Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0481 - Laurins Amazonen

0481 - Laurins Amazonen

Titel: 0481 - Laurins Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
der Entnervten aufspielst und mein Auto und mich mit deinem Zahnstocher bedrohst, solltest du wissen, mit wem du es zu tun hast!«
    Der Zwerg wirbelte zu Zamorra und Raffael herum. »Darf dies Weib solch kecke Rede führen?« schrie er.
    Zamorra stieg jetzt ebenfalls aus und ging langsam auf den Zwerg zu. »Dies Weib darf noch viel mehr«, sagte er. »Zum Beispiel, dich übers Knie legen und dir den Hintern versohlen, Freundchen! Ich kann mich nämlich nicht entsinnen, jemanden als Brückenwächter und Zolleintreiber engagiert zu haben! Dein König wird nicht sonderlich begeistert davon sein, daß du mich aus meinem eigenen Châtau aussperren willst!« Er stand jetzt hochaufgerichtet vor dem Zwerg, der das Schwert sinken gelassen hatte, ein paar Schritte retirierte und totenblaß geworden war. Er starrte zu Zamorras Brust empor, vor welcher das handtellergroße Zauberamulett Merlins hing. »Ver-ver-verzeiht, Herr Montagne«, stammelte er. »Ich-ich sah nicht…ich wußte d-doch nicht, d-daß Ihr… daß Ihr es selbst seid! Ja, Ihr seid es. Ihr tragt das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana! Oh, Herr, vergebt mir mein vorlautes Auftreten, aber ich…«
    Zamorra ging vor ihm in die Hocke. »Paßt auf, mein Bester«, sagte er. »Ihr gebt uns jetzt den Weg frei, und dann laden wir Euch zu einem Becher Wein oder deren mehreren ein. Dabei könnt Ihr mir dann erzählen, was Euch hierher führt.«
    ***
    Von einem Moment zum anderen wechselte die Szenerie. Hatte die Kugel sich eben noch vor einer fast senkrechten grauen Felswand befunden, so schwebte sie jetzt nur wenige Zentimeter über den Gräserspitzen einer Wiesenlandschaft, die von Sträuchern, Bäumen und zahllosen blühenden Blumen überwuchert war. Es fiel auf, daß die Rosen gegenüber anderen Blumen weit überwogen. Zwischen sanft geschwungenen Hügeln plätscherte ein Bach, Schmetterlinge und Vögel tanzten unter dem immerblauen Himmel. Hier schien die Sonne, obgleich es draußen längst dunkel wurde!
    Das hier war eine andere Welt - es war das Land der Seelenlosen, zu dem der verräterische Zwerg Sintram den von Laurin verfluchten Rosengarten einst gemacht hatte.
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß kannte die Sage. Er hatte sich mit ihr vertraut gemacht, wie er auch alle anderen Informationen neueren Datums in sich aufgenommen hatte, nachdem er erstmals von diesem Reich im Berg hörte. Einst glaubte der große Held Dietrich von Bern, alle Abenteuer bestanden zu haben. Keine Gefahr gäbe es mehr für ihn, keinen Kampf, in dem er sich einem überlegenen Gegner hätte stellen können, weil es keine überlegenen Kämpfer mehr gäbe. Hildebrand, sein alter Waffenmeister und Berater, dämpfte seine heldische Überheblichkeit und machte ihn auf den Zwergenkönig Laurin aufmerksam, der in den Bergen nahe Bozen im (heute italienischen) Südtirol einen Rosengarten besitze. Wer diesen unbefugt betrete, müsse ein grausiges Pfand hinterlegen - die linke Hand und den rechten Fuß. Die Recken Dietrich und Wittrich brachen auf, ließen ihre Pferde in Laurins Garten trampeln, zerstörten die Blumenpracht und riefen damit Zwerg Laurin auf den Plan, der über den Vandalismus in seinem gehegten und gepflegten Garten zu Recht erbost war. Die Helden kämpften gegen ihn, unterlagen zunächst, doch Hildebrand gab Dietrich die entsprechenden Ratschläge, so daß der Berner den Zwergenkönig austricksen konnte und ihn seiner Zaubermittel beraubte. Laurin wurde besiegt und mußte dem Berner Treue und Freundschaft schwören. Er lud ihn in seine Felsenhöhle ein. Dort kam es abermals zu Verrat und Kampf, und abermals unterlag Laurin, obgleich er seine Freunde, die Riesen, zu Hilfe rief. Er wurde gezwungen, Dietrich nach Bern zu folgen. Er übergab die Regentschaft an einen seiner Mitzwerge, einen gewissen Sintram. Der versuchte zunächst, gemeinsam mit anderen Zwergenstämmen Krieg gegen Dietrich zu führen, aber irgendwo einigte man sich dann doch gütlich. Laurin, der seinen verwüsteten Rosengarten verfluchte, sollte der Sage nach einsam und verbittert gestorben sein, aber der Fluch, der den Garten zu Stein werden ließ, sollte auch in einem bestimmten Abendlicht in diesen Steinen die alte Pracht des Rosengartens den Menschen wieder zeigen.
    In einem Punkt gab die Sage eine falsche Information weiter: Laurin war nicht gestorben. Sintram, sein Regent, wurde zum Verräter, der alle Macht für sich wollte, und ein weiterer Fluch band Laurin und Sintram dergestalt aneinander, daß

Weitere Kostenlose Bücher