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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich und lief sehr schnell. Diese Bewegungen schreckten die Schweine auf, die heftig anfingen zu grunzen und zu quieken. Unter der Dachkante blieb ich stehen. Ich befand mich an der Rückseite, wo ich keine Tür und nur ein schmales Fenster sah, durch das ich schaute. Ich hätte es auch bleiben lassen können, denn zu sehen war nichts. Auf der Scheibe klebte einfach zuviel Schmutz.
    Niemand sah mich, als ich an die Vorderseite der Hütte ging, wo sich auch die Tür befand. Eine Klinke gab es auch nicht, nur einen Holzgriff, den ich umfaßte und die Tür aufzog. Sie war aus einfachen Holzbrettern gefertigt. Leider besaßen die Bretter eine unterschiedliche Länge, so daß sie mit ihren Enden über den Boden schleiften und mich das kratzende Geräusch störte.
    Deshalb hob ich die Tür etwas an, und nun klappte es besser. Wieder mußte ich mich ducken, als ich das Haus betrat und in ein gefährliches Halbdunkel eintauchte, das mich wie ein feiner, grauer Schleier umfing. Es konnte auch am Staub liegen, der lag überall.
    Auf einem Lager, auf den schlichten Steinbänken und in der Feuerstelle. Aus ihr strömte mir der Geruch kalter Asche entgegen.
    Der Raum war ziemlich groß. Zur linken Seite hin senkte sich der Boden etwas ab. Dort befand sich kein Fenster, so daß auch kaum Licht hinfiel.
    Aber auf dem Boden lag ein Gegenstand, der sogar sprechen konnte. »Willkommen in der Totenstadt, Gospodin John«, sagte Wladimir Golenkow mit einer bitter klingenden Stimme…
    ***
    Ich erstarrte mitten in der Bewegung. »Du?« fragte ich erstaunt.
    »Ja. Oder hast du meinen Geist erwartet?«
    »Nein, dann eher dich.«
    »Sicher, ich habe es geschafft. Wie du auch. Aber mir geht es trotzdem dreckiger. Wenn du zufällig eine Lampe bei dir trägst, hol sie hervor und leuchte mal.«
    »Das wollte ich sowieso.« Der Halogenstrahl der kleinen Leuchte fraß die Düsternis. Im schmalen Strahl sah ich die Staubkörner tanzen wie winzige Diamantsplitter. Der Staub bewegte sich auch um die Gestalt des Russen herum, der sich nicht rühren konnte. Man hatte ihn auf ein altes Rad gebunden.
    »Verdammt, was ist das?« Ich war schnell bei ihm und schaute mir die Fesselung an.
    »Stricke hatten sie nicht verwendet. Irgendein angefeuchtetes Hanfzeug, das, wenn es trocknete, sich zusammenzog und einem Gefesselten fast unerträgliche Schmerzen bereiten konnte.«
    Wladimir hatte noch Glück gehabt, weil in den pflanzlichen Fesseln ein Rest von Feuchtigkeit steckte.
    Ich holte mein Messer hervor und begann, an den Stricken zu säbeln.
    Sogar seinen Hals umspannte eines dieser Bänder. Ich löste es besonders vorsichtig, um meinen russischen Freund nicht zu verletzen.
    »Danke!« keuchte er. »Das Ding hätte mir die Luft abgeschnürt. Ich kenne bessere Methoden, um zu sterben.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Der Russe war jetzt befreit und kniete mit gesenktem Kopf vor mir. Er zitterte in den Armen, sein Kreislauf mußte erst wieder richtig auf Touren kommen.
    »Mann«, sagte er, »das war hart.«
    »Du hast von einer Totenstadt gesprochen. Meinst du dieses Dorf damit?«
    »Klar!«
    »Und weshalb?«
    »Weil hier keiner mehr leben dürfte. Und diejenigen, die hier leben, sind eigentlich schon tot. Verstehst du?«
    »Nein.«
    Golenkow lachte. »Ich auch nicht.«
    »Aber du weißt trotzdem Bescheid.«
    »Ja.« Er streckte mir seinen Arm entgegen. »Hilf mir mal auf die Beine.«
    Das tat ich gern. Noch ziemlich wacklig in den Knien, blieb er stehen, schaute mich an und nickte.
    »Das war verdammt hart, war das.« Er ging zur Sitzbank aus Stein und ließ sich dort nieder. »Soll ich der Reihe nach erzählen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Es war ganz einfach. Du hattest das Bad verlassen, als ich noch einmal in den Schacht schaute. Da erwischte es mich. Es war wie ein Reißen, ein Strudel, unheimlich stark, weißt du? Ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Er packte mich, ich klammerte mich noch fest, vergeblich. Ich wurde in den Schacht hineingerissen und regelrecht durch die Dunkelheit geschwemmt. Einfach weg, fort, in die Tiefe einer Dimension. Vielleicht der Vergangenheit oder der Zukunft. Jedenfalls starb ich nicht und erwachte hier.«
    »In dieser Hütte?«
    »Nein, draußen, aber schon zwischen den Häusern. Ich dachte ja, es wäre überstanden, aber es fing erst an. Plötzlich kamen sie und stürzten sich auf mich.«
    »Wer kam?«
    »Keine Ahnung. Uralte Gestalten. Sie sahen aus wie Mumien oder Tote. Jedenfalls konnte ich nichts mehr tun. Natürlich

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