsichtbar ist.«
Er erhob sich und verließ seine Kabine, um John Doland aufzusuchen. Deanna folgte ihm zögernd. Vor Dolands Kajüte hatte sie ihn eingeholt. »Vielleicht schläft er«, sagte sie. »Er sieht es vermutlich nicht gern, wenn du ihn dann störst. Immerhin hat er einen anstrengenden Tauchgang hinter sich.«
Randall klopfte trotzdem an. Von drinnen erfolgte keine Antwort.
Der Schatzjäger drückte leise die Klinke nieder und schob die Tür einen Spaltweit auf. Er sah Doland an seinem kleinen Schreibtisch sitzen, über eine Karte gebeugt. Der Taucher hielt einen Tintenstift in der Hand und schien Markierungen zu machen. Vielleicht versuchte er die Position seines mutmaßlichen Fundes zu bestimmen.
»Hallo, John«, sagte Randall. »Darf man eintreten?«
Doland reagierte nicht. Er saß starr vor der Karte. Randall trat langsam näher. Er berührte Dolands Arm. Der Taucher reagierte immer noch nicht. »He, was ist los?« fragte Randall. »Sprichst du nicht mehr mit mir? Bist du sauer, oder was ist? Wenn, dann hast du es dir selbst zuzuschreiben.«
Doland reagierte immer noch nicht. Randall rüttelte an seiner Schulter. Infolge dieser Bewegung änderte der Taucher leicht seine Position auf dem Stuhl. Plötzlich fühlte Randall sich von einem unheimlichen Hauch innerlich berührt. Er fühlte nach Dolands Puls.
Der schlug nicht. John Doland, der aufrecht und reglos auf dem Stuhl vor der Karte saß, war tot!
***
Nyatta Noguera half Zamorra beim Anlegen der Tauch-Ausrüstung und erklärte ihm sorgfältig, worauf er unbedingt zu achten hatte. Zamorra bewegte sich zwar nicht zum ersten Mal unter Wasser, aber bislang war das jedesmal unter völlig anderen Voraussetzungen geschehen. Einmal dachte er kurz an jenes merkwürdige Geschöpf, das er seinerzeit auf dem Silbermond kennengelernt hatte und das damals mit seinen unbegreiflichen magischen Mitteln vorübergehend seine Atmung so umgestellt hatte, daß er sich unter Wasser bis in die Stadt der Druiden bewegen konnte, ohne auch nur ein einziges Mal zum Luftholen auftauchen zu müssen und sich dadurch den Jägern zu verraten. Aber hier war nicht der Silbermond, und hier gab es dieses im Wasser lebende Geschöpf nicht, dessen Name Zamorra längst wieder entfallen war, und so mußte er sich mit dem Taucheranzug, der Gesichtsmaske und der schweren Preßluftflasche herumschleppen.
»Wenn du erst mal im Wasser bist, merkst du das Gewicht fast gar nicht mehr, Professor«, sagte Noguera. »Abgesehen davon, daß es dir hilft, schneller nach unten zu gelangen.«
»Und wenn ich wieder rauf will?«
Der Taucher lachte leise. »Dann wirfst du ein bißchen Ballast ab. - Nein, im Ernst, das geht schon allein durch die Schwimmbewegungen. Die Flasche spielt so gut wie keine Rolle dabei. Du mußt nur darauf achten, daß du zwischendurch Pausen machst und nicht in einem Zug nach oben und umgekehrt durchsteigst. Du mußt dich an die veränderten Druckverhältnisse angleichen, sowohl beim Ab- wie auch beim Aufstieg. Das dauert ein paar Minuten. Aber ich werde schon auf dich aufpassen, Professor.«
Er schnallte sich eine Scheide, in der ein Messer mit beidseitig geschliffener, langer Klinge steckte, an den rechten Unterschenkel. »Hier, für dich«, sagte er dann und reichte Zamorra ebenfalls ein solches Schneideinstrument. »Ein recht nützliches Werkzeug für den Fall, daß man irgendwo hängenbleibt, etwas freigraben oder freischneiden muß oder sich einfach gegen etwas oder jemanden zur Wehr setzen muß.«
Zamorra sah etwas unglücklich an sich herab. Er befürchtete, Schwierigkeiten mit dem Wiederaufrichten zu bekommen, wenn er sich jetzt niederkauerte, um die Scheide so zu befestigen, wie es Noguera bei sich getan hatte. Das Gewicht der Aqualunge war beträchtlich und machte ihm zu schaffen.
Nicole nahm ihm die Arbeit ab und schnallte ihm das Messer fest. »So müßtest du beim Schwimmen gut dran kommen«, sagte sie schließlich nach einem prüfenden Vergleichsblick.
Derweil ließ sich Noguera von einem Kollegen auch die Preßluftflasche umschnallen. Die Männer sahen sich an. »Noch einmal alles durchchecken«, verlangte Noguera. »Uhren,
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