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0483 - Die Seelen-Piraten

0483 - Die Seelen-Piraten

Titel: 0483 - Die Seelen-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fehlschlägen kein anderer ihm mehr einen Job geben würde; nicht nur die TI zog Erkundigungen über ihre Kandidaten ein. Was also hätte er tun sollen?
    Okay, vielleicht konnte er die TI später, wenn ihm der Job sicher war, verklagen. Jetzt noch auf keinen Fall, er hatte ja nicht einmal das Geld, einen Rechtsanwalt zu bezahlen. Er mußte in den sauren Apfel beißen und abwarten.
    Nicht einmal einen Vorschuß hatten sie ihm gegeben. Sein Job begann am 1. des Folgemonats; die letzte Woche mußte er also noch mit den dreißig Dollar bestreiten, die ihm verblieben waren. Deshalb konnte er sich nicht einmal den Bus zu seinem Quartier leisten, sondern mußte zu Fuß gehen.
    Er kam an einem Info-Stand vorbei, der in der Nähe eines großen Kaufhaus-Einganges aufgebaut worden war. Drei leidlich hübsche Mädchen sprachen Passanten an und machten sie auf das Buch aufmerksam, das sie zu verkaufen hatten und von dem sie ein paar Dutzend Exemplare auf dem Tisch bereitliegen hatten, dazu Listen, in welche man sich eintragen konnte.
    Brad McCormick trat näher.
    »Parascience« lautete der Titel des Buches; der Verfasser war ein gewisser Elron Havard. McCormick war überrascht. Er hatte als Jugendlicher Bücher von Elron Havard gelesen. Science Fiction-Romane, welche ihn damals gefesselt hatten, ihm heute aber nur noch ein müdes Lächeln abrangen, weil sie viel zu klischeehaft und dümmlich waren. Pures Abenteuer ohne jeden Hintergrund, glibberige Außerirdische, die hübsche, spärlich bekleidete Mädchen von der Erde entführten und dann von den heldenhaften, blonden, blauäugigen und übermenschlich starken und tapferen Freunden der hübschen, spärlich bekleideten Mädchen gehörig was auf die Nuß bekamen. McCormick konnte es kaum glauben, daß derselbe Havard, der einen derartigen Nonsens zusammengeschrieben hatte, um einfache Gemüter spannend zu unterhalten, so etwas wie Parascience entwickelt haben sollte. Offenbar handelte es sich um eine Art religiöser Sekte, von denen es gerade in den USA unzählige gab. Aber den werbenden Worten der Mädchen zufolge war Parascience wohl etwas Besonderes. Dahinter verbarg sich ein Konglomerat aus zahllosen psychologischen und tiefenpsychologischen Erkenntnissen, zu einer Heilslehre zusammengefaßt, die dem Menschen ein größeres Wohlbefinden schenken sollte, wenn er Parascience konsequent anwandte. Das Ganze in das hier angepriesene Buch gepreßt, kostete zehn Dollar. In die ausliegenden Listen konnte sich jeder eintragen, der weitere Informationen über Parascience und die Möglichkeiten wünschte, die sich ihm eröffneten, wenn er »Scientist« wurde. Jede Menge Kurse zur Bewußtseinserweiterung und Lebenshilfe wurden angeboten; einfache Meditationsübungen genauso wie Gruppensitzungen und intensive Konzentrationsseminare.
    McCormick kämpfte mit sich. Sollte er zehn Dollar opfern und eines dieser recht engzeilig beschriebenen, annähernd tausend Seiten dicken Bücher kaufen, um sich durch die Lektüre einen Überblick über Parascience zu verschaffen? Falls es sich um eine Vereinigung geldgieriger Betrüger handelte, konnte er innerhalb einer Woche seinen TJ-Vertrag wieder lösen. Aber was brachte es ihm? Er zerstörte damit seine letzte Chance. Außerdem konnte er die zehn Dollar für das Buch nicht erübrigen. Als er eines der Mädchen um eingehendere Informationen bat, wurde er auf einen in acht Tagen stattfindenden großen »Informationsabend für Jedermann« hingewiesen, der kostenlos stattfinde.
    Aber soviel Zeit hatte er nicht.
    Grübelnd setzte er seinen Weg fort. Ihm blieb nichts übrig, als blind in den sauren Apfel zu beißen und zu hoffen, daß er dabei nicht ein halbes Dutzend Würmer mit erwischte.
    ***
    Die 24 Stunden, die Kimberley Roots für ihre Vorbereitungen veranschlagt hatte, reichten knapp aus. Um ein Haar hätte sie es nicht mehr geschafft, ihre spezielle Loge nicht nur zusammenzustellen, sondern auch an den Einsatzort zu bringen. Und das auch noch so, daß es keinem Uneingeweihten auffiel!
    Roots wußte sehr wohl, welches Risiko sie einging. Auch Dennis Holm mußte dieses Risiko erkannt haben, doch er hatte seine Zustimmung erteilt!
    Roots war Supervisor! Sie besaß geschulte Parakräfte, und sie war es gewohnt, andere Parabegabte zu steuern. Für gewöhnlich besaß eine Loge, auch PSI-TRUST genannt, sieben aktive Mitglieder. Die Mentoren, welche die Parascience- Kurse leiteten, stellten mit ihren besonderen Fähigkeiten rasch fest, ob unter ihren

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