0480 - Satan mischt die Karten
zur Fahrbereitschaft der Möbius-Zentrale. Den Job teilte er sich mit fünf anderen Männern in drei Schichten rund um die Uhr, so daß immer zwei Fahrer mit ihren Wagen in Bereitschaft waren. Als der Auftrag kam, einen französischen Professor und seine Sekretärin vom Flughafen abzuholen, winkte Ebels Kollege dankend ab. »Um diese Zeit zum Flughafen raus? Na, herzlichen Dank und viel Spaß im Stau rund ums Frankfurter Autobahnkreuz, lieber Kollege!«
Sie konnten sich nicht ausstehen und versuchten sich die unangenehmen Jobs gegenseitig unterzujubeln. Diesmal hat der Kollege die besseren Karten, weil er schon gerade auf dem Weg zum stillen Örtchen war, als der Auftrag kam, und seine Bemerkung von der Tür her rief. Zähneknirschend setzte sich Ebel in den dunkelblauen Audi 200 und machte sich auf den Weg aus Frankfurts Büroviertel hin aus zum Rhein-Main-Flughafen. Man hatte ihm die voraussichtliche Ankunftszeit des aus London kommenden Flugzeuges mitgeteilt aber er war alles andere als sicher, ob er rechtzeitig am Terminal sein würde, um die Gäste zu empfangen. Um diese Zeit wurde die Autobahn für gewöhnlieh zur Sta utobahn, wie Spötter behaupteten. Und Ebel hing zu sehr an seinem gutbezahlten Job, als daß er versuchte, durch riskantes Fahren Zeit herauszuholen und dafür einen Flensburger Punkt nach dem anderen zu kassieren, bis er Führerschein und Job loswurde.
Daß er plötzlich müde wurde, merkte er überhaupt nicht. Vor seinen Augen wurde es schwarz. Die Umgebung verschwand restlos. Dennoch fuhr Klaus Ebel mit traumhafter Sicherheit weiter, als sei nichts geschehen.
***
Dr. BERND REGBACH, Psychoanalyse und Therapie, Sprechzeit nach Vereinbarung, stand auf dem kleinen Schild an der Tür. Darunter die Telefonnummer, unter der Dr. Regbach zwecks Terminvereinbarung zu erreichen war. Es gab kein Wartezimmer; die Assistentin, die sich als Rena vorstellte, führte Marina Brest direkt zu ihrem Chef. Der erwies sich als eine recht sympathische Erscheinung mit gewinnendem Lächeln und einer beruhigenden Ausstrahlung, die Sicherheit versprach. Marina fühlte sich in seiner Nähe auf Anhieb wohl.
»Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen«, sagte Regbach. »Ihr Gatte schwärmte bei unseren Kegelstammtischen förmlich von Ihnen. Wie kann ich Ihnen helfen?« Er bot ihr flatz in einem weichen, bequemen Ledersessel an; Rena brachte Marinas Wunschgetränk. Im Hintergrund erklang leise, beruhigende Meditationsmusik. Regbach half Marina, ihre Hemmschwelle zu überwinden und von ihren Alpträumen zu erzählen. Sie wunderte sich, daß sie ihm gegenüber sogar von dem Mordbefehl des Teufels reden konnte, während sie dieses Detail ihrem Mann verschwiegen hatte. Regbach hörte sich alles sehr aufmerksam an. Ihr fiel auf, daß er sich keinerlei Notizen machte. »Können Sie das etwa alles im Detail im Kopf behalten?« wunderte sie sich.
Regbach schüttelte den Kopf. »Das ist nicht notwendig. Ich erkenne bereits eine Grundtendenz. Die Details der Träume sind nicht weiter wichtig; es ist ein anderer, tiefer sitzender Komplex, den wir behandeln sollten.«
»Und wie soll das geschehen? Ich nehme an, daß Sie mich hypnotisieren werden, oder vielleicht eine Art Rückführung in ein früheres Leben, aus dem dieser Alptraumkomplex kommt? Vielleicht habe ich ja schon einmal im Mittelalter gelebt und war eine Hexe, die mit dem Teufel paktierte.« Sie lächelte etwas gequält.
»Glauben Sie wirklich an Hexen und Zauberei?« fragte Regach. »Immerhin arbeiten Sie als Kartenlegerin…«
»Ich bezeichne das als Gaukelei«, sagte sie. »Nein, ich glaube nicht an diese Dinge. Wenn es so etwas wie den Teufel geben sollte, dann ist es unsere Vorstellung von dem Bösen, das in uns lebt und von uns Besitz ergreifen und uns beherrschen möchte. Der Teufel als Person… Nein, das gehört in den Bereich der Märchen, mit denen man Kinder erschreckt.«
»Das ist eine sehr materielle Vorstellung«, erkannte Dr. Regbach. »Nun, ich werde Sie weder in ein sogenanntes früheres Leben zurückführen, noch Sie hypnotisieren. Das machen wir anders. Aber wir brauchen Zeit dazu. Ich nehme an, daß Sie an einer schnellen Klärung interessiert sind - die kann ich Ihnen hier und jetzt nicht bieten, da mein Terminkalender ziemlich dicht gefüllt ist. Aber es gibt eine andere Möglichkeit, sofern Sie damit einverstanden sind.«
»Wie sieht diese Möglichkeit aus?«
»Haben Sie Zeit?«
»Im Moment - ja«, erwiderte sie etwas verwirrt.
»Wann
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