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0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl

Titel: 0472 - Sie war nur ein 5-Dollar-Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Gläser.
    »Randvoll, wenn ich bitten darf«, sagte Lo. Sie legte den Lippenstift auf die Spiegelkonsole, strich mit den Händen ihren Rock glatt und kam auf mich zu. Sie lächelte verheißungsvoll. »Gefalle ich Ihnen?«
    »Klar«, sagte ich. Sie setzte sich. Wir tranken. Der Whisky brachte das unglaubliche Kunststück fertig, noch schlechter zu schmecken, als er roch. Ich verzog das Gesicht. Lo sah erstaunt aus. »Was ist?«
    »Der Saft scheint mir ein bißchen jung zu sein«, bemerkte ich. Fast gleichzeitig fiel mir ein, daß das eine sehr unpassende Feststellung war. Joe Naddish war gewiß nicht der Mann, der über eine allzu kritische Zunge verfügte.
    »Das Zeug ist stark, es geht rasch ins Blut, das ist alles, was zählt«, meinte Lo.
    Wir rauchten und tranken. Aus irgendeinem Grund wuchs zwischen uns eine Wand auf. Lo wurde beinahe nüchtern. Spürte sie, daß mit mir etwas nicht in Ordnung war?
    »Ich muß noch zum Bahnhof«, sagte ich und kramte ein paar Dollarnoten aus der Tasche. »Das ist für den Drink«, sagte ich und legte das Geld auf den Tisch.
    Lo war zum Glück kein Mädchen, das den Anblick von Dollarnoten in diesem Zusammenhang beleidigend fand. Wenn sie nicht gerade glücklich aussah, als sie das Geld an sich nahm, so lag das zweifellos an der Tatsache, daß ich mich in der Höhe des Entgeltes nicht sonderlich angestrengt hatte. Aber ich mußte meiner Rolle treu bleiben. Joe Naddish war kein Rockefeller, er konnte es sich nicht leisten, mit den Dollars um sich zu werfen.
    »Gehen Sie weg«, sagte Lo plötzlich.
    Die Worte kamen so kurz und unerwartet, sie wurden in einer so veränderten Tonlage vorgebracht, daß ich das Mädchen verblüfft anstarrte.
    Sie lächelte schon wieder. »Sie sollten aus diesem Hotel verschwinden«, fügte sie hinzu.
    »Warum?«
    »Gehen müssen Sie sowieso«, meinte das Mädchen. »Aber es wäre verdammt traurig, wenn man Sie auf einer Bahre hinaustrüge.«
    Ich riskierte einen zweiten Schluck der Whiskypersiflage und sagte: »Das müssen Sie mir schon genauer erklären!«
    »Mehr möchte ich nicht sagen.« Sie blickte auf die Uhr. »Sie haben nichtmehr viel Zeit.«
    Ich schaute gleichfalls auf die Uhr. Es war ein Uhr zwanzig.
    »Soll das eine Warnung sein?«
    »Ein Hinweis«, meinte sie ausweichend. »Wer in diesem Hotel das Zimmer 13 bezieht, ist schon ungefähr in einer Leichenhalle.«
    Ich beugte mich über den Tisch nach vorn. »Was habe ich denn zu befürchten? Bei mir ist nichts zu holen, Mädchen. Im Grunde verschwenden Sie mit mir nur Ihre Zeit.«
    Los Lippen zuckten. »Ich weiß. Aber wenn ich nicht gelegentlich diese Art von Zeitverschwendung betriebe, würde ich verrückt. Sie sind kein Ausputzer, das merke ich. Sie sind ein feiner Kerl.« Ihre Stimme klang bitter. »Ich will Ihnen was sagen, Joe. Kein Mensch ist schlecht genug, um nicht hin und wieder etwas Gutes zu tun. Man würde ersticken, wenn man es nicht versuchte. Ersticken!« Sie erhob sieh und öffnete das Fenster, als brauche sie dringend frische Luft. »Regen«, sagte sie und starrte hinaus. »Zum Kotzen!«
    »He, was ist denn nur auf einmal mit Ihnen los?« fragte ich. »Vorhin waren Sie besserer Laune!«
    »Alles Mache«, meinte sie und kam an den Tisch zurück. In ihren Augen schimmerte es feucht. »Ich sollte nichts trinken. Das macht mich weich und weinerlich. Und gefühlsduselig. Im Hartley darf man sich diesen Luxus nicht gestatten, Joe. Es ist gefährlich, wissen Sie. Sehr gefährlich. Hören Sie auf mich, Joe. Schnappen Sie sich Ihren Mantel und verduften Sie.«
    »Wohin?«
    »Egal, irgendwohin«, meinte sie. »Nur weg von hier, weg vom Hartley.«
    »Und was ist, wenn ich jemanden erwarte?« fragte ich.
    Der feuchte Glanz in ihren Augen blieb, er wurde nur fremder und kälter und gleichzeitig auch ein wenig starrer. Es schien, als blicke sie durch mich hindurch. »Hier erwartet Sie nur einer«, sagte sie mit brüchiger Stimme, »und das ist der Tod.«
    ***
    Ich versuchte zu lachen, aber das Lachen blieb mir im Halse stecken. Ich hatte nicht das Gefühl, daß Lo Cockers scherzte. Oder lag es am Alkohol? Fing sie an zu spinnen, wenn sie mehr als ein Glas im Leibe hatte? Ich kannte sie noch nicht gut genug, um das beurteilen zu können, aber ich kannte meinen Auftrag, und der gestattete mir nicht, Warnungen dieser Art zu befolgen. Ich mußte selbstverständlich herausfinden, was es mit den Worten für eine Bewandtnis hatte. Ich verspürte keine große Lust, unter die Selbstmörder zu

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