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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abgaben.
    Unwillkürlich schluckte ich und hielt auch die Luft an. Eigentlich hätten wir verschwinden müssen, aber ich wollte mir die Toten genauer anschauen.
    Sie lagen auf dem Rücken. Die Kleidung war noch erhalten. Sie kam mir irgendwie orientalisch vor, und auch Wladimir Golenkow hatte dies bemerkt.
    Nickend deutete er auf die Leichen. »Das müssen Menschen gewesen sein, die hier in der Gegend gelebt haben, John. Sie haben das große Pech gehabt und sind dem Dreitöter oder den hier hausenden Mumien in die Quere gekommen.«
    »Wahrscheinlich dem Dreitöter«, flüsterte ich, denn die Haut der Toten war verbrannt.
    »Bergbauern«, sagte Wladimir. »Da denke ich an die Gerüchte, die uns zu Ohren gekommen sind. Jetzt haben wir den verdammten Beweis, daß sie stimmen.«
    Ich zog mich wieder zurück. Diese Entdeckung reichte mir. Es konnte durchaus sein, daß wir noch mehr Tote sahen. Als wir wieder draußen standen und tief durchatmeten, sahen wir auch die Veränderung, die allmählich über das Tal niedersank.
    Der Himmel hatte sich verändert, aber auch der Boden war ein anderer geworden.
    Grau hatten wir ihn in Erinnerung. Wir sahen auch noch einen Teil der Farbe, aber mittlerweile schob sich auch etwas anderes durch. Ein rötlicher Schein, zunächst noch schwach, doch von Sekunde zu Sekunde sich verstärkend.
    Auch der Himmel wirkte plötzlich anders. Er sah aus, als hätte man ihn mit einer roten Glaskugel bedeckt. Der Wind war eingeschlafen. Wir konnten die Szenerie mit der berühmten Ruhe vor dem Sturm vergleichen.
    Tat sich etwas? Kam der Dreitöter?
    Golenkow war einige Schritte zur Seite gegangen und einen kleinen Hang hochgestiegen. Von dort besaß er einen besseren Ausblick und meldete mir, daß er nichts sah.
    »Der kommt noch!«
    Der Russe hob die Schultern. Wir schauten zu, wie sich das rote Licht immer stärker ausbreitete. Es wuchs an den Hängen hoch, drang aus dem Himmel, überschwemmte den Boden und sah aus, als wäre es aus dünnem Glas hergestellt.
    Dabei blieb es nie ruhig. In der Tiefe begann die Unruhe, das flackernde Licht, die Schlieren, der Dampf, der Nebel, der sich aber nicht verteilte.
    Golenkow deutete zu Boden. »Ich habe allmählich das Gefühl, als würde es unter meinen Füßen kochen.«
    »Das kann hinkommen.«
    »Wieso?«
    »Hast du nicht von Lava gesprochen?«
    Wladimir verzog die Lippen. »Dann würden wir uns ja auf oder in einem Vulkan befinden.«
    »Ist durchaus möglich.«
    Der Dreitöter hielt sich noch zurück, aber seine Vorboten, dieses Licht, hatten bereits das gesamte Tal eingenommen und so etwas wie eine magische Zone gebildet.
    Der KGB-Mann stieß mir in die Seite. »Was sagt denn dein kleines Wunderkreuz, John?«
    »Moment.« Ich holte es hervor. Es tat sich kaum etwas, aber dort, wo sich die beiden Balken trafen und die geheimnisvollen Zeichen in der Mitte damals von Lilith geraubt worden waren, glänzte es.
    Auch Golenkow hatte es gesehen. »Was ist das denn?«
    »So etwas wie ein Schwachpunkt auf dem Kreuz.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das erkläre ich dir später.«
    »Du mußt es wissen.«
    Wir hatten uns beide nicht mehr viel zu sagen, denn wir warteten auf die kommenden Ereignisse.
    Hatte vor wenigen Minuten der Wind noch die Mumie aufgelöst, so änderte sich dies. Es wehte überhaupt kein Lüftchen mehr. Der Wind war eingeschlafen, und die Temperatur nahm zu. Es wurde warm, fast schwül. Wir merkten beide, daß wir am Beginn einer Verwandlung standen. Möglicherweise hatte sich schon eine andere Zeitebene in die normale geschoben.
    Lange hielt die Stille nicht an. Sie wurde plötzlich von rollenden und knirschenden Geräuschen unterbrochen, die vor uns aufklangen.
    Einen Lidschlag später sahen wir die ersten Mumien. Es war nicht mehr festzustellen, ob sie aus den Häusern oder dem Boden gekrochen waren, jedenfalls waren sie da.
    Ich zählte rasch und kam auf die Zahl fünfzehn. Das bereitete mir die kleinsten Sorgen. Viel schlimmer waren die Räder, an die Menschen gebunden worden waren.
    Arme Geschöpfe, Gefangene der Mumien. Sie trugen noch ihre normale Kleidung, und ich erkannte, daß es Bergbauern sein mußten. Männer, die von den Mumien gefangengenommen und auf die Räder gebunden worden waren.
    »Was haben die vor?« hauchte Golenkow.
    »Ist doch klar. Die Leute sollen dem Dreitöter geopfert werden. Man hatte dir das gleiche Schicksal zugedacht.«
    »Sicher.« Er warf mir einen pikierten Blick zu. »Und was machen wir? Sollen wir

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