0483 - Der Yeti ist da!
Lachen verstummte. Dexter Haley hatte unser Gespräch mitbekommen und war etwas durcheinander. Seine Frage richtete er an Dr. Mertens. »Kann es sein, daß Sie mehr wissen, Sir? Ist der Yeti nicht allein?«
»Alles deutete darauf hin.«
»Dann wird er von einem Menschen geleitet.«
»So ähnlich.« Für Mertens war das Thema abgeschlossen. Er wandte sich an mich. »Haben wir hier noch etwas zu tun?« fragte er.
»Nein.«
»Gut, gehen wir zurück. Ich will mich nicht weiterhin verhöhnen lassen.«
Dexter Haley schaute mich an, aber auch ich hatte keine Lust mehr, mich hier herumzutreiben und verhöhnen zu lassen. Den Yeti fingen wir auf diese Art und Weise nicht.
Den Weg zurück schafften wir schneller. Diesmal hatte Dexter die Führung übernommen und blieb plötzlich stehen, um einen lauten Fluch auszustoßen.
»Was haben Sie denn?« fragte ich.
»Da, der Wagen.« Er ging einige Schritte vor, um den Weg zu erreichen. »Schauen Sie sich das an.«
Den Range Rover sahen wir zwar, aber wir konnten ihn nicht mehr fahren. Die vier Reifen waren zerstört worden. Eine kurze Untersuchung ergab, daß es nicht der Yeti gewesen war, der diese Tat vollbracht hatte.
»Da muß jemand mit einem Messer gewirkt haben«, erklärte Haley.
Mertens rieb sein Kinn. »Das war Moore, John. Er hat uns die ganze Zeit über beobachtet. Mir wird ganz komisch, wenn ich daran denke.« Er schaute sich vorsichtig um, als könnte er seinen ehemaligen Freund hier irgendwo entdecken.
»Der scheint uns Steine in den Weg legen zu wollen.«
Karl Mertens lachte auf. »Steine? Das sind keine Steine mehr. Das sind schon ganze Felsen. Beide lauern irgendwo im Hinterhalt und werden eiskalt zuschlagen.«
Dexter Haley dachte praktisch. »Es hat keinen Sinn, wenn wir hier diskutieren. Ändern können wir nichts mehr. Wir müssen zu Fuß zurück. Und der Weg wird sich hinziehen.«
»Wann ungefähr können wir in Culver sein?«
»Wenn wir uns beeilen, noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
»Dann los.«
Ich fragte mich, was hinter den Plänen des Yetis und seines Führers steckte. Der Wagen war zerstört worden. Das mußte einen Grund gehabt haben. Wollte man uns vom Ort weglocken, um dort freie Bahn zu haben? Das wäre für die Menschen dort natürlich fatal gewesen, und mir gefiel der Gedanke daran überhaupt nicht.
Im Sommer hätten wir eine herrliche Wanderung vor uns gehabt. Bei tiefem Schnee und eisigem Wind machte dies keinen Spaß. Das Marschieren war kraftraubend.
Mein Blick galt des öfteren der Sonne. Ich wußte, daß sie bald untergehen würde. Ihre Farbe hatte bereits gewechselt. Der runde Körper hatte einen Stich ins Rötliche bekommen und würde bald hinter den vereisten Kuppen der Berge verschwunden sein.
Dann legte sich die Dunkelheit über das Tal und auch über den kleinen Ort Culver.
Schatten würden hineinhuschen, Lang, düster und unheimlich. Schatten, die dem Monstrum Deckung gaben, damit es, wenn es nach Culver hineinging, von den Menschen nicht so leicht gesehen werden konnte.
Neben mir stapfte Dexter Haley her. Er war das Laufen im Schnee gewohnt-. Seinem Gesicht sah ich an, wie stark die Sorgen waren, die er sich machte.
»Ich bin zwar gegen Seilbahnen, weil sie die Umwelt zerstören«, sagte er einmal. »Aber jetzt wäre ich froh, wenn wir eine in der Nähe hätten. Das können Sie mir glauben.«
»Fragen Sie mich mal, Dexter.«
Dr. Mertens war etwas zurückgeblieben. Er besaß nicht die körperliche Konstitution wie wir. »Wissen Sie, John, daß ich eine verdammte Furcht habe«, flüsterte mir Haley zu. »Es ist keine allgemeine Angst, sondern eine persönliche. Ich habe den Yeti gesehen, ich habe auf ihn geschossen, ich wollte ihn töten, er ist mir entwischt, und wenn ich vorhin gehört habe, daß Sie von Rache sprachen, dann möchte ich mich damit einbeziehen. Auch ich rechne damit, daß sich der Yeti ganz persönlich an mir rächen will.«
»Da könnten Sie recht haben.«
»Sind Sie eigentlich verheiratet?«
»Nein, wieso?«
Er schaute mich an und zog die Lippen in die Breite. »Aber ich«, erwiderte er, »und meine Frau Doris erwartet in einigen Monaten ein Kind. Begreifen Sie nun?«
»Und ob, mein Lieber, und ob…«
***
Es war ein Yeti!
Immer wieder mußte die junge Frau an diese Worte denken, die ihr Mann gesagt hatte. Ein Monstrum, ein Ungeheuer lauerte in den Wäldern der Shoshone Mountains und wartete darauf, ahnungslose Menschen töten zu können.
Und ihr Mann sollte ihn jagen. Doris
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