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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Zeit der großen Führer, als das Volk noch wanderte und seine Heimat suchte…«
    Die rätselhaft gesprochenen Worte konnten nur eines bedeuten. Daß der Dreitöter schon in alttestamentarischer Zeit bekannt gewesen war. Und das wandernde Volk konnten demnach die Israeliten gewesen sein.
    Ich nickte der alten, sprechenden Mumie zu und versuchte ein Lächeln. »Ja, ich weiß es.«
    »Heute ist der Tag, an dem er erscheint!« Sie ließ den Arm sinken und winkelte auch wieder ihren Zeigefinger an. Dann drehte sie sich um und öffnete die Tür.
    Ich hatte ihr helfen wollen, doch sie schaffte es allein, auch wenn sie Kraft einsetzen mußte.
    Hinter mir hörte ich Wladimirs Schritte. Er blieb neben mir stehen und starrte nach draußen. »Ich bin ziemlich von der Rolle«, gab er zu. »Und du?«
    »Im Gegensatz zu dir fühle ich mich noch aufgespult.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Die Mumie hatte das Haus verlassen. Sie brauchte den Kopf nicht einzuziehen, um unter dem Rand es vorspringenden Dachs hergehen zu können. Ihre Schritte blieben immer gleichmäßig. Wahrscheinlich konnte sie nicht schneller gehen.
    Was war ihr Ziel?
    Sehr bald schon bekamen wir es mit.
    Sie blieb mitten auf der Straße stehen oder auf dem, was man als Straße ansehen konnte. Auch uns hielt nichts mehr in der alten Hütte.
    Hintereinander schoben wir uns durch die Öffnung und warteten ab, was geschah.
    Die Mumie schaute in das Tal hinein und den hohen Bergen entgegen, wo noch der Schnee leuchtete, obwohl sich bereits die Dunkelheit über die Fläche schob.
    Wir hatten nicht mehr damit gerechnet, daß sie noch reden würde, aber sie sprach trotzdem die Worte, die ich als eine Warnung ansah. »Der Dreitöter kommt und bringt seinen Schlund. Er wird alles verschlingen. Das hier ist sein Reich. Noch herrscht Ruhe, aber es ist die Stille vor dem großen Sturm, glaubt mir…«
    »Was hat sie gesagt?« fragte mich Golenkow.
    Ich übersetzte es ihm.
    Der Russe hob die Augenbrauen. »Das hört sich verdammt nach einer finsteren Drohung oder Warnung an.«
    »So soll es auch verstanden werden.«
    »Aber ich sehe ihn nicht. Wer ist er überhaupt?«
    »Ein alter Götze!«
    »Ja, das weiß ich. Aus welcher Zeit?«
    »Kennst du Baal?«
    »Sicher.«
    »Da wird er hineinpassen. Die Stämme früher besaßen zahlreiche Götzen und Gottheiten. Da bildeten auch die Israeliten keine Ausnahme. Schon zu König Salomos Zeiten muß es ihn gegeben haben. Er sollte die Gruppe dieser Mumien zur Arche führen. Das ist nicht gelungen, sie haben sich den Falschen ausgesucht und rannten in ihr Verderben.«
    »Woran sie jetzt noch büßen.«
    »Sicher.«
    Golenkows Neugierde war zunächst einmal befriedigt. Auch ich griff das Thema nicht mehr auf, da ich mich auf die Umgebung konzentrieren wollte und darüber nachgrübelte, ob sich etwas verändert hatte. Von einem Erscheinen des Dreitöters war gesprochen worden und auch von dessen Schlund.
    Das bedeutete gleichzeitig Feuer und Grauen. Nicht umsonst waren die drei Agenten verschwunden.
    Sie mußten dem Dreitöter in die Quere gekommen sein. Wahrscheinlich hatte er sie geschluckt.
    Es war dunkler geworden. Auch in das Tal fielen jetzt die ersten breiten Schatten wie lange Finger.
    Auf den Bergspitzen wurde der Schnee noch von den Sonnenstrahlen gestreichelt. Die Eisflächen dort glänzten wie frisch geputzte Spiegel.
    Der Wind brachte auch die Kälte mit. Aber nicht mit den Temperaturen, wie sie in England herrschten, wo das Thermometer wieder tief gesackt war.
    Keiner von uns wußte, was die Mumie wollte. Sie stand einfach da und rührte sich nicht. Die einsame Gestalt schien dem Wind zu lauschen, der ihr entgegenwehte.
    Minuten verstrichen.
    Von anderen Mumien sahen wir ebensowenig etwas wie von unserem eigentlichen Gegner, dem Dreitöter. Die Stille im Tal wurde nur vom Säuseln des Windes unterbrochen.
    Plötzlich lief ein Ruck durch die mumienhafte Gestalt. Es sah so aus, als wollte sie sich schütteln oder irgend etwas abstreifen. Dann aber ging sie.
    Wieder bewegte sie sich langsam und marionettenhaft. Die Füße schleiften über den Boden, wo sie ebenfalls den Staub aufwirbelten. Er begleitete sie als quellende Wolken und wurde dann nach hinten geweht. Auch wir bekamen den Wind mit, der urplötzlich in das Tal eingefallen war.
    »Was ist das?« rief Golenkow und preßte seine Hand auf das Haar. Am Gebäude hinter uns schepperte und klapperte es, aber das interessierte uns nicht, denn die Mumie war wichtiger. Wir sahen,

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