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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Das kostet dich nicht nur eine Wodka-Fete, sondern wenigstes zwei, Genosse Boris Iljitsch.«
    Saranow verzog das Gesicht.
    »Nenn mich doch nicht Genosse«, brummte er. »Wir sind doch nicht mehr im Sozialismus…«
    Dembowsky grinste.
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Zamorra. »Am Telefon hast du mir ja nur relativ wenig sagen können. Skelette, die aus dem Nichts kommen?«
    »Und die morden«, sagte Saranow.
    »Sie scheinen in immer kürzeren Abständen zuzuschlagen. Im Laufe der letzten 24 Stunden haben sie an vier Metro-Stationen gewütet. Sieben Menschen sind ums Leben gekommen, drei schwerverletzt.«
    Zamorra nickte. »Anhaltspunkte?«
    »Keine außer den Zeugenaussagen. Wir können ja nichts tun, Zamorra. Wir können uns nur auf die Beobachterrolle beschränken. Bis auf eine Ausnahme sind wir zwei nie da, wo’s losgeht und selbst da kam Fedor Martinowitsch, systembedingt zu spät.«
    Dembowksy zuckte mit den Schultern.
    »Deshalb brauchen wir ja dich, Zamorra. Du hast die Mittel, eine Falle aufzustellen und die Metro-Phantome zu ködern«, fuhr Saranow fort.
    »Und Mademoiselle Duval für den Frühstückstisch - um gospodin Saranow zu zitieren«, ergänzte Dembowsky, der Verräter.
    »Ich hatte eigentlich gehofft, daß ihr früher kommen würdet«, sagte Saranow. »Vielleicht hätten dann einige Todesfälle vermieden werden können.«
    Zamorra schloß die Augen. Er fühlte sich etwas enttäuscht, Saranows versteckter Vorwurf traf ihn. Er erinnerte sich, die Wichtigkeit auf den »überüberübernächsten Flug« verschoben zu haben. Andererseits - Raffael hat es nicht geschafft, einen früheren Flug zu buchen.
    Das waren die Fakten. Zamorra und Nicole hätten beim besten Willen nicht früher erscheinen können. Aber ein Dorn steckte immer noch im Fleisch.
    Nicole erhob sich aus dem Sessel, in dem sie sich niedergelassen hatte. Sie sah Saranow nachdenklich an.
    »Wenn du irgendwann und irgendwo mal riesengroße Blumen siehst, deren Blütenkelche in allen Regenbogenfarben schimmern, dann merk dir den Standort sehr genau«, sagte sie.
    »Diese Blumen, die auch bei uns im Château Montage wachsen, funktionieren wie ein magischer Materiesender. Wenn es sie auch in der Nähe Moskaus gäbe, hätten wir die Gesamtreisezeit von fast sieben Stunden auf ein paar Minuten verkürzen können.«
    »Im Ernst?« staunte Saranow.
    »Im Ernst. Achte auf Blumen in den Regenbogenfarben.«
    »Ich werde danach suchen«, sagte Saranow. »Aber ich denke, daß wir uns jetzt erst einmal um die mörderischen Metro-Phantome kümmern müssen. Eine Metro-Station ist übrigens gar nicht mehr weit von hier entfernt.«
    »Wie praktisch«, murmelte Nicole.
    »Das heißt also, Sie wollen sich vor der doppelten Wodka-Fete drücken, Chef«, sagte Dembowsky.
    Saranow schüttelte den Kopf. »Heute abend wird ohnehin nichts mehr geschehen«, sagte er. »Allen bisherigen Beobachtungen zufolge schlagen die Metro-Phantome nur bei Tage zu. Nachts scheint es sie nicht zu geben.«
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte Zamorra. »Gespenster sind doch normalerweise nachtaktiv.«
    Er straffte sich.
    »Ich muß alles über diese Phantome wissen«, sagte er. »Wirklich alles. Also raus mit der Sprache. Unser ›Besäufnis‹ holen wir nach, wenn wir Zeit dafür haben. Jetzt haben wir sie nicht…«
    ***
    Saranow und sein Assisent berichteten abwechselnd über die Beobachtungen, ihre Untersuchungen und die Schwierigkeiten mit den Behörden. Dembowsky breitete eine Karte aus, einen Stadtplan von Moskau, auf dem die Metro-Linien und Stationen besonders hervorgehoben waren. An diesen Stationen waren mit kleinen farbigen Klebepunkten die Orte markiert, an denen es zu den Phantom-Sichtungen und Todesfällen gekommen war; die Punkte waren in chronologischer Folge durchnumeriert. Wie schon die beiden Russen, versuchten jetzt auch Zamorra und Nicole vergeblich, irgendein System hineinzubringen. Aber alles schien völlig dem Zufall überlassen zu sein.
    »Habt ihr es schon mal per Computer durchrechnen lassen?« erkundigte sich Zamorra.
    »Wir nicht, aber die Polizei, die nach wie vor an normale Bandenkriminalität glauben will und unsere Theorien grundsätzlich ablehnt. Es ist schon fast ein Wunder, daß wir überhaupt von höherer Stelle angefordert worden sind. Aber darüber hinaus tut man absolut nichts, um uns die Arbeit auch nur ein bißchen zu erleichtern.«
    »Und was hat der Genosse Computer gefragt?« wollte Zamorra wissen.
    »Klick, surr, klack, hat er gesagt«,

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