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0480 - Satan mischt die Karten

0480 - Satan mischt die Karten

Titel: 0480 - Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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euch mal wieder sehen laßt«, sagte Möbius. »Ich schicke einen Wagen, der euch abholt. Und der Sekt wird auch schon mal kaltgestellt.«
    ***
    Dr. Horst W. König benutzte innerhalb Frankfurts grundsätzlich die öffentlichen Verkehrsmittel, obgleich ihm als Mitglied der Firmenleitung ein Dienstwagen zustand. Aber er hielt einfach nichts davon, das Verkehrschaos um noch ein Fahrzeug zu vergrößern - zumal ihm der nagelneue 300 SE schon allein von den Abmessungen her zu groß war. Die alte Mercedes-S-Klasse hatte er - außerhalb der Stadt - gern gefahren; die Wagen waren noch einigermaßen handlich, paßten in Parklücken und Hotelgaragen. Das neue Modell bot zwar viel Platz, war aber von der Größe her für ihn viel zu unpraktisch. Er hatte gegen den Neukauf und die Zuteilung protestiert und darauf verwiesen, daß der neue Achtzylinder-BMW 730i erstens preiswerter, zweitens wesentlich handlicher und drittens entschieden sportlicher war, aber die Fuhrparkleitung hatte den Kauf bereits getätigt und Carsten Möbius seinen Segen dazu gegeben. Ausgerechnet der Boß selbst, dachte König zuweilen vergrämt, wenn er seinen Dienstwagen anschaute. Ausgerechnet der Boß, der selbst einen betagten Citroën 2 CV durch die Straßen schaukelte, der mittlerweile seine Farbe von Mintgrün zu Rostbunt gändert hatte und nur deshalb nicht auseinanderfiel, weil die einzelnen Teile sich nicht über die Reihenfolge einigen konnte.
    In der Nähe der Hauptverwaltung verließ König die S-Bahn und stieg ans Tageslicht empor. Das Hochhaus, in dem der Möbius-Konzern seinen Sitz hatte, war nur zweihundert Meter entfernt. Früher waren die obersten Etagen gemietet gewesen; mittlerweise hat der Konzern das gesamte Gebäude erworben, die anderen Parteien hinausgeworfen und besetzte nunmehr mit seinen Büros sämtliche Etagen. Die Stockwerk-Hierarchie war geblieben; je näher das Büro dem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach war, desto wichtiger war die Funktion des darin sitzenden Angestellten.
    König erhielt einen kräftigen Stoß, wäre gestürzt, wenn ihn der Mann, der ihn von hinten anrempelte, nicht festgehalten hatte. »Verzeihung, mein Herr. War meine Schuld. Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt«, murmelte er Rempler zerknirscht und versuchte Königs Anzugsrevers zurechtzuzupfen.
    Blitzschnell packte König zu, bekam beide Handgelenke des Fremden zu fassen und drückte sie von sich weg. »Vorsicht, mein Freund«, warnte er. »Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!«
    »Hä?« machte der Rempler verwirrt. »Was meinen Sie?«
    »Daß ich auch ganz gut ohne deine Hilfe auf meinen beiden gesunden Beinen stehen kann, Freundchen«, verdeutlichte König. »Den alten Trick kenne ich doch. Anrempeln und Brieftasche klauen, wie? Dein Pech, daß ich ein bißchen fixer war als du.« Lächelnd betrachtete er die leere Hand des Fremden, die schon an der Innentasche seiner Anzugjacke gewesen war, wo er seine Brieftasche mit Ausweisen und Kreditkarten aufbewahrte - das Bargeld befand sich in der Gesäßtasche.
    »Entschuldigen Sie, Herr«, empörte der Fremde sich. »Sie verkennen die Situation. Ich bin kein Dieb!«
    »Natürlich nicht«, sagte König trocken. »Du bist kein Dieb, und ich bin ein Eskimo. Mann, sieh bloß zu, daß du Land gewinnst, bevor ich dich festnehmen lasse.« Er ließ die Handgelenke los und versetzte dem Mann einen Stoß, daß er automatisch in die Richtung sehen mußte, wo sich das Haupttor der MK-Verwaltung befand. Die beiden Jungs vom Wachdienst waren schon aus ihrem Glaskasten gekommen, weil sie König erkannt und festgestellt hatten, daß es ein Problem gab, und hielten die Hände fürsorglich über den Griffen der Dienstpistolen in den offenen Schnellziehholstern. Angesichts der einsatzbereiten »schwarzen Sheriffs« zog es der Unbekannte vor, schleunigst zu verschwinden.
    Dr. König klopfte sich ein imaginäres Staubkörnchen vom Revers, grinste die beiden Wachmänner freundlich an, als er sie erreichte, und drückte jedem einen Zehnmarkschein als Trinkgeld in die Hand. »Für eure Aufmerksamkeit, Kameraden«, sagte er, schritt durch die Eingangshalle und ließ sich vom Lift nach oben tragen.
    Diesem Dr. Regbach, bei dem er erfolglos gewesen waren, schenkte er keinen Gedanken mehr, aber seine Schlafstörungen war er dadurch immer noch nicht los. Vielleicht sollte er einfach weniger arbeiten. Aber wer erledigte das Arbeitspensum, das er dann nicht mehr schaffte?
    Immerhin, vielleicht sollte er

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