0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Douglas.
»Nein, ich vertraue dem Sheriff.«
»Schimpf mich aber nachher nicht aus.«
»Fahr schon weiter.«
Natürlich hatten wir die Scheinwerfer eingeschaltet. Es war zwar noch nicht richtig dunkel, aber zwischen den Bäumen herrschte ein ungewisses Zwielicht, das mir überhaupt nicht gefiel. Die graue Finsternis sah aus wie ein Vorhang, den unser gelbweißes Scheinwerferlicht permanent zerriß.
Es war gut, daß wir auf der normalen Strecke geblieben waren, denn der Weg schlug schon bald einen Bogen und drückte sich in einem Halbkreis nach links, also dorthin, wo der Wasserfall rauschte.
Dichter Wald umgab uns. Zudem eine unheimliche Stille. Kein Tier huschte durch die Lichtsperre.
Fast unberührt kam mir die Natur an manchen Stellen vor.
»Es ist eine Schande«, sagte ich, »daß hier eine Entsorgungsanlage gebaut werden soll.«
»Nicht hier.«
»Wo denn?«
»Das habe ich dir doch gezeigt. An der Ostseite des Ortes, wo die Ebene beginnt. Experten meinen, diese Ebene sei dafür ideal.«
»Sind die nicht verschwunden?«
»Von denen habe ich nicht geredet. Ich dachte mehr an die Theoretiker, die Planer.«
»Dann sollen sie mal herkommen, damit sie selbst sehen, was sie anrichten werden.«
»Bist du ein Grüner, John?«
»Das hat mit Politik nichts zu tun. Ob jemand konservativ denkt oder zur Öko-Bewegung zählt, der gesunde Menschenverstand sagt einem doch, daß es so nicht weitergehen kann, nur weil einige Leute Geschäfte machen wollen.«
»Da gebe ich dir recht. Aber unsereiner steckt eben zu stark in den Sachzwängen.«
»Mir ergeht es ebenso.«
»Nur können wir trotz allem die dämonischen Aktivitäten eines Shalaka nicht dulden.«
»Das stimmt.«
Douglas hebelte das Lenkrad nach links. Die Kurve war fast so eng, daß wir nicht herumkamen. Der G-man schaffte es, auch wenn Zweige wie Fingernägel über die Karosse kratzten. »Mich würde wirklich mal interessieren, was auf dem Tanzplatz geschehen ist, daß sich dort ein dämonischer Keim ausbreiten konnte.«
»Das muß tief in der Vergangenheit liegen.«
»Hast du eine Idee?«
Ich nickte. »Ja, ich denke da an eine alte Kultstätte der Wald-Indianer.«
»Das könnte stimmen.«
Ich schaute wieder auf die Zeichnung. Sie war kein Meisterwerk. Man brauchte schon eine Menge Phantasie, um die Theorie in die Praxis umzusetzen. Vielleicht war es auch ein Glücksfall, wenn es uns gelang, den Ort zu finden.
»Ich sehe nur Bäume«, sagte der G-man, »wenn überhaupt. Dem Sheriff traute ich noch immer nicht. Vielleicht hat er uns bewußt in die Irre geführt, damit wir Hänsel und Gretel spielen.«
»Notfalls können wir auch zurückfahren. Mich interessiert etwas ganz anderes.«
»Spuck's schon aus, bevor du daran erstickst.«
»Der Sheriff hat den Tanzplatz eingezeichnet und noch ein verfallenes Gebäude.«
»Dieses Viereck, meinst du?«
»Ja.«
»Ich weiß auch nicht, was es bedeuten soll. Wir werden sehen. Einige Meilen haben wir hinter uns, und weit kann es demnach nicht mehr sein.«
Das stimmte. Als ich die Scheibe nach unten fahren ließ, hörten wir beide das Rauschen des Wasserfalls. Diesmal lauter als bei den anderen Tests.
»Na bitte«, sagte Douglas, »gleich sind wir da.«
Er hatte mit seiner Vermutung recht, denn das Waldgebiet in unserer Nähe lichtete sich. Die Bäume traten auch weiter vom Weg zurück. Wir konnten schneller fahren. Unsere Blicke folgten den hellen Strahlen der Scheinwerfer, und Douglas schaltete sogar das Fernlicht ein, damit ein großer Ausschnitt des Geländes erfaßt wurde.
»Da sind die Mauern!«
Er und ich hatten sie zur gleichen Zeit entdeckt. Der G-man bremste sofort, und wir betrachteten die Ruinen im Scheinwerferlicht. Als schwarze Mahnmale stachen sie in den Himmel.
Douglas schlug sich gegen die Stirn. »Jetzt fällt es mir wieder ein. Auch Kudelke hat davon gesprochen: Er ist auch hierhergekommen. Das muß mal eine alte Poststation gewesen sein, die man, aus welchen Gründen auch immer, aus Steinen errichtet hat.«
»Vielleicht war ihnen Holz nicht stabil genug.«
»Kann sein.«
Ich wollte die Tür öffnen, doch Abe schüttelte den Kopf. »Warte, ich fahre den Wagen noch zur Seite.«
»Laß mich ruhig aussteigen.«
»Wie du willst. Hast du eine Lampe?«
»Ja.«
Ich verließ den Wagen und schaute ihm nach, als er von Douglas in eine weite Kurve gelenkt wurde.
Abe wendete den Camaro noch, damit er günstig für eine Rückfahrt stand.
Ich schritt gemächlich über den weichen
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