048 - Amöba saugt die Menschen aus
bemerkte.
Hinterhältig
kam der falsche Nicolaj um den Tisch herum, überblickte die Situation, grinste
und sagte: »Mir ist da plötzlich eine Idee gekommen, wißt ihr .« Er schob mit der Fußspitze die großen Scherben in Richtung Abfluß. »Ich war
vorhin ein bißchen leichtsinnig, und...«In diesem Augenblick verengten sich
seine Augen. Er sah die Blutflecken und die zerschabten Fäden des Seiles. Genau in dieser Sekunde
reagierte auch Dommajew .
»Jetzt !« schrie er. Wie ein Mann sprangen alle drei hoch. Der
echte Nicolaj warf sich sofort an die Beine seines Double ,
um zu verhindern, daß der Agent sich noch absetzen konnte.
Mit einem
Sprung warf er gleichzeitig das Seil, das er in der Hand hielt, um die
Fußgelenke des Opfers.
Es ging alles
blitzschnell. Professor Dommajew , Nicolaj und Larissa
hatten das Überraschungsmoment ganz auf ihrer Seite. Der falsche Nicolaj war im
Nu überrumpelt und gefesselt. Ohne ein Wort zu sprechen, transportierte man ihn
auf das Lager. Dommajew überprüfte noch einmal den
Sitz der Fesseln, um sich zu vergewissern, daß ihnen von dieser Seite keine
Überraschung drohte.
Larissa erbot
sich, die Wache hier unten zu übernehmen, bis ihr Vater und, Nicolaj die
Polizei benachrichtigt hätten. Doch davon wollte Dommajew nichts wissen.
»Du
begleitest uns«, sagte er ruhig und fand endlich die Gelegenheit, seine
abgekämpfte, erschöpfte Tochter in die Arme zu schließen. »Ich möchte nicht,
daß du allein hier im Haus bist .«
Der
Hausdiener stampfte die ausgetretenen Treppen hoch, nahm seine pelzgefütterte
Jacke vom Garderobenhaken und zog sie an. Nicolaj verhielt sich laut und
polternd wie immer, und es sah so aus, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Der klapprige
alte Moskwitsch sprang sofort an. Dommajew ließ sich nur bis zur nächsten Telefonzelle bringen und rief von dort aus die
Polizeidienststelle an. Was er mitzuteilen hatte, war so phantastisch und
unglaubwürdig, daß der diensttuende Beamte sich veranlaßt fühlte, seinen
direkten Vorgesetzten, Marow , zu wecken.
●
Amöba glitt weiter
in die Tiefe. Das Wesen schien überhaupt keine Schwierigkeiten mit den
Druckverhältnissen zu haben. Der Urschleim paßte sich den Druckunterschieden
schnell an. Der Tiefenmesser pendelte auf der 2000-Meter-Marke. Die Stimmung an
Bord der drei Kugeln sank mit jedem Meter immer mehr.
Mehr als
einen Versuch hatte man inzwischen unternommen, um aus dem Riesenleib
herauszukommen. Aber das Plasma hatte die Wirkung eines zähen Schlammes, in den
sie geraten waren.
Vor den Augen
der Besatzung der Taucherkugel I mit Olga Greschtschowa ,
dem Professor und Kunaritschew an Bord spielte sich ein Drama ab, wie es noch
keiner vor ihnen gesehen hatte.
Amöba schien zu
spüren, daß ihre Verdauungssäfte nicht in der Lage waren, die schweren Brocken
aufzulösen, die sie sich einverleibt hatte.
Sie versuchte
es auf andere Weise. Im Zentrum des gigantischen Plasmaleibes waren sich die
drei Kugeln immer näher gekommen. Taucherkugel II und III waren nur noch
handbreit voneinander entfernt, und die verantwortlichen Führer sahen sich außerstande,
den Zwischenraum zu vergrößern.
Vor den
Bullaugen der Kugel I krachten II und III zusammen. Amöbas Magen befand sich in heftigen Zuckungen. Sie wirbelte die Stahlkolosse
durcheinander. In Kugel II und III mußte der Teufel los sein.
Die Kugel I
hatte Glück. Durch die heftigen Bewegungen wurde sie auf die Seite
geschleudert. In Nummer II zeigten sich häßliche Beulen. Das Licht in den
Bullaugen dieser Tiefseekugel erlosch, und Dommajew versuchte in den nächsten Minuten vergebens, Funkkontakt nach drüben
aufzunehmen. Niemand meldete sich mehr.
»Verdammt
nochmal«, fluchte der angebliche Professor ungehalten. »Wenn das Vieh merkt,
daß wir ihm zu schwer im Magen liegen, dann soll es uns doch einfach ausspucken !«
Iwan
Kunaritschew nickte. »Das wäre die beste Lösung für Amöba und für uns. Die einzige Rettung, die überhaupt noch möglich ist. Wir befinden
uns bereits zweitausendeinhundertundneunzig Meter
unter dem Meeresspiegel .«
Noch
dreihundert Meter Reserve! Dann war es aus! Die Kugel würde dem zunehmenden
Druck keinen Widerstand mehr entgegensetzen können.
Olga Greschtschowa hockte zusammengesunken auf ihrem Stuhl und
hielt die einfachen Metallehnen umfaßt. Sie war bleich, aber sie hielt sich
tapfer. Sie schien eingesehen zu haben, daß alles Jammern keinen Sinn hatte.
Mit
gebundenen Händen waren sie dem
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