0483 - Der Yeti ist da!
schüttelte den Kopf, als sie daran dachte. Dexter hatte ihr berichtet, wie gefährlich der Yeti war, daß er sogar den Kugelhagel aus einem Schnellfeuergewehr überlebt hatte. Also war Dex ein Feind, und Feinde vernichtete eine Bestie wie diese.
Je länger ihr Mann wegblieb, um so nervöser wurde die Frau. Sie hatte sich für diesen Tag einiges vorgenommen, aber die Arbeit konnte sie einfach nicht durchführen. Zudem traute sie sich nicht, das Haus zu verlassen. Obwohl die Wände hier auch keinen hundertprozentigen Schutz boten, hatte sie Furcht davor, nach draußen und damit in die knackige Kälte zu gehen.
Des öfteren schaute sie aus dem Fenster. Ihr Blick fiel auf die Straße, wo jetzt, um die Nachmittagsstunden, der Betrieb zugenommen hatte.
Die Menschen hatten die Pisten hinter sich gelassen und kamen nach Culver, um einen Schluck zu trinken oder einiges einzukaufen. Gegen Abend würden viele wieder in den Hotels verschwinden.
Ferienwohnungen und Ferienhäuser gab es zum Glück um Culver herum nicht, dann wäre der Trubel noch größer geworden.
Am späten Nachmittag frischte der Wind immer auf. So war es auch an diesem Tag. Er fiel von den Bergen in den Ort, wehte über die Schneeflächen und schleuderte zahlreiche Kristalle in die Höhe, die wie glitzernder Flugsand gegen die Häuser und in die schmalen Wege hineingeweht wurden.
Die Straßen leerten sich. Dem kalten Wind wollte sich keiner aussetzen. Auch die Sonne war kaum noch zu sehen. Nur die Bergspitzen erglühten in einem flammenden Dunkelrot.
Doris' Angst wuchs.
Eigentlich hätte ihr Mann schon längst wieder zurück sein müssen. Mit dem Wagen war die Strecke ein Katzensprung. Er hatte nur den beiden Fremden die Stelle zeigen wollen, wo er dem Yeti begegnet war. Nichts hatte sich bisher getan.
Sie traute den Männern aus der Stadt sowieso nichts zu. Was sollten die schon in diesem Land ausrichten? Gar nichts. Sie kannten die Berge höchstens vom Hörensagen oder aus irgendwelchen Fernsehberichten.
Doris wandte sich ab. Sie zitterte, als sie in die Küche ging, um sich einen Tee aufzubrühen. Wenn die Männer in einer halben Stunde noch nicht zurück waren, wollte sie beim District Commissioner anrufen und dort Alarm schlagen.
Dann sollte der mobil machen und mit einem Suchtrupp anrücken. Doris hatte Wasser aufgesetzt und wartete darauf, daß es warm wurde. Längst hatte sie das Licht einschalten müssen, da die langen Schatten der Dämmerung den Ort überfluteten.
Auch draußen brannten die Lichter. Der gelbe Laternenschein warf seinen hellen Teppich auf den Schnee, wo die kleinen Kristalle glänzten, als wären sie angestrichen worden.
Aus dem Schrank nahm sie einen Teebeutel und drückte ihn in die Tasse. Das Wasser war mittlerweile heiß geworden. Sie goß es in die Tasse, ließ den Tee ziehen und setzte sich auf einen der drei Hocker, die vor einer Eßtheke in der Küche standen.
Einige Krümel Kandiszucker löffelte sie ebenfalls in den Tee und rührte gedankenverloren um. Von ihrem Platz aus konnte sie durch das Küchenfenster schauen. Es lag zur Straße hin. Sie sah hin und wieder Menschen über den verschneiten Gehsteig laufen, aber sie achtete nicht darauf. Ihre Gedanken drehten sich einzig und allein um ihren Mann.
Noch immer war er nicht gekommen!
Allmählich wurde es ihr eng im Hals. Die Furcht schnürte ihr langsam die Kehle zu.
Hin und wieder warf sie einen Blick auf das Telefon. Sie hatte Angst davor, daß es sich melden würde und man ihr die Nachricht brachte, daß mit ihrem Mann etwas passiert war.
Wieder verrannen die Minuten. Im Haus war es still. Nur das leise Summen der Heizung hörte sie, aber daran hatte sich Doris längst gewöhnt. Sie trug bequeme Kleidung. Einen roten Umstandsoverall und darunter einen weißen, flauschigen Pullover aus Angora-Wolle.
Plötzlich klingelte es.
Das Geräusch der Glocke erschrak Doris so heftig, daß ihr die Teetasse aus der Hand rutschte, auf die Untertasse prallte und zerbrach. Die Scherben und der restliche Tee ergossen sich über die Platte, was Doris in diesem Augenblick nicht kümmerte.
Sie hockte auf dem Fleck und hielt die, Augen geschlossen. Erst nach dem zweiten Klingeln öffnete sie diese wieder, rutschte vom Hocker und ging zur Tür.
Mit unnatürlich weichen Knien schritt sie durch die geflieste und rustikal eingerichtete Diele. Ihr Herz schlug schneller als normal. Doris wußte plötzlich, daß es nicht ihr Mann war, der Einlaß begehrte. Zudem besaß Dexter
Weitere Kostenlose Bücher