Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0478 - Der Horror-Kalender

0478 - Der Horror-Kalender

Titel: 0478 - Der Horror-Kalender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
grauenhafte Gestalten und fürchterliche Szenen wechselten sich ab. Bisher hatte der Siebzehnjährige immer seine Freude daran gehabt. Jetzt überkam ihn das kalte Entsetzen, denn mit dem Kalender stimmte einiges nicht mehr. Jemand hatte den größten Teil der Blätter abgerissen. Sie lagen auf dem Boden verteilt. Aber das war es nicht, was ihn so sehr störte. Als viel schlimmer empfand er das Blut, das auf den Blättern klebte.
    Blut seiner Mutter?
    Rolly wunderte sich über sich selbst, daß er es schaffte sich in Bewegung zu setzen und auf die Blätter zuzugehen. Er wollte sie sehen, sie genau ansehen, denn ihm war etwas aufgefallen. Urplötzlich hatte er das Gefühl bekommen, daß mit diesen Blättern etwas nicht stimmte. Zwar sahen sie aus wie immer, dennoch überkam ihn der Eindruck, daß sich etwas verändert hatte.
    Er blieb stehen, als ein Blatt fast seine Fußspitzen berührte. Sehr steif bückte er sich, streckte den Arm aus, berührte das Blatt mit den Fingerspitzen und hob es erst dann auf.
    Es fühlte sich normal an. Dennoch war es etwas anderes, als er die Finger weiterwandern ließ, so daß sich die Spitzen dem Motiv näherten. Es zeigte den Kopf eines Werwolfs.
    Eine furchterregende Schnauze, mit einem weit aufgerissenen Maul, dessen Ränder noch Blutspuren zeigten. So hatte der Schädel auf dem Bild ausgesehen, doch das Blut an der Schnauze war echt.
    Rolly merkte es, als er darüber hinwegstrich, seine Finger zurückzog und auf die roten Kuppen schaute.
    Er fühlte noch mehr. Die Finger glitten in das hinein, was eigentlich nur gemalt war.
    Jetzt spürte er es deutlich.
    Das Fell war echt!
    Rolly Randers atmete stöhnend. Seine Zungenspitze huschte aus dem Mund und feuchtete kreisend die Lippen an. Schwindel, Angst und Panik überkamen ihn. Er zog sich langsam zurück und starrte dabei auf das Bild. Der Werwolf - besaß grausam kalte Raubtieraugen. Sie waren in einer gelbgrünen Mischfarbe gemalt worden, so daß sie den mörderischen Ausdruck bekommen hatten.
    »Er… er lebt«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, er lebt. Das… das Bild ist nicht tot…« Rolly drückte sich hoch und ging langsam zurück. Er blickte dabei nur auf die Blätter, weil er seine Mutter nicht ansehen wollte. Trotz seines Schocks war er realistisch genug, um einzusehen, daß seine Mutter wahrscheinlich von diesem Werwolf getötet worden war.
    Ein Kalenderblatt, in dem Leben steckte. Sogar ein teuflisches, grausames Leben.
    Rolly begriff das nicht. Ihm war nur klar, daß er sich ebenfalls in Gefahr befand. Wo ein Mord geschehen war, konnte durchaus ein zweiter passieren.
    Zitternd zog er sich zurück. Dann drehte er sich auf der Stelle und floh Hals über Kopf aus dem Raum. Erst im Flur stoppte ihn die geschlossene Wohnungstür. Sie hatte er in seiner Angst einfach übersehen. Mit der Stirn schlug er gegen das Holz, durch seinen Kopf raste eine Schmerzlawine, dann drückte er die Klinke herunter. Weiß im Gesicht und mit allen Anzeichen des Entsetzens in den Augen, taumelte er in den düsteren Hausflur.
    Aus der unteren Etage hörte er heftige Stimmen. Dort stritt man sich. Rolly nahm sie nur durch einen dumpfen Schleier wahr, und aus dem Schleier, der sich auch vor seinen Augen befand, schälte sich allmählich ein Gesicht.
    Angst durchfuhr den Jungen, weil er das Gesicht als eine bleiche Fratze ansah.
    »Rolly, Mensch, was ist denn los? Gib Antwort, Rolly! Was hast du gesehen?«
    Die Stimme kannte er. Rolly wußte im Augenblick nur nicht, wo er sie schon einmal gehört hatte.
    Er senkte den Kopf und ließ sich dabei nach vorn fallen.
    Ein weicher Körper fing ihn auf. Rolly legte sein Gesicht auf die runde Schulter und begann, hemmungslos zu weinen.
    Mara, das Modell mit dem weichen Herzen, ließ ihn in Ruhe, obwohl sie selbst nachschauen wollte, sich gleichzeitig denken konnte, was in der Wohnung geschehen war.
    Nein, sie hatte sich wohl nicht getäuscht.
    Zeit spielte plötzlich keine Rolle mehr. Irgendwann hatte sich Rolly wieder gefangen. Mara merkte dies und drückte den Jungen zurück. »Kannst du jetzt reden?«
    »Weiß nicht…«
    »Was ist in der Wohnung geschehen?« Mara wollte die Frage nicht direkt stellen. »Hatte ich recht?«
    Rolly überlegte noch. Dann nickte er. Erst langsam, schließlich sehr heftig. Von seinen Lippen löste sich ein Schrei, der in Worte endete. »Tot!« schrie er. »Mutter ist tot…!«
    ***
    Aus dem Filzstift war die rote Flüssigkeit trichterförmig in die Höhe gespritzt und

Weitere Kostenlose Bücher