0480 - Der Doppel-Zombie
können.
Vielleicht war es eine Warnung. Wenn ja, dann mußte er diese Warnung irgendwie beschreiben, falls ihn John Sinclair besuchte. Auch er sollte unbedingt davon erfahren.
Plötzlich hatte er den Begriff gefunden!
Es war eine Wolke!
Eine unheimliche, drohende, pechschwarze Wolke. Das Synonym für die Gefahr, die sich nicht allein über seinem Kopf, sondern über der gesamten Klinik zusammenbraute.
Etwas kam…
Als der Templer dies festgestellt hatte, wurde er unruhig. Er konnte nicht mehr still liegenbleiben, warf sich von einer Seite auf die andere und riß sich zwei Schläuche aus den Armen, mit denen er am Tropf verbunden war.
Im Bett richtete er sich auf.
Sofort packte ihn der Schwindel und zwang ihn wieder in die Rückenlage. »Man muß etwas tun«, flüsterte er. »Man muß unbedingt dagegen angehen. Merkt denn niemand etwas?«
Fast grausam deutlich kam ihm zu Bewußtsein, daß er erblindet war und allein nichts unternehmen konnte. Er war ein Gefangener, aber da gab es noch John Sinclair, den er warnen mußte.
Der Abbé klingelte nach der Schwester, die sofort kam und beinahe einen mittleren Anfall kriegte, als sie sah, daß der Kranke nicht mehr am Tropf hing.
»Meine Güte, wie haben Sie das denn geschafft, Mister?«
»Spielt das noch eine Rolle? Ich möchte ein Telefon haben, bitte! Ich muß Oberinspektor Sinclair anrufen. Wählen Sie bitte für mich die Nummer, und geben Sie mir dann den Hörer.«
»Alles der Reihe nach.« Die Schwester blieb gelassen. Der Abbé hätte sie gern einmal gesehen.
Ihrer Stimme nach zu urteilen, mußte sie um die 40 sein.
Sie sorgte für die medizinische Versorgung des Patienten und stellte ihm das Telefon auf das Bett.
Dann wählte sie die angegebene Nummer.
Als sie gehen wollte, hielt der Abbé sie zurück. »Warten Sie noch, ich weiß nicht, ob er zu Hause ist.«
Er war es nicht.
»Ist er vielleicht woanders?« fragte die Haubenlerche. »Wissen Sie, wo er sich aufhalten könnte, und haben Sie eventuell die entsprechende Telefonnummer?«
»Ja, Inspektor Suko.«
» Wie heißt der?«
Bloch war nervös geworden und wiederholte mit zitternder Stimme den Namen des Chinesen.
Die Krankenschwester schleppte ein Telefonbuch heran und suchte die entsprechende Nummer heraus, während sich Bloch schon im voraus bei ihr bedankte.
Und Suko war zu Hause. »Ach, Abbé!« rief er, »was ist passiert? Was kann ich für Sie tun? Ich werde Sie morgen besuchen und hoffe, daß es Ihnen besser geht.«
»Nein, mir geht es mies.«
Suko wollte ihn beruhigen. »Nach einer Operation geht es einem nie gut. Warten Sie die nächsten Tage einmal ab. Es wird sich schon alles wieder einrenken.«
»Darum geht es jetzt nicht, Suko. Wissen Sie, wo ich John Sinclair finden kann?«
»Der wollte doch zu Ihnen.«
»Aber hier ist er nicht eingetroffen.«
»Machen Sie sich mal keine Gedanken, Abbé, lange ist John bestimmt nicht weg. Er wird noch kommen. Was ist denn so dringend? Kann ich Ihnen helfen?«
Der Abbé überlegte. Dann verneinte er und ließ den Hörer wieder auf den Apparat sinken.
Die Schwester war an seinem Bett sitzen geblieben. »Kann ich Ihnen sonst noch helfen? Möchten Sie noch einmal telefonieren?«
»Nein, danke, aber Sie können mir den Arzt rufen.«
»Doktor Spencer kann Ihnen auch nicht viel sagen, glauben Sie mir. Sie sollten die Nacht abwarten. Morgen werden wir mehr wissen. Nach der zweiten Operation sieht es schon viel besser aus…«
»Darum geht es nicht«, erklärte der Abbé »Ich will wegen einer anderen Sache mit ihm reden.«
Die Schwester stand auf. »Nun ja, ich werde sehen, ob der Doktor einen Moment Zeit hat.«
»Bitte…« Der Abbé hörte das leise Zuklappen der Zimmertür und sah nicht mehr ganz so schwarz in die Zukunft.
Zum Glück war John Sinclair unterwegs. Wenn es jemanden gab, der ihm glaubte, dann war es der Geisterjäger. Er gehörte zu den Menschen, die gewisse Dinge anders sahen, er wußte von Ereignissen, über die andere nur lachten oder die Köpfe schüttelten.
Vielleicht hätte er doch in Frankreich bleiben sollen. Auch dort gab es Kliniken, in denen sich die Ärzte auf Augenoperationen spezialisiert hatten. Aber John hatte ihn in der Nähe haben wollen. Er vergaß nicht, unter welchem Druck der Abbé stand.
Bloch bezeichnete sich als den Führer der wahren Templer. Es gab auch die zweite Gruppe, die sich damals im Mittelalter abgespalten hatte. Diese verehrten ihren Götzen Baphometh, der eine furchtbare Wiedergeburt
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