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0481 - Im Schlund des Dreitöters

0481 - Im Schlund des Dreitöters

Titel: 0481 - Im Schlund des Dreitöters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr gibt.«
    »Und wenn man den Götzen tötet?« fragte ich.
    Die lebende Mumienfrau schüttelte den Kopf. »Das kann niemand mehr. Und der weise König hat diese Welt längst verlassen. Wenn die Menschen uns nur glauben würden. So aber kommen sie her und treiben ihr Vieh in dieses Tal, dabei nicht ahnend, daß es dem Tod geweiht ist…«
    »Dann weiß man nichts von euch?«
    »Diejenigen, die es wissen, wollen es nicht glauben und schweigen auch vor Angst. Die Menschen haben ein schlechtes Gewissen bekommen, ja, das haben sie. Viele kamen, um die Arche zu finden, keiner hat es geschafft. Selbst wir, denn wir waren die ersten, die es versucht haben und den alten Plänen folgten, die wir fanden.«
    So interessant ihre Ausführungen auch waren, mir brannte trotzdem die Zeit unter den Nägeln, denn ich wollte wissen, was mit dem Dreitöter los war.
    »Wo ist das Monster? Wann kommt es?«
    Die uralte Frau bewegte sich wieder, und ich vernahm abermals das Knirschen. »Es ist immer da. Es ist zeitlos. Mal sind wir sichtbar, mal nicht. Man kann ihm nicht entrinnen.«
    »Dann zeige es mir.«
    Sie bewegte ihren Kopf, so daß so etwas wie ein Nicken zu sehen war. Ich ahnte schon im voraus, was kam, und trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, um ihr den nötigen Platz zu schaffen, falls sie aufstehen wollte.
    Und sie stand auf.
    Es sah ungewöhnlich aus, weil es mir vorkam, als würde man ein Denkmal anheben. In den uralten Gelenken knirschte und knarrte es. Wäre jetzt Staub aus den alten Lumpen geweht, hätte mich dies nicht gewundert.
    Auch Wladimir Golenkow stand unbeweglich da, atmete flach und konnte nur staunen.
    Als ich mich neben ihm aufbaute, wollte er mir eine Frage stellen. Ich hatte wegen der Störung Angst und legte schnell einen Finger auf meine Lippen.
    »Nicht jetzt!« hauchte ich.
    »Aber du hast sie verstanden?«
    »Ja.«
    »Wieso, John? Was ist da…?« Wladimir verstummte, weil die uralte Frau die ersten Schritte setzte.
    Sie ging sehr unsicher. Man konnte in Versuchung geraten, sie zu stützen, aber das wäre zu risikoreich gewesen. Ich konnte nicht wissen, ob sie ein Anfassen überhaupt überstand und nicht einfach zusammenfiel.
    Sie ging an uns vorbei. Schlurfend und gebückt. Auch ihre Arme pendelten mit, sie schienen jeden Augenblick abzufallen.
    Staunend und teilweise auch fassungslos schauten wir zu. Ich warf einen Blick auf mein Kreuz.
    Es hatte sich nicht erwärmt und gab auch optisch kein Zeichen ab, daß sich in seiner unmittelbaren Umgebung ein Gefahrenherd zusammenbraute.
    »Die will ja zur Tür«, staunte Wladimir Golenkow. »Was soll das schon wieder?«
    »Es geht um den Dreitöter.«
    »Na und?«
    »Warte ab«, flüsterte ich. »Eile ist hier falsch am Platz. Was Jahrhunderte gedauert hat, kann nicht auf einmal übers Knie gebrochen werden.«
    »Möglich. Du hast ja mehr gehört und sie sogar verstanden.«
    Wir starrten auf den krummen Rücken der Mumie. Er war krumm wie ein Stab. Die Füße bekam die ungewöhnliche Gestalt nicht vom Boden hoch. Bei jedem Schritt schlurfte sie und wirbelte Staub auf. Man konnte tatsächlich den Eindruck bekommen, es mit einer Toten zu tun zu haben, die Jahrhunderte über in der Erde gelegen hatte.
    Sie ging auf dem direkten Weg zur Tür. Manchmal hatte ich den Eindruck, als würde sich nur mehr ein Bündel graugrüner Lumpen bewegen und den Staub hochwirbeln.
    Vor der Tür blieb sie stehen.
    Obwohl sie hinaus mußte oder wollte, wartete sie zunächst einmal ab. Sie drehte sogar den Kopf, ihr Blick suchte mich, während Wladimir für sie nicht existent war.
    Ich spürte, daß sie etwas Bestimmtes von mir wollte, deshalb ging ich auf sie zu.
    Eine gichtkrumme, mit dürrer Haut bespannte Hand schob sich mir entgegen. Sie faßte mich nicht an. Bevor die Finger mich berühren konnten, stoppte sie die Bewegung. Wieder legte sie den Kopf ein wenig nach unten und richtete ihr Gesicht so, daß sie mich anblicken konnte. Ihre Augen sah ich nicht, sie waren in dem Faltenmuster verschwunden. Ich hatte dennoch das Gefühl, von ihr angeschaut zu werden.
    »Salomo«, sagte sie. »König Salomo und sein Orakel. Wir haben es nicht geschafft, aber du, du bist es. Ich spüre den König Salomo. Er ist in meiner Nähe.«
    Ich wollte sie nicht enttäuschen und sagte: »Vielleicht ist es so. Wir werden sehen.«
    »Aber hüte dich!« Jetzt hob sie einen dürren Zeigefinger, der mir vorkam wie ein Stab. »Hüte dich vor dem Dreitöter! Er ist schlimm. Er ist ein Götze aus

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