0480 - Der Dieb von Gruelfin
mir die Besatzungsmitglieder. Sie wissen, daß ich nichts ohne besonderen Grund anordne. Die Männer sind jedoch selbständig genug, um jeden Befehl überdenken zu können. Wenn es offensichtlich würde, daß meine Befehle widersinnig oder schädlich sind, käme es mit Sicherheit zu einer Meuterei."
„Wie sieht es jetzt aus?" wollte Merceile wissen.
Rhodan zögerte mit einer Antwort. Die Lage war explosiv. Trotzdem glaubte er nicht an ernsthaften Widerstand. Viel größer war die Gefahr, daß jemand die Nerven verlor und mit Gewalt gegen Florymonth vorging.
„Ich werde für ihn antworten!" stieß Atlan hervor.
„Die Gefahr einer Meuterei ist nicht länger auszuschließen. Wir brauchen uns die ständigen Proteste nur mit offenen Ohren anzuhören."
Rhodan versuchte zu lächeln.
„Er übertreibt immer ein bißchen."
„Diesmal nicht!" Atlan deutete auf den Bildschirm, der einen Korridor zeigte, durch den Florymonth sich auf die Kraftwerke des Schiffes zubewegte. „Der kritische Augenblick wird kommen, sobald dieser fette Fremde die Maschinenräume betritt und dort sein Unwesen treibt. Die Kraftwerke sind das Herz des Schiffes. Weder Cavaldi noch ein anderer Offizier, der dort seinen Dienst ausübt, werden zulassen, daß es dort zu Beschädigungen kommt."
Rhodan erhob sich.
„Was haben Sie vor?" erkundigte sich Ovaron besorgt. „Wollen Sie ihn jetzt gefangennehmen lassen?"
Der große Terraner schüttelte den Kopf.
„Ich begebe mich in die Maschinenräume. Wenn es gefährlich wird, kann ich die Männer sicher beruhigen."
„Ich muß gestehen, daß Sie viel riskieren", erwiderte Ovaron.
Rhodan antwortete nicht, sondern verließ seinen Platz an den Kontrollen. Die anderen sahen ihm nach.
„Sie haben ihn in eine Zwangslage manövriert!"
warf Atlan dem Ganjasen vor.
Ovaron nahm den Vorwurf hin. Er hatte gelernt, in entscheidenden Augenblicken zu schweigen. Auch bei Atlan, der im Grunde genommen noch „terranischer" dachte als die Terraner.
4.
Chefingenieur Oberstleutnant Nemus Cavaldi saß auf dem Tisch in seiner kleinen Kabine, die in mittlerer Höhe der Schwarzschild-Meiler an der Wand hing und nur über einen schlauchähnlichen Gang zu erreichen war. Durch die transparenten Wände der Kabine konnte Cavaldi die gesamte Anlage überblicken. Der Raum, in dem sich die Kabine befand, war über hundert Meter hoch und durchmaß an seiner breitesten Stelle dreihundert Meter. Das Kraftwerk war in einer der größten Hallen des Schiffes untergebracht.
Neben Cavaldi lagen ein paar angebissene Nahrungskonzentrate auf dem Tisch. In einem schmierigen Becher befand sich ein Schluck abgestandenen Kaffees.
Cavaldi war ein häßlicher Mann, nur etwas über eineinhalb Meter groß und fett. Sein Schädel war rasiert. Der ganze Stolz des Chefingenieurs war ein schwarzer, in Zöpfen geflochtener Bart, der ihm bis zur Brust reichte.
Cavaldi hielt in einer Hand ein Mikrophon, in der anderen einen Bartzopf.
„Jetzt Schott sechs!" rief er ins Mikrophon.
„Manuelle Probe."
Schräg unter ihm rannten ein paar weißgekleidete Männer auf einen Eingang zu und bewegten die Hebel des Schaltmechanismus. Einer von ihnen winkte zu Cavaldi herauf.
„Gut!" sagte Cavaldi befriedigt. „Jetzt die Barrikaden."
Die Männer schoben große Druckplatten aus Ynkelonium-Stahl heran und befestigten sie an den Schotten.
„So", sagte Cavaldi und rutschte vom Tisch. „Jetzt die Schirmfeldgeneratoren."
Er wartete, bis die Männer auch diese Arbeit erledigt hatten. Dann griff er nach seinem Trinkbecher, spülte den Kaffeerest hinab und verließ die Kabine. Durch den Schlauchkorridor gelangte er in einen Antrigravschacht. Er ließ sich zum Boden der Halle hinabschweben, wo sich seine Mitarbeiter bereits versammelt hatten und ihn erwarteten.
Cavaldi ließ seine Blicke über die kleine Gruppe gleiten. Es waren siebzehn Männer und zwei Frauen.
Alle anderen Mitarbeiter hielten sich außerhalb des Kraftwerks auf.
„Ich hoffe, daß Sie alle Ihre Waffen abgegeben haben", sagte er ruhig.
Die Techniker starrten ihn an.
Cavaldi lächelte versöhnlich.
„Ich will vermeiden, daß es zu Zwischenfällen kommt, wenn dieser unverschämte Aggregateklau tatsächlich hier auftauchen und unsere Absperrungen überwinden sollte."
Cavaldi trat auf einen großen, dunkelhaarigen Mann zu und zog einen Thermostrahler aus dessen Jackentasche.
„Für so etwas habe ich einen sechsten Sinn, Memostan."
Der Kernphysiker sagte: „Vielleicht
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