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0477 - Tanzplatz der Verfluchten

0477 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: 0477 - Tanzplatz der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nachgiebigen Boden auf die alte Poststation zu. Dabei dachte ich über gewisse Dinge nach und fragte mich, ob ich mich bereits auf dem Gelände befand, der von den Menschen in Rainbow Falls als Tanzplatz der Verfluchten bezeichnet worden war.
    Ja, das mußte er sein.
    Ich blieb stehen, holte meine kleine Taschenlampe hervor und bewegte sie im Kreis.
    Es war nichts Außergewöhnliches festzustellen. Der Untergrund war völlig normal. Noch weich vom Schmelzwasser, bedeckt mit altem Laub und braunem Wintergras. Knochen sah ich keine, ebensowenig die Maske oder den Irokesen.
    Ich hörte das Zuschlagen einer Wagentür. Douglas hatte den Camaro verlassen. Es wurde still.
    Selbst die Schritte meines Begleiters hörte ich nicht.
    Zuerst dachte ich mir nichts dabei, bis ich nach ungefähr einer halben Minute aufhorchte. Weshalb kam er nicht?
    Ich rief ihn.
    Abe gab keine Antwort.
    Von den Hacken her kroch etwas in die Höhe. Es war das Gefühl einer Angst, das auch die Gänsehaut produzierte, die sich auf meinen Rücken legte.
    »Verdammt, Abe, wo steckst du?«
    Nur meine Stimme hallte noch als Echo nach. Ansonsten war es totenstill.
    Ich räusperte mir die Kehle frei. Angespannt ging ich in die Richtung, aus der Douglas hätte kommen müssen. Aus dem Wagen war er gestiegen, das hatte ich gehört. Den Arm hielt ich ausgestreckt, so daß der helle Schein über den Boden huschen konnte und Hindernisse aus der Dunkelheit riß.
    Ich entdeckte keine Stolperfallen und auch keine getarnten Gruben. Aber auch Abe Douglas sah ich nicht. Dafür glitt der Kegel schon sehr bald über die Karosserie des Camaro. Er tastete sich auch entlang der Kühlerhaube und erreichte die Frontscheibe, durch die er hindurch in den Wagen stach.
    Er war leer.
    Ich trat trotzdem von der Beifahrerseite an ihn heran und leuchtete so hinein, daß ich auch den Boden erkennen konnte.
    Dort lag ebenfalls niemand.
    Wenig später hatte ich Abe Douglas gefunden. Er lag an der anderen Seite des Wagens. Man hatte ihn noch aussteigen und die Tür schließen lassen, bevor es ihn erwischte.
    Zusammengekrümmt lag er neben der Fahrertür. Diese Haltung jagte mir einen heißen Schreck ein.
    Ich atmete scharf durch die Nase, als ich mich neben ihn kniete, ihn anleuchtete und ihn untersuchte.
    Nein, er war nicht tot. Im Schein der Lampe entdeckte ich den Blutfleck in seinen blonden Haaren.
    Dort hatte es ihn erwischt. Wer den G-man niedergeschlagen hatte, darüber konnte ich nur spekulieren, dachte aber an die tanzenden Knochen, von denen auch Kudelke berichtet hätte.
    Ich fühlte mich unwohl, als ich mich erhob und langsam umdrehte. Zu sehen war nichts.
    Keine Bewegung, nur die Dunkelheit lastete über dem Tanzplatz der Verfluchten, in dessen Boden eine starke Magie stecken mußte. In meinem Mund spürte ich einen schalen Geschmack. Noch immer rieselte es kalt den Rücken hinab. Ich hatte keine direkte Angst, doch das bedrückende Gefühl wollte nicht weichen.
    Etwas stimmte hier nicht.
    Nur ein paar Schritte weiter verdichtete sich der Bewuchs. Da begann wieder der Wald. Ich leuchtete hinein, aber auch dort tat sich nichts.
    Die Knochen hielten sich versteckt. Stellte sich die Frage, wo sie sich verborgen hielten. Automatisch traf mein Blick das düstere Gemäuer. Bisher hatte ich es nur von außen gesehen. Stellte sich die Frage, ob es noch einen Eingang oder einen Innenhof gab. Vielleicht befand sich dort die Zentrale. Möglicherweise waren auch hier die drei Männer verschwunden.
    Abe Douglas fiel leider aus. Er lag in einer so tiefen Bewußtlosigkeit, daß es noch Stunden dauern konnte, bis er daraus erwachte. Das hatten unsere bisher unbekannten Gegner also geschafft. Nicht mehr zwei, sondern einer nur jagte nach ihnen.
    Das konnte heiter werden.
    Ich wollte Abe nicht auf dem feuchtkalten Boden liegenlassen, nahm ihm die Wagenschlüssel ab und verstaute ihn im Fond. »Hoffentlich kann ich dich noch zurückfahren!« flüsterte ich zum Abschied, bevor ich die Tür leise wieder zudrückte.
    Danach machte ich mich auf den Weg. Mein Ziel war die Ruine. Ich kam mir vor wie ein Soldat, der durch Feindesland schritt und jeden Moment damit rechnen mußte, auf eine Tellermine zu treten. Die Fallen waren vorhanden, aber so geschickt gelegt, daß es mir nicht gelang, sie zu entdecken. Mein Blick glitt zum Himmel. Er sah blaugrau aus. Die ersten Sterne leuchteten wie kleine Splitter. Den Mond sah ich nicht. Er hielt sich irgendwo versteckt.
    Vor meinen Lippen dampfte der Atem.

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