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0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven

Titel: 0477 - Ein Kontinent verliert die Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß ihm jeder Schritt schwerfiel. Er hätte lieber bis zur letzten Kugel geschossen als aufgegeben. Aber er konnte es einfach nicht ertragen, daß ein Kollege erschossen würde.
    »Da bin ich«, knurrte Neville, als er Vor dem Gangster stand. »Vorzustellen brauche ich mich ja wohl nicht. Wir kennen uns ja«, setzte er noch hinzu.
    Der Gangsterboß lächelte maliziös. »Natürlich brauchen Sie sich nicht vorzustellen. Wir hatten ja schon das Vergnügen.« Dann winkte er den Gorilla heran, mit dem Phil vorher gekämpft hatte.
    »Durchsuch die beiden«, befahl er mit gleichmütiger Stimme. Er sah aufmerksam der nun folgenden Prozedur zu und meinte dann spöttisch: »Ich habe jetzt die Ehre, Sie zu einem guten alten Bekannten zu führen. Es ist Ihr lieber Kollege Jerry Cotton. Er wird sich bestimmt freuen, Sie wiederzusehen.«
    Der Verbrecher lachte höhnisch. Er lachte bis zu dem Augenblick, als einer der Leute heranstürzte und schrie: »Dieser G-man ist entkommen. Er hat Lee Razwill mitgenommen.«
    In diesem Augenblick lachte der Boß nicht mehr. Dafür aber mein Freund Phil. Er verbeugte sich leicht und sägte: »Ich hoffe, daß Sie Ihr Versprechen wahr machen. Bitte, bringen Sie mich jetzt zu Jerry Cotton.«
    ***
    Ich hatte das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt. Unsere einzige Chance war, irgend jemanden in der Weite der Wüste zu treffen. Ich glaube nicht an Wunder, aber trotzdem hegte ich irgendwie die Hoffnung, doch noch auf einen Menschen zu stoßen.
    Diese Hoffnung währte genau eine halbe Stunde, nämlich so lange, bis der rechte Vorderreifen des Buick mit einem lauten Knall die Luft abließ. Er war der sengenden Sonne zum Opfer gefallen.
    Der Buick schleuderte etwas zur Seite, raste dann auf der Radkappe weiter und kam schließlich zum Stand.
    Ich öffnete den Wagenschlag und ging zum Kofferraum. Wie zum Hohn fand ich eine ganze Reihe vollgefüllter Reservekanister, dafür aber keinen Ersatzreifen.
    »Wie lange dauert ein Radwechsel?« fragte mich Lee Razwill. Ich zuckte die Schultern. »In diesem Fall nicht eine Sekunde«, versicherte ich ihr. Als ich ihr erstauntes Gesicht sah, fügte ich hinzu: »Wir haben nämlich keinen Ersatzreifen. Wahrscheinlich haben die Gangster selbst vorher eine Panne gehabt.«
    »Und jetzt?« fragte mich das Mädchen, das sich die ganze Zeit so tapfer geschlagen hatte.
    »Jetzt gehen wir eben zu Fuß weiter«, knurrte ich. Ich wollte mich auf keine langen Diskussionen über die Sinnlosigkeit unseres Unternehmens einlassen, sondern packte sie ganz einfach am Arm und zog sie mit mir fort.
    Die Sonne bestimmte unsere Marschrichtung. Wir gingen so, daß wir sie im Rücken hatten. Ich wußte genau, daß ein Mensch, der sich auf diese Art fortbewegte, im Kreis läuft, aber anders hatte es keinen Zweck.
    Nicht einen Augenblick bildete ich mir ein, die Wüste etwa zu Fuß durchwandern zu können. Praktisch liefen wir zum Zeitvertreib und um der Chance willen, irgendwann doch einmal gefunden zu werden.
    Entweder von unseren Gegnern oder von einem Menschen, der ganz zufällig durch diesen Teil der Wüste fuhr.
    Wir stolperten durch den Sand und spürten die einzelnen Körner schmerzhaft in unseren-, Schuhen. Die Stunden vergingen endlos langsam. Ich weiß es nicht, wie viele Meilen wir zurücklegten. Ich weiß nur, daß es ein höllischer Tag war, an dessen Ende ich die Stunden herbeisehnte, in denen ich in der Gewalt des Professors gewesen war.
    Meine Zunge schwoll von Stunde zu Stunde unter dem unsagbaren Durst, den wir litten. Dem Mädchen ging es so wie mir. Nur, sie durfte sich Ermüdungserscheinungen erlauben, ich mußte sie schweigend ertragen, um das Girl nicht noch mehr zu entmutigen.
    Gegen Abend fanden wir einen großen Kaktus. Ich schoß zweimal in die Wüstenpflanze und legte es auf einen Querschläger an. Wie Ertrinkende lutschten wir an den Einschußlöchern. Das kärgliche Naß aus dem Stachelgewächs rann wie eine langersehnte Delikatesse durch unsere Kehlen.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis wir weiterzogen. Wir hatten vorher auch den letzten Tropfen Fruchtsaft aus dem Gewächs herausgesaugt.
    Die Sonne verschwand mit einem Male so abrupt, wie man es kaum für möglich gehalten hätte, und die Temperatur wechselte von sengender Hitze in eine empfindliche Kälte über.
    Es wurde dunkel, und von unseren Feinden war noch nichts zu sehen. Wahrscheinlich verfolgten sie eine bestimmte Fahrtrichtung und konnten sich nicht vorstellen, daß wir ganz bewußt

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