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0473 - Botin des Unheils

0473 - Botin des Unheils

Titel: 0473 - Botin des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seiner Probleme. Sie muß auch etwas mit seiner Verletzung zu tun haben.«
    »Verletzung?« wunderte sich Zamorra, dem an Enrique Landemon nicht dergleichen aufgefallen war.
    »Hast du seinen Fuß nicht gesehen?«
    Hatte er nicht. »Was ist damit?«
    »Dick verbunden, allerdings nicht in Gips, bloß trägt er keinen Schuh, weil der Verband zu dick für seine Größe ist. Der rechte Fuß ist es. Aber die Rothaarige muß wohl nur indirekt etwas damit zu tun haben. Zumindest hat sie nicht auf ihn geschossen.«
    Zamorras Hand schoß vor. Packte Nicole an den Schultern. »Auf ihn geschossen?«
    »Sie hat nicht geschossen, sagte ich. Zumindest glaube ich das so aus den verwaschenen Gedankenbildern erkannt zu haben. Er muß selbst geschossen haben, aus welchem Grund auch immer - aber wegen ihr!«
    »Und das ist der Grund, weshalb er seinen Blutgehalt im Alkoholkreislauf immer weiter verringert?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Hast du schon mal versucht, die Gedanaken eines Betrunkenen zu lesen? Und ich hatte auch nicht den geringsten Ehrgeiz, tiefer in ihn einzudringen. Mir reichte es auch so schon.«
    Zamorra verstand sie.
    Es war die Grundeinstellung eines jeden Thelepathen. Bei den Druiden Gryf und Teri war es nicht anders - sie benutzten ihre von den meisten Menschen gefürchtete Fähigkeit nur dann, wenn es wirklich sein mußte, weil es kein Vergnügen war, sich mit den Problemen anderer Menschen zu belasten, indem man in ihr Denken und Fühlen eintauchte. Zamorra blieb weitgehend von diesem Problem verschont, weil seine Thelepathie nur sehr schwach ausgeprägt war und nur unter besonders günstigen Voraussetzungen funktionierte. Nicole fiel das Gedankenlesen schon leichter, allerdings mußte sie ihr »Opfer« dabei unmittelbar sehen können. Über größere Distanzen oder durch Mauern hindurch ging daher nichts. Da waren Gryf und Tori sowie der Wolf Fenrir als »natürliche Begabung« im Vorteil. Auch die Zwillinge Monica und Uschi Peters hatten da keine Probleme.
    Aber das spielte hier keine Rolle. Wichtig war, daß Nicole in Enrique Landemons Gedanken eine Frau gesehen hatte, die hinter ihm stand und ihm solchen Kummer bereitete, daß er diesen Kummer ersäufen wollte; was er nicht bedachte, war, daß Alkohol auch konservierte und für die Ewigkeit bewahrte.
    Die Probleme blieben; sie wurden nur noch unlösbarer.
    »Einen Mann hat er nicht gedacht?«
    Nicole schüttelte den Kopf.
    »Er machte auch Bemerkungen über Fenrir«, fuhr Zamorra fort und wiederholte, was der Förster gesagt hatte.
    »Tut mir leid, chéri, aber über Fenrir gab es kein Bild in seinen Gedanken«, sagte Nicole. »Und ich fürchte, daß Enrique jetzt noch weniger ansprechbar ist als vorhin, weil er zwischendurch kräftig nachgetankt haben dürfte. Heute abend bekommen wir aus ihm nicht mehr heraus. Aber wir zwei sollten uns jetzt voneinander trennen und in die Schankstube zurückkehren, sonst glauben die Leute da noch, wir zwei hätten die Gelegenheit genutzt, hier eine private Orgie abzuhalten und uns gegenseitg zu vernaschen.«
    Zamorra nagte an seiner Unterlippe. »Und das wäre nicht mal ’ne schlechte Idee«, gestand er. »Wenn andere schon Schlechtes über einen denken, sollte man sie nicht enttäuschen…«
    Nicole blockierte die Tür. »Wo du recht hast, hast du recht«, sagte sie und fiel über ihn her.
    ***
    Eine Viertelstunde später, als sie sich atemlos wieder angekleidet hatten, fuhr Nicole mit der linken Hand sich und Zamorra durch das Haar, um es noch weiter in Unordnung zu bringen, während sie ihn mit der rechten Hand hinter sich herzog. Draußen vor der Tür, die bisher blockiert gewesen war, stand ein ungeduldig-verkrampfter André. »Mußte das sein?« grummelte er. »Ihr hättet wenigstens das Herren-Klo freilassen können, statt die vordere Tür zu verrammeln…«
    Nicole lachte ihn vergnügt an und wollte einen Spruch loslassen, aber Zamorra zog sie weiter.
    Und dann war ihre eben noch blendende Laune wieder vorbei.
    Als sie die Gaststube betraten, hatten sich nahezu alle Gäste um den Tisch von Enrique Landemon versammelt. Aber nicht, weil der Förster sie dazu eingeladen hatte. Das konnte er nicht mehr; nie mehr.
    Er lag neben dem Tisch auf dem Boden.
    »Ich habe einen Rettungswagen angefordert«, rief Mostache von der Theke her.
    Pascal Lafitte hob den Kopf. »Den kannst du wieder zurückschicken. Was Enrique braucht, ist ein Sarg!«
    Zamorra drängte sich vor.
    Enrique Landemon sollte tot

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