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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lachen bereitete mir Kummer. Wer so reagierte, war nicht eben ein Freund. Meine Chancen sanken allmählich.
    »Du bist der Fremde, nicht?« Wieder geiferte sie. »Eines sage ich dir, du…« Mehr verstand ich nicht. Meine Russischkenntnisse waren mehr als mangelhaft.
    Sie brauchte auch nicht mehr zu sagen. Ich hatte mich inzwischen an dieses Bild gewöhnt und sah, daß die Frau ihren rechten Arm bewegte. Ungefähr in Halshöhe erschien ihre Hand, die sie zur Faust geballt hatte. Aus ihr stach etwas hervor. Es war länglich und blitzte plötzlich, als es von einem Lichtstrahl aus dem Bad getroffen wurde.
    Mir war alles klar.
    Sie hatte ein Messer!
    Panja lachte. »Siehst du es? Siehst du es?« Dabei fuchtelte sie mit der Klinge.
    Ich wußte, was sie vorhatte, und sie zögerte auch keine Sekunde länger damit. Sehr langsam drehte sie sich zur Seite, streckte den Arm aus und setzte die Schneide des Messers dort an, wo das Seil straff gespannt dicht unter der Kante schräg in die Finsternis des Schachts führte.
    »So…!« schrie sie.
    Ich bekam Furcht. »Sind Sie wahnsinnig?« brüllte ich hoch. »Sie können doch nicht das Seil durch…« Ach, verdammt, es hatten keinen Sinn, Panja säbelte weiter!
    Jede Bewegung übertrug sich auf das Seil. Obwohl es straff gespannt war, ruckte es. Bis zu mir übertrug sich dies, aber ich merkte es mehr als Zittern.
    Ein tödliches Zittern möglicherweise…
    Sekunden vergingen.
    Panja war erregt. Zwar kommentierte sie ihre »Arbeit« nicht mehr, dafür atmete sie so schnell, heftig und keuchend, daß ich dieses Geräusch bis zu mir hörte.
    Das Seil wurde zur Hälfte gekappt. Plötzlich sauste ich ein Stück tiefer.
    Was sollte ich tun?
    Ich schwang wie ein schweres Pendel langsam von einer Seite auf die andere. Nirgendwo stieß ich gegen, meine Füße trafen immer wieder das Leere.
    Gab es überhaupt noch eine Chance?
    Ja, vielleicht, wenn auch nur hauchdünn. Es mußte mir gelingen, die Frau einzuschüchtern.
    Ich holte meine Beretta hervor, drückte den Arm schräg hoch und schoß ohne Vorwarnung. Natürlich wollte ich die Frau nicht treffen, deshalb pfiff die Kugel an ihr vorbei und landete im Bad.
    Panja hatte sich erschreckt. Sie zog sich sofort wieder zurück, und ich hörte sie fluchen.
    Selbstverständlich war ich nicht gerettet.. Wenn Panja noch die andere Hälfte durchtrennte… Ich vertraute darauf, daß sie auf diese Idee nicht kam. Wenn ja, wollte ich schon wieder oben sein, deshalb begann ich mit der Kletterei.
    Das war eine Schinderei. Mit frischen Kräften hätte ich es leicht geschafft, so aber mühte und quälte ich mich ab. Mein Atem floß keuchend über die Lippen, Schweiß lag auf meiner Stirn, aber ich konnte nicht aufgeben.
    Stück für Stück kam ich höher.
    Von Panja sah ich nichts. Ich bemerkte auch kein Zucken des Seils.
    Allmählich verließen mich meine Kräfte. Noch hatte ich nicht einmal die Hälfte geschafft und den Kopf so weit in den Nacken gedrückt, daß ich den Umriß immer unter Kontrolle behielt.
    Einmal sah ich die Frau.
    Sie schaute kurz in den Schacht, verschwand sofort wieder, und ich fragte mich, ob sie im Bad weiter am Seil herumsäbelte.
    Das tat sie tatsächlich.
    Die ruckartigen Bewegungen, die sich auch auf mich übertrugen, stammten nicht von mir. Panja schnitt, und sie würde es wahrscheinlich auch schaffen, denn der Weg bis zum Schachtanfang war einfach noch zu lang.
    Wieder bekam ich das Rucken mit. Diesmal stärker, dann hörte ich das Lachen in den Schacht hineinschallen, und einen Moment später geschah es.
    Das Seil riß und ich jagte in die bodenlose Tiefe!
    ***
    War das mein Tod, das Ende einer langen Lebensreise?
    Alles war möglich.
    Leben oder Tod. Es gab nur diese beiden Alternativen. Ich »lag« während des Falls auf dem Rücken, konnte in die Höhe schauen und sah den Tunneleingang immer kleiner und schmaler werden, so daß er für mich bald nur mehr ein Punkt war.
    Auch in diesen langen, schrecklichen Augenblicken arbeitete mein Gehirn, suchte Vergleiche, fand sie. Ich kam mir vor wie ein großer Vogel, der abgeschossen worden war.
    Einfach so.
    Brutal abgeknipst, vom Himmel geholt und in die dunkle Hölle gestoßen.
    Ich jagte tiefer.
    Wie lange kann oder muß ein Mensch fallen, um eine bestimmte Entfernung zurückzulegen? Es gibt Formeln, man kann alles errechnen, nur stand mir danach nicht der Sinn.
    Ich hatte es nicht mit der Physik zu tun, sondern mit der reinen Magie. Und die war momentan stärker als

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