0481 - Laurins Amazonen
auch wieder nicht, Professor, daß ich deinen unverhüllten Anblick ertragen könnte, ohne zu erblinden. Überhaupt, es müßte ein Gesetz geben, daß nur hübsche Frauen unbekleidet herumlaufen dürfen.«
»Die aber grundsätzlich, wie?« fragte Nicole schmunzelnd. Mostache nickte und schob seinen beiden einzigen Gästen zwei der Weingläser entgegen. »Selbstverständlich«, sagte er. »Auf Kosten des Hauses und auf euer Wohl.«
Zamorra grinste. »Mach mich zum Präsidenten der Republik, und ich werde dieses Gesetz verkünden«, schlug er vor.
»Und wer trifft die Entscheidung, welche Frau hübsch genug ist, um unter dieses Gesetz zu fallen?« fragte Nicole spöttisch.
»Ich mache Mostache zum dafür zuständigen Minister«, grinste der Parapsychologe.
»Mostache, was wird bloß deine Frau dazu sagen?« erkundigte Nicole sich kopfschüttelnd.
»Sie wird mir die Augen auskratzen«, seufzte Mostache. »Aber zum Glück ist sie zur Zeit nicht hier. Der Arzt hat sie zur Kur geschickt.«
»Wo eine Kur ist, ist auch ein Schatten«, unkte Zamorra.
Mostache stieß ihn an. »Eh, Professor, sollten wir nicht die Chance nutzen und dieses Gesetz sofort verkünden und in Kraft treten zu lassen? Quasi im Vorgriff auf deine Präsidentschaft? Also, bei dem Wahlversprechen - meine Stimme hast du auf jeden Fall.«
»Das könnte euch Lustmolchen so passen!« protestierte Nicole und schloß einen weiteren Knopf des Hemdes.
»Ach, das kriegen wir viel einfacher hin«, meinte Zamorra. »Das Hemd gehört schließlich mir; ich brauche es nur einfach zurückzufordern.«
»Wüstling«, protestierte Nicole. »Nur gut, daß wir nicht verheiratet sind.«
Zamorra grinste, winkte ab und wechselte das Thema. »Ziemlich leer, die Hütte. Eigentlich dürften unsere Landwirtschaft betreibenden Mitbürger doch gerade jetzt zur einsetzenden Erntezeit nicht alle in Urlaub gefahren sein.«
»Was willst du denn ernten?« fragte Mostache. »Das Getreide ist notreif, das Obst verdorrt. Und der Wein ist noch nicht soweit. Nein, Professor - sie sind nicht in Urlaub, aber die Alten setzen bei dieser Affenhitze nur dann einen Fuß vor die Tür, wenn es unbedingt sein muß. Und die Jugend amüsiert sich unten an der Loire und erschreckt die letzten dreieinhalb Fische, die es in der braunen Brühe noch aushalten.«
»Haben wir gesehen«, sagte Nicole. »Mal ’ne andere Frage, Mostache. Gibt’s etwas wirklich Neues?«
Der Wirt nickte und befüllte die Gläser neu. »Hätte ich fast vergessen«, sagte er. »Ein Zwerg hat nach euch gefragt.«
***
Magnus Friedensreich Eysenbeiß leitete den ersten Teil seines Planes ein. In dieser Phase war er auf sich allein gestellt. Nur er konnte das Täuschungsmanöver vollziehen; niemand sonst. Und auch er nur deshalb, weil er im Besitz eines Machtkristalls war.
Als er allein war, legte er die tarnende Helmmaske mit dem Vokoder ab. Er heftete das Omikron-Symbol an seinen Overall. Jetzt war er nicht mehr der ERHABENE, sondern »nur« der Ewige Yared Salem, in dessen Körper er sich befand.
Auch Salem besaß einen Dhyarra-Kristall. Eysenbeiß hatte nicht herausfinden können, welchen Rang dieser Kristall hatte, aber er spürte, daß er ihn benutzen konnte. Der Dhyarra war schwach genug, um mit Eysenbeißens Para-Fähigkeiten beherrscht zu werden. Solange das der Fall war, interessierte es Eysenbeiß nicht, ob es sich um einen Dhyarra 1., 3. oder 4. Ordnung handelte.
Vielleicht, überlegte er, konnte er nunmehr sogar Dhyarras kontrollieren, deren Stärke über Salems Befähigung hinaus reichte. Immerhin ließen sich Salems und Eysenbeißens Fähigkeiten sicher addieren, wenn nicht sogar potenzieren - wie es zum Beispiel bei einem magischen Zirkel der Fall war. Schlossen sich zwei Magier mental zusammen, verdoppelten sich ihre Kräfte. Waren es drei, so kam es nicht nur zu einer Verdreifachung, sondern zum Neunfachen der ursprünglichen Kraft jedes Einzelnen. Bei vier Teilnehmern am Zirkel versechzehnfachte sich die Kraft…
So konnte der Dybbuk eben davon ausgehen, daß die verfügbare Kraft nicht nur Eysenbeiß plus Salem war, sondern Eysenbeiß mal Salem!
Das aber war jetzt nicht von Interesse. Es reichte, daß er mit Salems Dhyarra-Kristall sein Äußeres verändern konnte. Eine gewisse Grundähnlichkeit hatte schon immer bestanden; die Veränderungen betrafen nunmehr Details wie Haarfarbe, Haarlänge, Gesichtszüge, Augenfarbe und dergleichen mehr. Er wußte sehr genau, wen er kopieren wollte, hatte ihn
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