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0481 - Laurins Amazonen

0481 - Laurins Amazonen

Titel: 0481 - Laurins Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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darin auch noch wohlzufühlen. Hoffentlich, wünschte Nicole, bekam er keinen Kreislaufkollaps. Immerhin war er ein schon recht alter Mann, und alte Leute vertrugen die gnadenlose Hitze weit weniger als die jüngeren. Aber Raffael Bois war schon immer in jeder Beziehung ein kleines Wunder auf Beinen gewesen.
    Etwas mißmutiger betrachtete sie dann das Schwert des Zwerges, das jetzt zwar wieder in der Scheide steckte, aber immerhin Zamorras durchgeschwitztes Hemd zersäbelt und auf diese Weise vor der Waschmaschine gerettet hatte, und das um ein Haar den weißen Cadillac beschädigt hatte - das zumindest nahm die Autonärrin Nicole dem Kleinen ziemlich krumm. Dabei fiel ihr auf, daß der Zwerg in seiner wintertauglich dicken Samt- und Lederkleidung die Hitze ebenfalls recht locker zu vertragen schien.
    Sie schenkte die Getränke ein. Zamorra räusperte sich. »Es ist schon recht bemerkenswert, daß einer vom kleinen Volk sich anheischig macht, mein Château zu bewachen und von Besuchern Wegezoll zu verlangen«, sagte er. »Was sollte das eigentlich bedeuten, Herr Namenlos? Erklärt’s uns bitte.«
    »Verzeiht meine Unhöflichkeit, Herr Zamorra«; der Zwerg sprang von seinem Sessel auf und verneigte sich tief, um dann wieder umständlich auf dem von der Höhe nicht für ihn gemachten Sitz Platz zu nehmen. »Mein König ruft sich Aldebaran, und ich…«
    »Aldebaran?« stutzte Zamorra, der diesen Namen schon mal im Schulatlas auf der Sternenhimmelkarte gesehen hatte. »Wie der Stern?«
    »Oh? Man hat einen Stern nach mir benannt? Welche Ehre«, seufzte der Zwerg andächtig. »Nun, das mit dem Wegezoll… haltet es bitte für nichts anderes als einen Scherz, Herr Montagne. Immerhin fand ich Euer Zauberschloß unbewacht vor, und da man mir sagte, daß Ihr auf Reisen wäret, hielt ich es für besser, dafür zu sorgen, daß kein Unbefugter eindränge. Wisset, die meisten der Menschen sind recht geizig von Natur, was sie vornehmlich von uns Alben unterscheidet, und wenn man ihnen einen Tribut abfordert, so schrecken sie allein deshalb von einem unerwünschten Besuch zurück, um den Obolus nicht zahlen zu müssen. Nun bitte ich Euch um Verzeihung, daß ich Euch nicht alsbald erkannte, doch Euer Aufzug - Ihr und Eure Mätresse fast nackt wie beim lustvollen Liebesspiel… nun, das sah eher nach jenen sittlich verwahrlosten Reisenden aus, die wohl für wenig Geld die ganze Welt und alle Völker kennenlernen wollen, doch nicht gewillt sind, sich den örtlichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten anzupassen, geschweige denn, einen nach allgemeinen Gepflogenheiten sittsam zu nennenden Lebenswandel zu demonstrieren. Nun, einen adligen Herrn wie Euch, Herr Montagne, stellte ich mir in entsprechender, geschmackvoller Gewandung vor, geziert von kostbarem Geschmeide und kunstvoll geschmiedetem Gewaff…«
    »Kleider machen Leute«, grinste Zamorra.
    »Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen«, zitierte Nicole spöttisch ein Sprichwort.
    »… oder gehangen«, ergänzte Zamorra noch spöttischer. »Nun, nachdem das jetzt geklärt ist und alle Sünden verziehen sind…«
    »… darf ich Euch doch sicher fragen, Herr Montagne«, unterbrach ihn der Zwerg respektlos, »wie es kommt, daß Ihr außer diesem wohlerzogenen Diener, dessen Lebensweg sich aber hurtig seinem baldigen Ende nähert, keine weitere Dienerschaft besitzt. Da sind keine Wachen, die das Zauberschloß vor bösen Eindringlingen schützen - fühlt Ihr Euch gar so sicher? Da sind keine Diener, da sind nicht einmal Sklaven - dabei weiß jeder, daß jemand Eures Stils, der halbwegs bequem leben will, zumindest 43 Sklaven beiderlei Geschlechts, oder doch zumindest Leibeigene und Diener, um sich geschart haben sollte. Wie sollte denn mein König sein Reich regieren, wenn er jede profane Handreichung selbst vollbringen müßte? Wie sollte er sein Reich schützen, wenn nicht durch Wachen, die dem üblen Gesindel auf die Finger klopfen - und diese bisweilen, so es nötig ist, auch mit der blanken Klinge abtrennen?«
    »Goldige Vorstellungen«, bemerkte Nicole und räkelte sich in aristokratisch-dekadenter Trägheit in ihrem Sessel.
    Zamorra beugte sich vor. »Freund Aldebaran«, sagte er. »Meines Wissens schützt Euer König - mögen die Götter ihn Euch und auch uns noch lange erhalten - sein Reich durch seine gewaltige Zauberkunst, und diesem Vorbild folgend ist Château Montagne durch Magie geschützt. Also brauche ich keine Wächter. Und Diener oder gar Sklaven auch

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