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0480 - Satan mischt die Karten

0480 - Satan mischt die Karten

Titel: 0480 - Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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irgendwann die Erinnerung zurückzuerlangen an das, was in seinem vorigen und all den anderen Leben geschehen war. Nichts würde mehr so sein, wie es einmal gewesen war.
    Lady Patricia MacRowgh, die etwa zwanzigjährige Frau, die das Kind unter ihrem Herzen trug, konnte Zamorra auch nur bemitleiden. Sie war eingeweiht; sie wußte genau, daß am Tag der Geburt der Vater ihres Kindes sterben würde. Daß sie dieses Kind danach ganz allein würde aufziehen müssen. Eine Aufgabe, um welche weder Zamorra noch Nicole sie beneiden konnten. In den nächsten Wochen würde die Hochzeit der beiden stattfinden, um der Familienehre Genüge zu tun. Und um Lady MacRowgh und das Kind juristisch und erbrechtlich abzusichern. Lady Patricia kam zwar aus keiner armen Familie, aber es ging ja nicht nur um sie allein. Denn das Kind mußte natürlich den Besitz seines Vaters übernehmen können - des Mannes, der es ja in Wirklichkeit selbst war. Der Geist blieb, nur der Körper wurde erneuert.
    Die etwas blaßhäutige Frau wußte, was auf sie wartete. Dennoch blieb sie an der Seite des Lords. War es Liebe, oder steckte etwas anderes dahinter? Zamorra wagte es nicht zu ergründen. Er konnte nur hoffen, daß es funktionierte - wie auch immer diese Verbindung zustandegekommen war. Wenn es in der Schwangerschaft Komplikationen gab, wenn Lady Patricia das Kind durch ein unvorhersehbares Ereignis, einen Unfall vielleicht, verlor, oder es zu einer Totgeburt kam - dann war es mit Lord Saris und der Erbfolge vorbei. Alles war eine Frage des exakten timings. Zamorra konnte sich nur damit trösten, daß es in all den Generationswechseln zuvor immer funktioniert hatte. Vermutlich beruhigte sich auch Sir Bryont selbst mit diesem Gedanken.
    Als sie sich verabschiedeten und in den Rolls-Royce Phantom stiegen, mit dem der Butler und Chauffeur William sie nach Edinburgh zum Flughafen bringen sollte, hielt der Lord Zamorras Hand fest.
    »Wenn es soweit ist, mußt du hier sein«, sagte er eindringlich. »Paß auf, daß nichts schiefgeht. Denke an meine Träume.«
    Zamorra nickte. Saris hatte ihm von den Alpträumen erzählt, die samt und sonders mit der Erbfolge zu tun hatten; der Lord befürchtete, daß eine dämonische Macht den regulären Ablauf stören oder gar verhindern wollte. »Ich werde dasein«, versprach Zamorra einmal mehr. »Ganz gleich, was geschieht - ich komme. Um nichts in der Welt will ich versäumen, dir als erster einen Klaps auf den neugeborenen Po verpassen zu können, Mylord.«
    Lady Patricia lächelte etwas säuerlich. Sir Bryont rang sich ein breites Grinsen ab. »Ihr könnt ja«, nickte er Zamorra und Nicole zu, »zwischendurch noch einige Male herkommen. Llewellyn-Caste steht immer für euch offen - jetzt und in Zukunft.«
    »Ich weiß«, sagte Zamorra leise. »Wovor hast du wirklich Angst? Llewellyn-Castle ist gegen schwarzmagische Einflüsse geschützt, viel länger schon als mein Château Montagne. Was befrüchtest du wirklich?«
    »Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es selbst nicht weiß«, sagte der Lord. »Ich weiß nur eines: bring diesen Suppenteller mit.« Er tippte gegen Zamorras Brust, gegen das handtellergroße, silberne Amulett, das der Parapsychologe unter dem Hemd trug. »Es kann wichtig werden.«
    »Zum Teufel, du weißt mehr, als du zugeben willst!« entfuhr es Zamorra. »Rede schon.«
    »Später vielleicht, wenn ich mehr weiß. Jetzt aber müßt ihr fahren, sonst geht das Flugzeug ohne euch.«
    »Es wird ein anderes Flugzeug geben, zur Not«, behauptete Zamorra.
    »Gute Reise«, sagte der Lord. »Es war schön, euch beide wieder einmal gesehen zu haben. Wir werden noch ein paar Kaminabende zusammen genießen, hoffe ich. Und ich hoffe auch, daß ich mich in meiner neuen Gestalt so früh wie möglich erinnere.«
    Zamorra nickte lächelnd. Sie wußten beide, daß es trotzdem nie wieder so sein würde wie früher. Verdammt, dachte Zamorra bitter. Warum muß es ausgerechnet jetzt sein? Warum nicht in 100 Jahren?
    Aber damit war für ihn, der seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr zu altern schien, das Problem ja doch nur verschoben, nicht aufgehoben.
    Die Türen des Wagens schlossen sich mit leisem Klicken. Lautlos rollte das riesige Fahrzeug an. Zamorra sah durch das kleine Heckfenster. Llewellyn-Castle, der Lord und die werdende Mutter schrumpften und verschwanden im Hochnebel, der Burg und Berg schon bald verdeckte.
    »Wir müssen so bald wie möglich wieder her«, murmelte Zamorra leise. »Ich möchte in den

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