0480 - Der Dieb von Gruelfin
haßerfüllten Blicken.
„Wir müssen aufpassen", sagte Roi leise zu Toronar Kasom, dem Urenkel des berühmten USO-Spezialisten Melbar Kasom. „Die Spannung wächst. Eine unbedachte Bewegung kann eine Katastrophe auslösen."
Kasom ließ seine Blicke durch die Funkzentrale wandern.
„Auf die Dauer werden wir die empörten Männer nicht unter Kontrolle halten können", sagte er ebenso leise. „Rhodan als kluger Psychologe sollte wissen, daß er bald etwas unternehmen muß."
Aus dem Hyperkomteil der Funkanlage schwebte eine kleine Röhre auf Florymonth zu und verschwand in seinem Bauch. Obwohl Danton diesmal genau aufgepaßt hatte, konnte er nicht sagen, wie die Röhre durch oder unter die Haut gelangt war. Der Körper des Eindringlings schien bei jeder Aufnahme durchlässig zu werden. Trotzdem konnte man nichts erkennen, was unter der Speckhaut lag.
Florymonth stand auf. Der zertrümmerte Sessel blieb zurück.
Danton hörte Freyer aufatmen. Offenbar hatte er mit schlimmeren Zerstörungen gerechnet. Als Florymonth auf den Eingang zustrebte, waren zwei Funker bereits mit der Reparatur des Hyperfunkteils beschäftigt.
„Sie sehen, daß Ihre Aufregung völlig unbegründet war", sagte Danton zu dem Chef der Funkzentrale.
Ein Geräusch, das wie das Splittern von Holz klang, ließ ihn herumfahren.
Florymonth hatte den Interkomanschluß neben der Tür aus der Verankerung gerissen und zerlegte ihn nun mit den Händen.
„Wie Sie schon sagten", bemerkte Freyer mit grimmiger Ironie, „war die Aufregung völlig unbegründet."
*
Die Nachricht von Florymonths Aufbruch aus den Mannschaftsräumen und seinem Vordringen in die Funkzentrale verbreitete sich blitzschnell im gesamten Schiff und vergrößerte noch die Erregung der Besatzung. In acht Decks fanden Versammlungen statt, in deren Verlauf die Gefangennahme des Fremden gefordert wurde. Zahlreiche Raumfahrer verlangten, daß die Mannschaften zur Selbsthilfe greifen sollten. Ein halbes Dutzend Offiziere erschien persönlich in der Zentrale, um bei Perry Rhodan gegen dessen Entscheidungen zu protestieren.
Während all das geschah, verließ Florymonth den Funkraum und wanderte in Richtung der großen Maschinenräume weiter. Die Besatzung verfolgte seine Bewegungen in angespannter Erwartung.
In der Zentrale löste eine Blitzkonferenz die andere ab.
Rhodan und Ovaron, die nach wie vor nicht bereit waren gegen den Eindringling vorzugehen, hatten einen schweren Stand, denn außer Atlan sprachen sich auch die führenden Offiziere und die Mutanten für Florymonths Gefangennahme aus.
Das Lager der Wissenschaftler hatte sich gespalten. Eine Gruppe unter Professor Waringer sprach sich dafür aus, Florymonth auch weiterhin nur zu beobachten. Die andere forderte seine Festnahme und eine gründliche Untersuchung.
Rhodan wartete sehnsüchtig auf positive Nachrichten von Danton und Kase.
Bisher hatte Florymonth keinen Schaden angerichtet, der nicht hätte behoben werden können.
Rhodan war sich jedoch darüber im klaren, daß nicht das Ausmaß der Zerstörung allein maßgebend war.
Für die Besatzung bedeutete das Vorgehen des grünhäutigen Rieben eine ungeheure psychische Belastung.
Über eine flugfähige Kamera wurden jetzt alle Bewegungen Florymonths auf die Videoschirme in der Zentrale übertragen.
„Sein Ziel ist zweifellos der Maschinenraum in Deck dreiundzwanzig", sagte Atlan, der den Fremden ständig beobachtete. „Dort befinden sich die Schwarzschild-Reaktoren. Cavaldi hat bereits über Interkom angerufen und uns vor den Konsequenzen gewarnt, die aus einem Besuch Florymonths im Kraftwerk entstehen können."
Cavaldi war der Leitende Ingenieur der MARCO POLO. Er galt als humorvoller Mann. Wenn er eine ernsthafte Warnung aussprach, war sie auch begründet.
„Sie haben letztlich die Verantwortung für das Schiff", sagte Ovaron zu Perry. Man sah, daß ihm diese Worte schwerfielen. „Wenn Sie glauben, daß die Situation untragbar wird, müssen wir eingreifen."
„Es geht weniger um das Schiff als um die Besatzung", erwiderte Rhodan. „Den Männern und Frauen liegt die Sicherheit des Schiffes mehr am Herzen als alles andere. Sie müssen das verstehen.
Dieses Schiff stellt unsere einzige Möglichkeit zur Rückkehr in die Heimatgalaxis dar."
Ovaron nickte ernst. Er hatte inzwischen erfahren, wie sehr die Terraner an der Welt hingen, die sie „Terra" nannten.
„Glauben Sie, daß Ihre Befehle beachtet werden, Terraner?"
„Im allgemeinen vertrauen
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