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0472 - Der Tiefsee-Teufel

0472 - Der Tiefsee-Teufel

Titel: 0472 - Der Tiefsee-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unsichtbare Wrack schwimmen?«
    »Ich kann es euch nur zeigen, nicht erklären«, sagte Doland leise. »Danach werdet ihr es wohl auch sehen können.«
    Randall sah Laury an. »Dein Bruder hat einen Vogel«, sagte er. »Ich höre mir diesen Unsinn nicht länger an.«
    Er wandte sich ab und schritt davon. Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke.
    Hast du andere Augen als wir? hatte er Doland gefragt.
    Dolands Augen…
    Es war seltsam - obgleich sie schon einige Zeit auf der PRISCILLA zusammen waren, hatte er sich nie dafür interessiert, welche Augenfarbe die anderen besaßen. Er konnte bis heute nicht sagen, welche Augenfarbe Doland hatte. Doch eben war ihm diese Farbe unterbewußt aufgefallen. Jetzt erinnerte er sich daran.
    Daß ein Mensch Augen wie flüssiges Kupfer hatte, war ihm neu…
    ***
    »Es spukt also«, sagte Zamorra. Unter Deck hockte er im Schneidersitz zwischen den dunkelhäutigen Tauchern; auf seine Bitte hin hatten sie sich hier unten versammelt. Zamorra war sich allerdings nicht sicher, ob sie es aus Interesse an der Sache taten oder weil sie befürchteten, daß Beaucasser sie chaßte, wenn sie Zamorras Anweisungen nicht ebenso folgten wie den seinen. Wie auch immer - er hatte dem Koch eine Palette Bierdosen aus der Vorratskammer abgeluchst, sowohl alkoholhaltiges als auch alkoholfrei, weil er wußte, daß Alkohol und Tauchen sich absolut nicht miteinander vertrugen. Die Männer, die als nächste Tauchgänger auf dem Dienstplan standen, konnten sich dann von den alkoholfreien Dosen bedienen. Und jetzt saß er zwischen den Tauchern, eine - ebenfalls alkoholfreie - offene Dose in der Hand, aus der er hin und wieder einen Schluck nahm und den Männern dabei zuprostete. Sie hatten ebenfalls zugegriffen, zeigten sich aber etwas zurückhaltender als der Mann, der ihr Vertrauen gewinnen wollte und dabei nicht als der Befehlsgeber von oben herab auftrat, sondern sich unter sie gesellte. Aber erst als er ein paar Worte im Ewe-Dialekt einfließen ließ, brach plötzlich das Eis zwischen ihm und den Ghanesen. »Professor, woher kennst du die Worte unserer Sprache?« stieß einer der Männer überrascht hervor. »Wann und wo und von wem hast du sie gelernt?«
    Zamorra lächelte. »Ich gehöre zu den Menschen, die anderen zuhören und von ihnen lernen«, erwiderte er. »Und so habe ich auch ein paar Wörter ewe gelernt, aber längst nicht genug, um an einem Feuer der Ewe um Gastfreundschaft zu bitten - leider.«
    Daß er ein fast unglaubliches Sprachtalent besaß, war eine andere Sache. Es gab nur wenige Sprachen auf der Welt, in denen er sich nicht einigermaßen verständlich machen konnte - chinesisch und rätoromanisch gehörten mit zu den wenigen Ausnahmen. Er besaß die Fähigkeit, Verbindungen zu ziehen und sich ähnelnde Wörter aus Sprachfamilien in Beziehung zueinander zu setzen. Meist reichte es wenigstens zum Verstehen. Von den Sprachen ließen sich natürlich auch Dialekte ableiten. Ewe war ein Bantu-Dialekt. In Ghana lebten die Ewe-, Fanti- und Ashanti-Stämme, geografisch zwar vom Bantu-Land entfernt, aber dennoch zur gleichen Sprachfamilie gehörend. Seit seiner Ankunft auf der ALPHA BEAU hatte Zamorra gelauscht und zugehört, wenn die Ghanesen sich unterhielten, und aus dem, was er aufschnappte, Rückschlüsse gezogen, sobald er den Sinn des Gesagten einigermaßen erfaßte oder erriet. Alles andere lief in seinem Gehirn quasi automatisch ab. Jetzt konnte er ewe -Wörter sinnvoll ins Gespräch einwerfen, und damit hatte er im Moment den Schlüssel herumgedreht und die Tür zu den Ghanesen geöffnet!
    Jemand, der sich die Mühe machte, ihre Stammesdialekte zu erlernen, mußte sich für sie als Menschen interessieren! Deshalb fand er plötzlich Kontakt zu diesen acht Männern, von denen nur drei zu den Ewe gehörten, aber die anderen fünf begriffen ebenfalls, daß hier nicht ein peitschenschwingender Herr saß, sondern einer, der wie sie war und mit ihnen reden und von ihnen lernen wollte.
    So kamen sie ins Gespräch.
    »Unheil wartet in diesen Wassern«, behauptete Bhouto, der Ewe. »In den hellen Nächten taucht das Schiff der Teufel aus den Fluten und sucht die Lebenden heim, um dann wieder in den Fluten zu verschwinden, aber niemand hat es bisher auf dem Grund des Meeres finden können, obgleich viele danach suchten. Doch selbst, wer in den hellen Nächten sah, wo das Schiff der Teufel sank, fand es dort nicht mehr. Es ist, als würde es in einer anderen Welt verschwinden.«
    »Oder als würde

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